Kreis Lörrach Klinkenputzen zahlt sich aus

Die Oberbadische
Für Langzeitarbeitslose ist es besonders schwierig, wieder im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Förderung: Teilhabechancengesetz soll Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt integrieren

Mit dem im vergangenen Jahr in Kraft getretenen Teilhabechancengesetz stehen neue Fördermöglichkeiten zur Integration von Langzeitarbeitlosen in den Arbeitsmarkt zu Verfügung. Eine erste Bilanz stimmt die Verantwortlichen in der Lörracher Arbeitsagentur zuversichtlich.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. „An Fördermöglichkeiten fehlt uns jetzt nichts mehr, die Lücke wurde geschlossen“, befand Andreas Finke, Chef der Lörracher Arbeitsagentur, im Gespräch mit dem Emmendinger CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Weiß, der an dem Gesetz mitwirkte und im Rahmen einer sozialpolitischen Sommertour dieser Tage in Lörrach Station machte. Nun gehe es um die Umsetzung, sagte Finke.

Die neue Maßnahme richtet sich an Personen über 25 Jahren, die seit mehreren Jahren arbeitslos sind und Leistungen der Grundsicherung beziehen. Die Förderung sieht vor, Arbeitgeber bei der Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren finanziell zu entlasten. So werden in den ersten beiden Jahren Lohnkostenzuschüsse von 100 Prozent bezahlt und im fünften Jahr des sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses noch 70 Prozent, erklärte Finke. Außerdem sieht das Teilhabechancengesetz die Übernahme von Kosten einer Weiterbildung und einer beschäftigungsbegleitenden Betreuung vor, erklärte Michael Rimkus, Bereichsleiter Markt und Integration.

Trotz einer guten Konjunktur gebe es bei den Langzeitarbeitslosen einen harten Kern, der es nicht zurück in den Arbeitsmarkt schaffe, erklärte Weiß. Ursache seien oftmals gleich mehrere Probleme, die einer Eingliederung entgegenstünden.

Mobilität ein Thema

Auch alleinerziehende Mütter machen einen gewichtigen Teil dieser Gruppe aus. Handlungsbedarf sah Weiß bei der Kinderbetreuung (Stichwort Tagesmütter), hinderlich seien bisweilen die Öffnungszeiten von Kindergärten. Weiter spiele das Thema Mobilität eine Rolle bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Laut Rimkus könne die Arbeitsagentur Betroffenen unter die Arme greifen und für sechs Monate die Kosten eines angemessenen Mietwagens übernehmen. „Das Angebot hat sich aber noch nicht etabliert“, sah der Bereichsleiter Markt und Integration noch Luft nach oben.

Angesichts der Herausforderungen bei der Integration von Langzeitarbeitslosen zeigte sich Rimkus zufrieden. Das Ziel, bis Ende des Jahres 42 Kunden in ein gefördertes Arbeitsverhältnis zu bringen, werde wohl übererfüllt, denn zum 1. September werden es schon 32 Arbeitnehmer sein, bilanzierte Rimkus. Mit großem Engagement sensibilisiere man potenzielle Arbeitgeber. Das Klinkenputzen zahle sich jedenfalls aus, insbesondere kleine Firmen zeigten sich sehr engagiert Dabei sei man aber auf stabile finanzielle Mittel angewiesen, die das neue Gesetz nun zur Verfügung stelle.

Kritik an Kommunen

Was die Arbeitgeber angeht, seien es zu 70 Prozent soziale Einrichtungen von Beschäftigungsgesellschaften und 30 Prozent Firmen im ersten Arbeitsmarkt, erfuhr der Abgeordnete. Kritik übte Rimkus an den Gemeinden im heimischen Kreis, die sich dem Programm noch nicht geöffnet hätten: „Mitarbeiter und Personaler verweigern sich. Das verstehen wir nicht.“ Städte und Gemeinden sollten indes auf das Angebot eingehen, fordert die Lörracher Arbeitsagentur. Erschwerend komme hinzu, dass bei der Zeitarbeit 400 Stellen weggefallen seien und die Arbeitslosigkeit steige und mehr Kurzarbeit verzeichnet werde. Diese könne aber laut Finke für Weiterbildung genutzt werden, sagte Finke.

Wie wichtig das berufsbegleitende Coaching für die Wiedereinsteiger sei, blieb nicht unerwähnt. Mit dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt seien zum Beispiel Rechnungen oder Versicherungsfragen für die Betroffenen eine Herausforderung. Hier helfen Sonderpädagogen und Sozialarbeiter und befähigen die Betroffenen, ihr Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Wünschenswert wäre es laut Finke, dass die Unternehmen die ehemaligen Langzeitarbeitslosen auch nach Ablauf der fünfjährigen Förderung weiterbeschäftigen.

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