Kreis Lörrach Klinik muss neue Führung suchen

Marco Fraune
Wollen den Übergang gemeinsam meistern (v.l.): Geschäftsführer Marco Clobes, Betriebsrats-Vorsitzende Katharina Merkofer, Geschäftsführerin Kathrin Knelange, Vorsitzender Geschäftsführer Armin Müller und Landrätin Marion Dammann. Foto: Marco Fraune

Kündigung: Geschäftsführer Armin Müller verlässt die Kreiskliniken / Nachfolgesuche-Prozess steht an

Armin Müller hat nach zwölf Jahren als Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises Lörrach seine Kündigung eingereicht. Die Aufsichtsratsvorsitzende Marion Dammann, die Kreispolitik sowie die verbliebene Krankenhaus-Spitze muss in den kommenden Monaten eine passende Nachfolge finden. Der Punkt „Impulse“ stellte laut Müller den zentralen Kündigungsgrund dar.

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Eine Beschäftigungsdauer von zwölf Jahren als Klinik-Geschäftsführer sind deutlich länger als der Durchschnitt von etwa sieben Jahren, hoben sowohl der 58-jährige Müller als auch Dammann am Mittwochnachmittag im kurzfristig anberaumten Pressegespräch hervor.

Die gesamte Führungsriege samt Betriebsrat fanden im obersten Klinik-Geschoss durchweg positive Worte für den bisherigen Vorsitzenden Geschäftsführer der Kliniken. „Agil, innovativ, kreativ und jemand, der Ziele hat“ lieferte Dammann ein vorweggenommenes Abschlusszeugnis.

Katharina Merkofer, Vorsitzende des Betriebsrats, lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die aber auch immer wieder kritisch und kontrovers ausgefallen sei. Doch gemeinsam habe man immer eine Lösung mit dem „ehrlichen und fairen Gesprächspartner“ gefunden.

Landrätin Kündigung überreicht

Anfang dieser Woche hatte Müller seine Kündigung bei der Kliniken-Aufsichtsrätin eingereicht, am Folgetag wurde der Aufsichtsrat informiert, am gestrigen Mittwoch folgten alle Führungskräfte und Mitarbeiter. Seit dem ersten Arbeitstag sei „unfassbar viel passiert“, erklärte Müller am Nachmittag dann vor den Medien.

Die Zahl der Mitarbeiter stieg deutlich, nun gemeinsam mit dem während seiner Dienstzeit fusionierten St. Elisabethen-Krankenhaus auf 2300 (rund 1500 Vollzeitstellen). Doch irgendwann hatte sich Müller laut eigenen Schilderungen gefragt, ob er als Geschäftsführer der Lörracher Kreiskliniken noch die richtigen Impulse setzen kann. Die Frage, ob er bis zur Rente den Job ausüben will, beantwortete er letztlich mit nein. „Zufällig und gut“ sei es gewesen, nun als Geschäftsführer der Kreiskliniken Emmendingen zu wechseln.

Ende-Zeitpunkt unklar

Wann genau Müller in Lörrach seine Tätigkeit aufgibt, ist noch nicht klar. Auf Ende Jahr wurde gekündigt, doch gerne würde er früher gehen. Nach einer gewissen Zeit bedürfe es einfach einer neuen Führungskraft. Dass er womöglich zerrieben wurde zwischen den bundes- und landesweit geltenden politischen Rahmenbedingungen, einer mit gewissen Ansprüchen ausgestatteten Kreispolitik samt Landrätin Dammann an der Spitze sowie Mitarbeitern, die wiederum andere Interessen und Wünsche haben, sei nicht der Fall. So wechsle er nun wiederum zu einer Klinik und werde weiterhin mit solch unterschiedlichen Ansprüchen konfrontiert sein, weiß der Geschäftsführer.

Für die kommende Zeit sehe er zwar, dass die wirtschaftliche Situation auch durch die Pandemie nicht einfach sei, aber die Kliniken seien gut aufgestellt und hätten mit dem neuen Klinikum eine tolle Perspektive, so Müller weiter. Er sei froh, dass es mit Kathrin Knelange, Marco Clobes und Prof. Dr. Hans-H. Osterhues zwei Geschäftsführer und einen Ärztlichen Direktor gebe, die thematisch hervorragend aufgestellt sind, schilderte Müller sowohl in der Mail an alle Mitarbeiter als auch gegenüber der Presse.

Erstaunt, aber nicht überrascht

Von dem Optimismus einer guten Nachbesetzung getrieben zeigte sich hier Landrätin Dammann, die um das Lebensthema „Impulse setzen“ von Müller wusste und daher zunächst „erstaunt und natürlich betroffen“ von der Kündigung gewesen sei, doch nicht ganz überrascht. Müller habe jedenfalls Großartiges für die Kliniken geleistet.

Nicht nur das Erreichen der Schwarzen Zahlen vor Corona, auch die Nutzung von Synergien der drei bisherigen Kliniken-Standorte in Form eines Zentralklinikum-Neubaus und auch die Fusion mit dem Eli nannte Dammann als einige Fußabdrücke, die Müller hinterlassen habe.

Angesichts der damit passenden Rahmenbedingungen seien die Voraussetzungen für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin sehr attraktiv. Das Zentralklinikum könne die Person mit eigenen Ideen füllen. „Mit Spannung, aber mit großer Zuversicht sehe ich dem Auswahlprozess entgegen.“

Zwischen dem Fortgang von Müller und dem Start der neuen Führungskraft werden die Aufgaben auf mehrere Köpfe verteilt, erklärte Clobes. „Es geht weiter. Wir gestalten den Übergang inhaltlich und konzeptionell.“

Begleitetes Auswahlverfahren

Das genaue Auswahlverfahren wird nun gemeinsam mit dem Kreistag festgelegt, so Dammann, die auf ein begleitetes Verfahren setzt. Zügig, aber nicht überstürzt soll es ablaufen. Wahl und Bestellung des neuen Geschäftsführers könnten in diesem Jahr anstehen. Im Frühjahr nächsten Jahres könnte die Person dann wohl starten. Es bleibe damit noch genug Zeit, um sich bis zum geplanten Zentralklinikum-Start im Jahr 2025 gut einzuarbeiten.

Die Finanzierung des Klinikbetriebs sowie die landauf landab problematische Personalisation sei überall gegeben, geht Dammann nicht von ausgebremsten Bewerbungen ein. Gleichzeitig gelte natürlich: „Wir müssen alles tun, uns gut zu positionieren und zu vernetzen und attraktiv für Arbeitnehmer zu sein.“

Hier sieht sie auch die Notwendigkeit der auskömmlichen Finanzierung des Kliniksektors auf anderer politischer Ebene. Das Zentralklinikum werde sich inhaltlich weiterentwickeln, das Thema Vernetzung von ambulant und stationär biete viel Gestaltungsspielraum, und auch die Digitalisierung sei ein Zukunftsthema für den neuen Geschäftsführer. Es gebe also insgesamt einen großen Bedarf an Gestaltung.

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