Kreis Lörrach Kliniken zählen wieder mehr Patienten

Michael Werndorff
Das neue Zentralklinikum soll 2026 seine Pforten öffnen. Foto: Maja Tolsdorf

Die Kreiskliniken GmbH schreibt weiterhin rote Zahlen. Auch für nächstes Jahr wird mit einem Defizit in Millionenhöhe gerechnet. Indes: Die Talsohle ist laut Geschäftsführer durchschritten. „Es geht langsam bergauf“, lautet die Botschaft.

Das neue Zentralklinikum im Lörracher Entenbad soll 2026 seinen Dienst aufnehmen: Auf einer Bruttogeschossfläche von 89 600 Quadratmetern wird das neue Krankenhaus die bisherigen Standorte vereinen und für Mitarbeiter wie Patienten ein hochmodernes Umfeld darstellen, in dem verschiedene medizinische Disziplinen unter einem Dach angesiedelt sind.

Mit der Entscheidung, den Lörracher Weg 2.0 zu beschreiten und letztlich ein neues Zentralklinikum zu bauen, habe der Landkreis alles richtig gemacht und gesundheitspolitische Entwicklungen bereits vorweggenommen, lobte Kliniken-Geschäftsführer Udo Lavendel am Mittwochabend beim Jahrespressegespräch im Landratsamt. Gesundheitspolitische Ziele wie Zentralisierung und Bettenabbau habe man bereits in Angriff genommen. „Mit dem Zentralklinikum hat der Landkreis alles richtig gemacht“, erklärte Lavendel vor den Medienvertretern. Bei der Reform von Gesundheitsminister Lauterbach werde es Gewinner und Verlierer geben, sagte der Kliniken-Chef.

Schwierige Situation

Es sei eine schwierige Situation, die Kreiskliniken könnten sich aber auf der Seite der Gewinner sehen. Lavendel berichtete von einem überaus ereignisreichen Jahr für die Kliniken GmbH, welche die Talsohle nun durchschritten habe. „Es geht schrittweise bergauf“, verwies er auf leicht steigende Fallzahlen. Zu den vielen Aufgaben gehörte auch die Erarbeitung einer Medizinstrategie, die gemeinsam mit dem ärztlichen Personal erarbeitet worden sei: So wird der Medizin-Campus sektorübergreifend akutstationäre, rehabilitative und ambulante Medizin an einem Standort anbieten.

Geplant sind: Ein Eltern-Kind-Zentrum mit Perinatalzentrum, ein Zentrum für Gynäkologie und Urologie, ein Bauch-Darm-Zentrum, ein Herz- und Gefäßzentrum sowie ein Zentrum für Altersmedizin und ein Muskuloskelettales Zentrum und Traumatologie. Ebenso werden dereinst Patienten in der Klinik für Neurologie und der Klinik für Psychosomatik behandelt werden. Der Medizin-Campus umfasst zudem eine Sektion für Diabetologie, wie der Medizinstrategie zu entnehmen ist. Auch sei das Campus-Konzept wieder eröffnet, erklärte Lavendel. Dieses umfasst neben dem Zentrum für seelische Gesundheit ein Ärztehaus, Campus-Reha, eine DRK-Rettungswache, Kita samt Boarding House und ein Parkhaus als separates Projekt.

Wichtiger Meilenstein

Ein wichtiger Meilenstein in diesem Jahr war laut Lavendel die Schließung des Standorts Rheinfelden und damit verbunden der Abbau von teuren Leiharbeitskräften. Allein im Jahr 2023 hätten die Kreiskliniken 33 Millionen Euro allein für die rund 150 Honorarkräfte ausgegeben. Die Schließung des Standorts hätte 3,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mittlerweile habe man auf 70 Honorar-Vollzeitstellen abbauen und festangestellte Mitarbeiter aufbauen können – der größte Teil in der Pflege. Insgesamt hätten die Kreiskliniken auf diesem Weg elf Millionen Euro einsparen können. „Wir konnten viele neue Mitarbeiter in der Pflege einstellen. Und das ist positiv“, sagte Lavendel. Und: Mit der Sicherstellung der Kontinuität im Management sende man eine wichtige Botschaft an die Belegschaft.

Ziel der Kliniken GmbH sei es, bis zum Jahr 2028 die Patientenanzahl auf das Vor-Corona-Niveau zu steigern. So wolle man verloren gegangene Patienten zurückgewinnen und die Patientenbindung stärken, hieß es weiter. Für dieses Jahr wurde ein Plus von rund 500 Patienten verbucht. Die Verantwortlichen rechnen insgesamt mit 29 000 stationären Fällen.

Finanzielle Schieflage

Trotz aller Aufbruchstimmung: Die Kreiskliniken rechnen für das nächste Jahr mit einem Defizit von 6,4 Millionen Euro. Auch weiterhin wird die Kliniken GmbH auf millionenschwere Finanzspritzen des Kreises angewiesen sein. Immerhin: Das Betriebsergebnis soll bis 2028 vollständig ausgeglichen werden. Hierzu müssen aber einige Bedingungen erfüllt sein, unter anderem die Fortführung des Restrukturierungsprogramms. Zur Sicherung der Liquidität für das Jahr 2025 wurde die Unterstützung durch den Landkreis Lörrach in Form von Zuschüssen in Höhe von 21 Millionen und einer Kapitalerhöhung in Höhe von vier Millionen berücksichtigt. Nur mit diesen Kapitalzuflüssen – 2024 waren es 30 Millionen Euro – kann Lavendel zufolge die Zahlungsfähigkeit der Kliniken GmbH gewährleistet werden. Das angekündigte Hilfspaket des Landes mit einem Gesamtvolumen von 150 Millionen sei in den Wirtschaftsplan noch nicht miteingeflossen, hieß es Mitte November.

Mit den bislang geleisteten Zahlungen ist der Kreis aber noch nicht aus dem Schneider: Auch für das Jahr 2026 zeichnet sich eine Liquiditätslücke ab, sofern die Restrukturierung nicht schneller als geplant voranschreitet oder die Unterfinanzierung der Kliniken nicht durch politische Beschlüsse des Bundes geschlossen wird. Sollte sich die Lage also nicht verbessern, wird ein Finanzloch von rund 15 Millionen klaffen. Das müsste der Träger, also der Landkreis, mit einem Betriebskostenzuschuss stopfen, wie aus der Wirtschaftsplanung hervorgeht.

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