Kreis Lörrach Lage ist weiterhin angespannt

Michael Werndorff
Sollte sich das Krankheitsbild verschlechtern, kann der Hausarzt den Patienten in der Fieber-Ambulanz anmelden. Foto: Archiv

Coronapandemie: Kassenärztliche Vereinigung eröffnet Fieber-Ambulanz in Lörrach.

Kreis Lörrach - Die Zahl der Coronavirus-Infizierten entwickelt sich im Landkreis Lörrach nach wie vor dynamisch, wie Landrätin Marion Dammann gestern im Rahmen einer Telefonkonferenz erklärte. Noch sei der Höhepunkt der Pandemie weder erreicht noch absehbar. Derweil wird heute eine von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) betriebene Fieber-Ambulanz in Lörrach eröffnet, um Hausarztpraxen zu entlasten.

Die Gesamtentwicklung des Infektionsgeschehens könne man gut beherrschen, erklärte die Landrätin. Ziel sei es, die Corona-Infektionskurve so abzuflachen, dass die Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend medizinisch versorgt werden können. „Die Versorgung gelingt, das ist bisher ohne Wenn und Aber der Fall.“ Beim Blick auf Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in Baden-Württemberg liege der Landkreis knapp unter dem Mittelfeld, was sich aber permanent ändern könne, war von Dammann weiter zu erfahren.

Bernhard Hoch, Geschäftsführer Bereich Medizin der Kreiskliniken, berichtete von 32 stationär untergebrachten Corona-Patienten, zehn Covid-19-Erkrankte müssten beatmet werden.

Man sei für den weiteren Verlauf der Pandemie vorbereitet: Die zweite Isolierstation sei nicht ausgelastet. „Wir haben Platz, weitere Patienten aufzunehmen.“ Landkreis und Kliniken hätten Konzepte, um auf steigende Patientenzahlen zu reagieren. Laut Hoch könne zum Beispiel ein Operationssaal als Beatmungsraum genutzt werden.

Die Frage, wie sich die Pandemie im Landkreis entwickeln werde, lasse sich nicht beantworten. „Wir beobachten die Lage in unseren Nachbarregionen. Anhand dessen werden Szenarien durchgedacht und Vorbereitungen getroffen. Das machen wir sehr sorgfältig“, betonte Dammann.

Zu den Konzepten zählt, dass der Landkreis bei der Versorgung von nicht Covid-19-erkrankten Patienten mit Rehakliniken und weiteren Krankenhäusern kooperiert, verwies die Landrätin auf Kurzzeitpflege und Nachsorge. Grundsätzlich gehe es hier um Betroffene, die sich noch nicht alleine versorgen könnten.

Behandlung in Kreiskliniken

Laut Hoch sollten möglichst alle Covid-19-Patienten in den Kreiskliniken behandelt werden, nicht zuletzt um den Ressourcenverbrauch bei der Schutzausrüstung zu optimieren. Zudem sieht die Planung vor, dass das Kreiskrankenhaus Schopfheim Coronavirus-Patienten übernimmt, sollten die Kreiskliniken Lörrach ausgelastet sein.

Schutzausrüstung

Das Thema Schutzausrüstung nimmt in der öffentlichen Diskussion mittlerweile einen großen Raum ein, nachdem Bund und Land ankündigten, die Landkreise mit Masken, Handschuhen und Kitteln zu versorgen.

Engpass bei Beschaffung

„Zwar bemüht sich das Land, die Landkreise gut zu versorgen, bisher haben wir aber nur wenige Lieferungen erhalten“, machte Dammann deutlich. Engpass seien Beschaffung und die Qualität der Materialien. Zudem wisse man vorher nie, was den Landkreis erreiche, trotzdem sei man im Zweifel für die Versorgung der Kliniken, Pflegeheime und weiterer Berufsgruppen verpflichtet.

Bedarf abdecken

Derweil habe man eine große Resonanz auf die Anfrage bezüglich Spenden und Beschaffungsquellen bei lokalen Wirtschaftsunternehmen erfahren. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, die zwingenden Bedarfe abdecken zu können, zeigte sie sich optimistisch.

Ein weiterer Baustein bei der Bekämpfung der Pandemie sind die Coronatests. Um Hausärzte zu entlasten, hat die KV eine zentrale Abstrichstelle in Rheinfelden eröffnet, eine weitere Corona-Ambulanz in Todtnau ist bereits in Betrieb (wir berichteten).

Fieber-Ambulanz

Jetzt startet eine von der KV betriebene zentrale Fieber-Ambulanz in der Kreissporthalle Lörrach, wie Katharina von der Hardt, Leiterin Fachbereich Gesundheit im Landratsamt, informierte.

Ressourcen bündeln

Ziel sei es, die Ressourcen mit Blick auf Personal und Schutzausrüstung zu bündeln, die Hausarztpraxen zu entlasten und dort eine bestmögliche Trennung von Covid-19-Erkrankten und anderen Patienten zu erreichen.

Weiter notwendig sei die Priorisierung der Betroffenen. „Nicht jeder leicht Covid-19-Erkrankte benötigt einen Termin“, verwies von der Hardt auf das telefonische Ausstellen von Krankenscheinen durch Hausärzte. Patienten ohne nachweislichen Kontakt zu Coronavirus-Infizierten sollen, wenn sie unter 60 Jahren alt sind und normale Infektsymptome haben, vom Hausarzt ohne Kontakt für eine Woche krankgeschrieben werden und sich nur bei Verschlechterung des Krankheitsbildes melden, schreibt die KV in einer Mitteilung von gestern.

Sollte eine persönliche Vorstellung nötig werden, sei es Sache der Hausärzte, die Patienten in der Fieber-Ambulanz anzumelden. Diese verfügt über sechs Behandlungsräume, in denen montags bis freitags zwei Teams aus Ärzten und medizinischen Fachangestellten arbeiten können.

Wie die KV weiter mitteilte, werde der gesamte Betrieb der Arztpraxen auf nur absolut nötige Kontakte heruntergefahren, damit Risikopatienten nicht auf Coronaverdachtsfälle treffen.

Nur von der Fieber-Ambulanz eingeladene Patienten würden dort einem Arzt vorgestellt, der diese untersuche und dann entscheide, ob ein Abstrich notwendig sei. Patienten erhielten einen Abstrich nur in medizinisch notwendigen Fällen, geht aus dem Schreiben hervor.

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