Kreis Lörrach Klinikverantwortliche fordern Ausgangssperre

Gerd Lustig
Informierten gestern über die Lage in den Kreiskliniken (v.l.) Armin Müller, Bernhard Hoch und Hans Osterhues. Foto: Gerd Lustig

Coronavirus: Zahl stiegt um 18 auf 81 Fälle

Kreis Lörrach -  Kanzlerin Angela Merkel hat am Mittwochabend zur aktuellen Corona-Krise in ihrer Rede an die Nation von einer ernsten Lage gesprochen, die auch wirklich jeder ernst nehmen soll. Die Führung der Kreiskliniken Lörrach bekräftigte diesen eindringlichen Appell. Heute (Freitag) zählte der Landkreis Lörrach 81 bestätigte Fälle, 18 mehr als am Vortag. Zehn Personen werden im Krankenhaus behandelt. Bei rund 990 Personen ist mittlerweile ein Abstrich gemacht worden, deren Befunde waren jedoch negativ.

„Die Lage ist dramatisch“

„Die Lage ist dramatisch“, waren sich der Medizinische Leiter Bernhard Hoch, Chefarzt Hans Osterhues und Geschäftsführer Armin Müller beim gestrigen Pressegespräch einig. Und angesichts der vielen Menschen, die den Ernst der Lage noch immer nicht begriffen hätten, wie man bei vielen munteren Begegnungen im Freien erschreckenderweise festgestellt habe, forderte Hoch eine sofortige Ausgangssperre: „Wir müssen so schnell wie möglich die Infizierungskurve versuchen abzuflachen, sonst schaffen wir die medizinische Versorgung für die Menschen nicht mehr“, warnte Hoch.

Derweil sehen sich die Verantwortlichen der Kreiskliniken gut gerüstet und vorbereitet. Ein eigener Bereich ist für insgesamt 48 Patienten mit schweren Symptomen vorbereitet. Auch das nötige Fachpersonal ist da und parat. Für eine „weitere Welle“ ist man bereits dabei, weiteres Personal, das woanders derzeit nicht gebraucht wird, weil beispielsweise planbare Operationen und Maßnahmen zurückgestellt wurden, zu schulen.

Geld spielt keine Rolle

Aktuell spricht man im Kreiskrankenhaus Lörrach, wo alles, was mit Corona zu tun hat, zusammenläuft, von vier schweren Fällen. Wobei alle vier ältere Menschen beatmet werden müssen.

Insgesamt kann die Klinik auf 15 Geräte zurückgreifen. Gegebenenfalls könnte diese Zahl noch verdoppelt werden. Das Geld spiele derzeit keine Rolle, es gehe darum, die Menschen je nach Krankheitsgrad entsprechend zu versorgen, machte Geschäftsführer Armin Müller deutlich.

Preise auf dem Markt stark gestiegen

Derzeit wurden für Schutzmaterialien und-Mittel bereits 100 000 Euro mehr ausgegeben, weil die Preise auf dem Markt stark gestiegen sind. Grundsätzlich verlässt er sich auf die Aussage von Gesundheitsminister Jens Spahn, wonach die Finanzen der Krankenhäuser in unbürokratischer Weise geregelt werden.

Auch einige Personen in der medizinischen Pflege und Versorgung der Klinik selbst sind vom Coronavirus betroffen. Es gehe ihnen aber gut, sie seien zuhause, und derzeit gäbe es keine Engpässe, erklärte Müller. Bei den Kliniken wird an Ausfallkonzepten gefeilt, Führungskräfte haben eine Urlaubssperre und Mitarbeiter, deren Tätigkeit dies zulässt, wurden zum Abbau von Überstunden angehalten, um am Tag X erholt einsatzbereit zu sein.

Wir können nicht jeden und massenhaft testen

Allerdings fehle in Bereichen Reinigungspersonal oder bei Transporten inzwischen Personal. „Es wäre schön, wenn wir hier noch Leute rekrutieren könnten“, sagte der Geschäftsführer.

Unterdessen verteidigte die Klinikführung die bislang eher sehr restriktiv gehandhabte Form der Testung von möglicherweise Infizierten. „Wir können nicht jeden und massenhaft testen“, erklärte Hoch. Deutschland sei beispielsweise hier mit Südkorea nicht zu vergleichen. Man habe erst gar nicht das Personal für die Durchführung der Tests, pflichtete auch Chefarzt Osterhues bei. Zudem dauere es zunehmend länger, bis die Ergebnisse vorliegen.

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