Kreis Lörrach Kreiskliniken suchen neuen Geschäftsführer

Michael Werndorff
Die Kreiskliniken sind in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage: Erschwerend kommt hinzu, dass der neue Geschäftsführer Sascha Sartor gekündigt hat. Foto: Michael Werndorff

Die Führungsstruktur soll neu geregelt werden.

Paukenschlag bei den Kreiskliniken: Der neue Vorsitzende Geschäftsführer Sascha Sartor verlässt die Kreiskliniken Ende Juli nach acht Monaten aus persönlichen Gründen (wir berichteten). Sartor folgte auf Armin Müller und hatte im Oktober zunächst die Position eines Interims-Geschäftsführers eingenommen. Im Dezember war er dann vom Kreistag zum fest angestellten Vorsitzenden Geschäftsführer bestellt worden.

Schwierige Zeit

Sartors Abgang kommt in einer für die Kreiskliniken schwierigen Zeit: Wie viele Kliniken in Deutschland schreibt der Eigenbetrieb des Landkreises rote Zahlen: Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie und sinkender Patientenzahlen, die seit 2018 um mehr als 40 Prozent eingebrochen sind, befindet sich die Krankenhausgesellschaft in einer finanziellen Schieflage. Hinzu kommen nun höhere Tarifabschlüsse.

Für das laufende Jahr rechnen die Kreiskliniken mit einem Verlust von etwa zehn Millionen Euro, eingepreist ist dabei schon der Betriebskostenzuschuss des Kreises in Höhe von sechs Millionen Euro. Im Herbst wird dieser wohl nachschießen müssen.

Die Wende im Finanzdebakel soll ein Sanierungskonzept bringen, das unter Sartor aufgegleist wurde. Dazu zählen unter anderem Maßnahmen zur Steigerung der Patientenzahlen und zur Aufwertung der Außenwahrnehmung der Kreiskliniken, die mit einem Imageproblem kämpfen. Weiter wird noch vor Inbetriebnahme des Zentralklinikums „Entenbad“ die Funktionen der bestehenden Standorte überarbeitet.

Um das Defizit in den Griff zu bekommen, brauchen die Kliniken in erster Linie mehr Patienten. Ein Plus von 7000 in den kommenden drei Jahren hat sich die Klinikleitung vorgenommen. Der Sanierungs- und Restrukturierungsprozess wird weiterhin von Udo Lavendel, Geschäftsführer Restrukturierung, verantwortet, während das Neubauprojekt des Zentralklinikums von Thorsten Stolpe, Geschäftsführer Bau, federführend umgesetzt wird, wie die Kreiskliniken am Donnerstag mitteilten.

Wichtige Impulse gesetzt

In den Kreistagsfraktionen sorgt Sartors Abgang für Bedauern, wie ein Stimmungsbild zeigt. „Ich bedaure den Weggang von Herrn Sartor sehr, da er in der kurzen Zeit, in der er die Geschäfte der Kliniken GmbH führte, wichtige Impulse für eine gute wirtschaftliche und medizinische Zukunft der Klinken gegeben hat und auch wahrnehmbare Schritte dazu auf den Weg gebracht hat“, erklärt Jörg Lutz (SPD) auf Anfrage unserer Zeitung. Nach seinem Ausscheiden werde es umso wichtiger werden, die Führungsstruktur der Klinken klar zu regeln. „Hier gibt es meiner Auffassung nach Klärungsbedarf.“

Wenig überrascht von Sartors kurzem Gastspiel zeigte sich Wolfgang Fuhl (AfD) und verwies im Gespräch mit unserer Zeitung auf das vertraglich vereinbarte Sonderkündigungsrecht. „Leider ist Herr Sartor bei uns nicht heimisch geworden. Immerhin fallen wir auf der Führungsebene in kein Loch“, so Fuhl. Mit Lavendel und Stolpe seien die Kreiskliniken gut aufgestellt.

„Dass persönliche Gründe den Ausschlag für die Kündigung gaben, wird durch seinen angekündigten Umzug von NRW nach Niedersachsen bestärkt“, kommentierte Paul Renz (CDU), den Weggang. „Den Eindruck, den ich aus seiner Vorstellungsrede gewonnen habe, hat sich auch in seiner kurzen Zeit als Krankenhausmanager bestätigt. Er brachte alles mit, was man für diesen schwierigen Job braucht, gute Fachkenntnisse, Kommunikationsfähigkeit und analytisches Urteilsvermögen. Insofern bedauere ich den Weggang“, so Renz.

Kein Zeitdruck

Und weiter: „Herr Lavendel , der als Co-Geschäftsführer für die Umsetzung des Sanierungs- und Restrukturierungsprozesses beauftragt wurde, wird den begonnenen Weg nach meiner Einschätzung konsequent fortsetzen.“ Zur Wiederbesetzung der Stelle des leitenden Geschäftsführers besteht laut Renz daher kein Zeitdruck. Der Aufsichtsrat werde sich im Laufe des Jahres mit der Frage und Entscheidung der Geschäftsführerbesetzung befassen. Sartors Weggang mache nach außen hin keinen guten Eindruck, erklärte Grünen-Fraktionschefin Margarete Kurfeß angesichts der jüngsten Kündigungen.

Zuletzt verließen die Geschäftsführerin Pflege, Kathrin Knelange, und der Geschäftsführer Verwaltung & Service, Marco Clobes, die Kreiskliniken. Sartor hatte ein gutes Sanierungskonzept, dafür aber nicht ausreichend Unterstützung erfahren, befand Kurfeß. Im Kliniken-Aufsichtsrat würden nun mehrere Maßnahmen diskutiert, unter anderem steht die Frage im Raum, welche Funktionsträger auf zweiter Ebene mit welchen Entscheidungsbefugnissen ausgestattet sein können.

„Wir richten den Blick jetzt nach vorne“, machte Ulrich May (FW) deutlich. „Mit der Firma Consus haben wir einen leistungsstarken Partner für die beschlossene Restrukturierung gefunden, der aus unserer Sicht nicht nur den Sanierungs-Geschäftsführer, sondern auch den Vorsitzenden der Geschäftsführung stellen sollte. Gemeinsam – Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Kreistag – sollen dann die erforderlichen Impulse für eine bessere Entwicklung der Kliniken gesetzt werden.“

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