Prüfungen, ob die tatsächlich in Rechnung gestellten Leistungen korrekt sind, finden indes nur in 25 Prozent der Fälle statt, wie im Rahmen der Pressekonferenz weiter zu erfahren war. „Hier werden dann lediglich 14 Prozent vom medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) beanstandet.“
Bei diesem verortet Müller das ursächliche Problem, da dieser nicht neutral sei. „Auch nicht nach der Reform.“ So bestehe der neue MDK-Verwaltungsrat zu zwei Dritteln aus Vertretern der Kassen. Die anderen Mitglieder seien entweder nicht stimmberechtigt oder in der Minderheit.
Durch die Strafzahlungen bekommen die Kassen laut Müller einen noch höheren Anreiz, das eigene Instrument namens MDK ausgiebiger zu nutzen als bisher.
Versorgungslücke im Gesundheitssystem
Die längere Verweildauer von Patienten kann verschiedene Gründe haben: Bisweilen gibt es keine Anschlussversorgung, keinen Heim- und Pflegeplatz, oder der Patient hat im häuslichen Umfeld keine Unterstützung, auf die er nach dem Klinikaufenthalt aber angewiesen ist.
Müller konkretisierte das Verhalten des MDK am Beispiel einer 88-jährigen Patientin mit Krebs im Endstadium, die aus Freiburg wohnortnah in die Kreiskliniken verlegt wurde. Ein Hospizplatz konnte aufgrund der geringen Verfügbarkeit in der Region erst nach drei Wochen gefunden werden. Eine häusliche Versorgung sei wegen der Erkrankung seitens der Angehörigen nicht leistbar gewesen.
Der MDK sah dies anders und kürzte den Kreiskliniken die Rechnung um mehr als 50 Prozent ein, berichtete Müller.
Müller zeigt sich über das Vorgehen empört
Dieser zeigt sich empört über das Vorgehen. Würden die Kliniken überlastet, könnten die Lücken zwischen Krankenhausaufenthalt und Nachsorge nicht mehr geschlossen werden.
Es könne nicht sein, dass Kliniken Versorgungslücken mit eigenen Geldern schließen, befand Landrätin Marion Dammann. Die Finanzierung werde weder im Sozialsystem noch in anderen Versicherungssystemen abgedeckt.
Laut Müller will man Patienten und deren Angehörige zukünftig über Rechnungskürzungen informieren und das Thema in die Öffentlichkeit tragen. Denn über das Versorgungsdilemma spreche niemand.