Keineswegs werde mit diesen digitalen Vermittlungsmöglichkeiten versucht, den Lehrer abzuschaffen, sondern diese seien dann als Ergänzung und Optimierung im Präsenzunterricht gefragt, betont Glanz. „Dieser wird damit deutlich wertvoller.“ Qualitätskontrolle und individuelle Betreuung sind dann im Unterricht gefragt. „Es ist wie ein Buch, nur besser“, ergänzt Simone Suffel, Lehrerin in der VAB-O-Klasse (Vorqualifizierung Arbeit und Beruf – ohne Deutschkenntnisse).
Außerdem wird weiteres Interesse an der Erstellung von Moocs geweckt. Nachdem Simon Kunze gemeinsam mit Ronja Schultheiß einen klassischen Lernkurs erstellt hatte, folgte sein privater Mooc, dieses Mal über seinen Lieblings-Rapper.
Zusammengetragen werden die Massive-Open-Online-Courses, also die Internet-Lernkurse, auf Moocit.de. Die Internetseite wurde von Schülern des Technischen Gymnasiums programmiert, sie wird von der Gewerbeschule Lörrach betrieben und durch die Pädagogische Hochschule Freiburg unterstützt. Hier finden sich die Vermittlungsformen wieder, die auf sprachliche und kulturelle Kenntnisse abzielen. Gewerbeschulleiterin Stefanie Froescheis stellt sogar ein Zertifikat für den erfolgreich abgeschlossenen Internet-Lernkurs aus.
Die Materialien für die Lernkurse stehen also nicht nur den 19 Asylbewerbern und Migranten in der neuen VAB-O-Klasse der Gewerbeschule Lörrach zur Verfügung, sondern auch anderen interessierten Flüchtlingen, die so einen kostenlosen Zugang zu den Materialen erhalten. Weitere Interessierte können sich außerdem einbringen, da Programmierkenntnisse für die Nutzung nicht erforderlich sind.
Auf positive Resonanz gestoßen ist das Projekt bereits. So wurden die Schüler von der Stiftung „Bildung und Gesellschaft“ für Ende November nach Berlin eingeladen, da „MOOCit“ für den Förderpreis „Verein(t) für gute Schule“ nominiert ist. Auch Firmen haben sich schon Moocs erstellen lassen. Die Einnahmen fließen dann zum Förderverein der Gewerbeschule, der auch karitative Vorhaben unterstützt. Sollte das Projekt außerdem weiteren Zuspruch finden, hofft Glanz, dass das Kultusministerium darauf aufmerksam wird und die Plattform einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.