Die Wirtschaft brauche auch soziale und kulturelle Innovationen. Ausschließlich mit klassischer Wirtschaftsförderung sei es nicht getan. Gefragt sei vielmehr ein umfassendes Agieren. Besonders nach der Corona-Pandemie sollten die Kommunen über die klassischen Strategien hinausgehen und lokale und regionale Wirtschaftsstrukturen stärken. Auch private und öffentliche Haushalte, Vereine und soziale Initiativen müssten stärker in den Fokus geraten. Kopatz nennt diesen Ansatz „Wirtschaftsförderung 4.0“.
Kopatz‘ Ideen haben klar zum Ziel, „vor Ort“ neue Wertschöpfung zu entfachen, lokale Investitionsmöglichkeiten aufzudecken und regionale Kaufkraft zu binden. Positive Effekte: Ressourcengerechtigkeit und Klimaschutz werden gefördert, die regionale und lokale Wirtschaft wird stabilisiert und Regionen werden widerstandsfähiger gegen globale Krisen.
Heftig kritisierte der Referent den zunehmenden Ausbau von Lieferketten über Tausende Kilometer hinweg – mitunter für die simpelsten Produkte des täglichen Bedarfs, die vor Ort wesentlich umweltschonender und in freundlichem Ambiente hergestellt werden könnten.
Politik zögert noch
Die Potenziale für die „Renaissance regionaler Produkte“ seien vorhanden, man müsse sie nur sehen und das Landleben wieder attraktiv machen. Kopatz wörtlich: „Meine Vision ist, dass die Menschen nur noch mit schlechtem Gewissen bei Amazon einkaufen.“
Der Debatte über politische Steuerung für den Umweltschutz hat der Wissenschaftler bereits bedeutende Impulse gegeben. Den Regierungen wirft er „viel zu zögerliches Agieren“ vor. Der vom Bund finanziell geförderte Straßenbau habe unweigerlich zur Folge, dass der Verkehr zunehme und die Umwelt letztlich weiter kaputt gehe. Notwendig sei auch ein Tempolimit auf Autobahnen.
Mit seinem Plädoyer für die Stärkung der Regionen verbindet der Wissenschaftler den Wunsch, dass sich die Menschen wieder mit ihren Städten und Gemeinden identifizieren und sich auch in ländlichen Gebieten wohlfühlen.
Kopatz regte die Gründung regionaler Erzeuger- und Vermarkter-Genossenschaften an, die letztlich auch dem „Wir-Gefühl“ der Menschen dienlich seien.