Kreis Lörrach Kunden von Camper Base Lörrach müssen um ihr Geld bangen

Maja Tolsdorf
Der Traum vom Urlaub mit dem eigenen Wohnmobil endet für einige jäh, denn mancher Betrieb geht derzeit insolvent. Foto:  

Camper Base Lörrach mit Sitz in Maulburg ist insolvent. Der Camping-Boom der Corona-Zeit ist vorbei. Steigende Zinsen sorgen für die Zurückhaltung der Konsumenten beim Kauf von Wohnmobilen und Wohnwagen.

Eine Insolvenzwelle rollt derzeit über einige Anbieter von Wohnmobilen und Wohnwagen hinweg, denn die Niedrigzinsphase und der Camping Boom ist erst einmal vorbei. Betroffen ist auch das Unternehmen Camper Base Lörrach mit Sitz in Maulburg. Am Wochenende hat unsere Zeitung die Mail eines enttäuschten Kunden erreicht, der wegen eines laufenden Verfahrens anonym bleiben will. Denn er hat nun den Weg zum Anwalt gesucht, weil er „per Zufall erfahren hat, dass der Betrieb insolvent ist“, wie er auf Nachfrage erklärt.

Bezahlt ohne Leistung

Im Juli habe er Camper Base in Maulburg einen Werkstattauftrag zum Einbau von Zubehör erteilt. Das sei bist heute nicht erfolgt. Kostenpunkt knapp 2000 Euro. „Das Geld ist wohl erstmal futsch, ich habe noch Glück, dass es sich um einen kleineren Betrag handelt“, sagt er. Andere Kunden wie von Camper Base Rhein-Main hatten da weniger Glück. Im Juli schreibt ein Nutzer auf der Firmenwebseite: „Der Händler ist aktuell zahlungsunfähig, wird eventuell insolvent, Fahrzeugkauf nur gegen Vorkasse, ist aber auch wenn ich noch kein Geld überwiesen habe schwierig.“

Mit Geschädigten vernetzt

Auch der von Camper Base Lörrach enttäuschte Kunde schreibt in seiner Mail: „Viele Kunden werden wohl sehr viel Geld verlieren, da die bestellten und bezahlten Fahrzeuge nicht mehr ausgeliefert werden.“ Aus eigener Erfahrung, interner Kreise und durch den Austausch über Facebook-Gruppen mit Geschädigten aus Deutschland habe er seine Informationen. Dass es eine Verbindung der Camper-Base-Betriebe in Deutschland geben muss, wird schon auf der Webseite des Standorts in Maulburg deutlich, auf dem die übrigen Betriebe genannt werden. Von der seit August vorläufigen Insolvenz der Camper Base Rhein-Main erfährt man im Internet.

Insolvenz nun öffentlich

Auch die Daten über die vorläufige Insolvenz von Camper Base Lörrach sind im Internet inzwischen öffentlich zugänglich, die Formulierungen eindeutig. So ist auf der Webseite diebewertung.de nachzulesen, dass der Betrieb über Gegenstände des schuldnerischen Vermögens nur nach Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters verfügen kann. Dieser hat zudem die Aufgabe, durch Überwachung des Unternehmens deren Vermögen zu sichern und zu erhalten. Den Käufern der Camper Base Lörrach wird verboten, an den Betrieb zu zahlen. „Sie werden aufgefordert, Leistungen unter dieser Anordnung nur noch an den vorläufigen Insolvenzverwalter zu leisten“, heißt es auf der Webseite weiter.

Und auch umgekehrt können Kunden derzeit in dieser Phase des vorläufigen Insolvenzverfahrens auch keine Forderungen geltend machen, wie Uwe Kaiser im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt.

Arbeitsplätze sichern

Seit 4. September ist der Wirtschaftsprüfer und Betriebswirt als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Seine Aufgabe ist es nun, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen und das Unternehmen möglichst in Richtung Fortführung auszurichten, wie er erklärt. Denn oberstes Ziel eines Insolvenzverfahrens sei immer der Fortbestand eines Betriebs, um Arbeitsplätze zu sichern. Deshalb werde derzeit versucht, die Löhne der Mitarbeiter durch Insolvenzgeld abzusichern. Das vorläufige Verfahren läuft bis Ende Oktober. Anfang November wird dann über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens entschieden.

Für Prognose zu früh

Derzeit könne laut Kaiser noch keine Rede davon sein, dass die Geschichte der Wohnmobile in Maulburg nach fast zehn Jahren endet. Für eine verlässliche Prognose über den Ausgang sei es aber noch zu früh. Angesprochen auf die Insolvenzen der übrigen Camper-Base-Unternehmen in Deutschland betont Kaiser, dass der Betrieb in Maulburg rechtlich von den übrigen Standorten unabhängig sei. Geschäftsführer Urs Fischer, der neben Camper-Base in Maulburg, bei zwei weiteren Standorten als Geschäftsführer genannt wird, stand bis Redaktionsschluss für Anfragen nicht zur Verfügung. Begonnen hat die Geschichte der Camping-Fahrzeuge in Maulburg im Jahr 2015. Dort hatte sich das Rheinfelder Unternehmen ML Reisemobile von Inhaber Thomas Linsin auf dem Gelände der Alten Bettfedernfabrik niedergelassen.

Camper Base Gruppe ein Tochterunternehmen

Zuvor war es bereits sieben Jahre in Rheinfelden ansässig und das so erfolgreich, dass ein deutlich größeres Grundstück nötig geworden war, was Linsin in Maulburg fand. Im Jahr 2022 übernahm dann die Sozius Mittelstand Invest GmbH den Familienbetrieb, weil Linsin keinen Nachfolger fand.

Auf seiner Webseite verspricht Sozius Mittelstand das „Lebenswerk von Unternehmern bodenständig und wertschätzend weiterzuentwickeln“. Die teils insolvente Camper Base Gruppe ist ein Tochterunternehmen.

  • Bewertung
    34

Beilagen

Umfrage

Alice Weidel

Rufe nach einem AfD-Verbotsverfahren werden lauter. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading