Kreis Lörrach Lückenschluss fürs schnelle Internet

Michael Werndorff
Leitungsgraben auf und Glasfaser rein: Das schnelle Internet kommt auch in den ländlichen Raum.Archivfoto: Michael Werndorff Quelle: Unbekannt

Kreistag: Glasfaserausbau im Landkreis Lörrach schreitet voran / 360 Kilometer Backbone in Betrieb

Der Glasfaserausbau für schnelles Internet im Landkreis Lörrach ist eine Erfolgsgeschichte, wie die Fraktionen in der jüngsten Kreistagssitzung am Mittwoch feststellten. Paul Kempf, Geschäftsführer des Zweckverbandes Breitbandversorgung, gab einen Zwischenbericht: 71 Ortsnetze sind bereits in Betrieb bei einer Anschlussquote von mehr als 60 Prozent. Noch stehen wichtige Lückenschlüsse für die Hauptstränge an.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Es sei ein ambitioniertes Vorhaben gewesen, als man im Jahr 2015 den Beschluss fasste, den Ausbau des schnellen Internets selbst in die Hand zu nehmen, sagte Kempf. Der Mut der Städte und Gemeinden zum kleinen Risiko habe sich jedenfalls gelohnt, bilanzierte dann auch Landrätin Marion Dammann.

360 von insgesamt 420 Kilometer Backbone seien mittlerweile in Betrieb, 50 befänden sich im Bau, zehn in Planung, berichtete der Chef des Zweckverbands. Das Backbonenetz bringt einen Glasfaser-Übergabepunkt in jeden Ortsteil der 35 Städte und Gemeinden des Landkreises. Auf diesen Übergabepunkt werden die einzelnen Ortsnetze zugebaut. Von diesen seien 71 in Betrieb, 16 000 Wohneinheiten wurden per „FTTB“ ans schnelle Internet angeschlossen – also per Glasfaser bis ins Gebäude. Bei 4500 Wohnungen kam das Internet mit Glasfaser bis zum Technikgehäuse und danach per Kupferleitung bis ins Haus (FTTC), was allerdings eine geringere Bandbreite zur Folge hat. FTTC, was VDSL entspricht, werde nicht mehr gebaut, verweist Kempf auf die fehlende Förderfähigkeit seitens des Bundes.

„Grundsätzlich bauen wir ein FTTB-Netz, also Glasfaser bis in den Keller“, erklärt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Vom Keller erfolge dann die Verkabelung bis in die Wohnung.

35 Projekte sowie 7500 Wohneinheiten per FTTB befänden sich derzeit im Bau. Die Anschlussquote liegt bei mehr als 60 Prozent, 50 Schulen sind bereits am Netz, bis zum Jahr 2024 werden insgesamt 110 Schulanschlüsse fertig sein.

Hohe Förderquote

Von 2016 bis 2021 beliefen sich die Investitionen auf 130 Millionen Euro bei Backbone und weißen Flecken. Letztere sind Gebiete, in denen bisher kein Anbieter des freien Marktes im Download 30 Megabit oder mehr anbieten kann. Die weißen Flecken wurden weitestgehend geschlossen, so Kempf. „Die Letzten werden dieses Jahr angegangen, parallel dazu wird das graue Flecken-Programm vorbereitet.“

Beim Ausbau kann der Zweckverband auch von Fördergeldern profitieren. Vom Land kamen bis dato 96 Millionen, vom Bund neun Millionen Euro. Bei der Beseitigung von grauen Flecken – Areale, in denen es ein VDSL-Netz gibt, aber kein Kabelfernsehnetz parallel dazu liegt – rechnet der Zweckverband mit Investitionen in Höhe von 92 Millionen Euro im Zeitraum 2023 bis 2027. Auch hier erwartet Kempf eine Anschlussquote von 60 Prozent, etwa 22 000 Wohneinheiten.

„Wir haben aber schon beiläufig viele graue Flecken ausgebaut“, verweist Kempf auf die Tatsache, dass man jene Areale passieren müsse, um überhaupt erst die 30-Megabit-Flächen erreichen zu können. „Bei den grauen Flecken fangen wir nicht bei null an“, macht Kempf im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. So existierten bereits die Grundinfrastruktur, Zuführungsnetze, Technikgebäude und Verteilerstrukturen, sodass der Zweckverband vor Ort schneller agieren könne.

Meinung der Fraktionen

Der Zweckverband dürfe dort tätig werden, wo der freie Markt versage, so Kempf. Und dass dies mancherorts der Fall gewesen sei, befand Margarete Kurfeß (Grüne). Für Schulen sei der von Zweckverband unternommene Ausbau und Anschluss ein riesiger Schritt nach vorne.

„Wir mussten das Marktversagen korrigieren“, ergänzte Jörg Lutz (SPD) die Telekom. Er sprach von einem Erfolgsmodell für Bürger und Wirtschaft, was auch seine Vorredner erklärten. „Wir haben einen Quantensprung gemacht“, befand Klaus Eberhardt (SPD). „Für viele Ortschaften hieß es: Von der Wüste ins Paradies.“ Zu Beginn habe man eine derart positive Entwicklung nicht erwartet, war von Paul Renz (CDU) zu hören. An Kempf: „Sie haben uns die Sorge genommen, dass die kommunale Seite belastet wird“, erinnerte er an die maximale Höhe an Fördermitteln von Land und Bund, die bisher in den Landkreis Lörrach geflossen sind.

Besser könne es nicht gehen, stellte Martin Bühler (FW) fest. „Andere Regionen beneiden uns aufgrund des flächendeckenden Ausbaus.“

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