Kreis Lörrach „Man kann sich überall anstecken“

Michael Werndorff
Das Landratsamt will die Maskenpflicht auf weitere Bereiche im öffentlichen Raum ausweiten. Foto: Archiv

Coronapandemie: Landrätin Dammann appelliert an Kreiseinwohner. Planbare OPs werden verschoben.

Kreis Lörrach - Landrätin Marion Dammann appellierte gestern im Rahmen einer Online-Pressekonferenz an die Kreiseinwohner, die Corona-Maßnahmen weiterhin einzuhalten. Das Infektionsgeschehen sei immer noch zu hoch. Außerdem tritt am heutigen Samstag eine erweiterte Maskenpflicht in Kraft.

Man könne von exponentiellem Wachstum sprechen, kommentierte Dammann die Entwicklung der Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Lörrach. Ab dem 30. Oktober kletterte der Wert über 100, am 12. November konstant über 200. Gestern lag die Inzidenz bei 233,1 (BW 132,8).

Das Virus unterliege in seiner Verbreitung eher der Zufälligkeit, sogenannte Superspreader-Ereignisse erkenne man nicht. Derweil gebe es unterschiedliche Ausgangslagen, zum Teil seien in einzelnen Pflegeheimen höhere Infektionszahlen zu verzeichnen. Das Infektionsgeschehen lasse sich lokalisieren, während es im Privaten diffus sei.

Ein Teil der Bevölkerung lege eine gewisse Sorglosigkeit an den Tag, während sich andere Menschen konsequent an die Schutzmaßnahmen hielten, um den Trend zu brechen und sich und andere vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen. „Man kann sich überall anstecken“, so gebe es auch asymptomatische Menschen, warnte Dammann.

Die Lage jenseits der Landesgrenze habe die Verwaltung stets im Blick. Und: „Wir werden oft gefragt, ob der Grenzraum für die hohe Inzidenz verantwortlich ist.“ Laut Dammann liegt es nicht an sich daran, verwies sie auf erfolgreiche Maßnahmen in Frankreich.

Basel verschärft Maßnahmen

Der Einkaufstourismus habe sich deutlich verringert, unabhängig von der Nationalität müssten sich die Menschen an hiesige Schutzmaßnahmen halten.

Mit Blick auf die angekündigte Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen im Kanton Basel-Stadt erklärte sie, dass man nun beobachten werde, ob dies im gesamten Dreiländereck zu einer Veränderung des Infektionsgeschehens führen werde.

Darüber hinaus kündigte sie eine Allgemeinverfügung an (siehe nebenstehender Artikel). Man wolle die Menschen nicht in ihren Freiheitsrechten beschränken. Indes könne man mit Selbstverantwortung viel erreichen, bekräftigte sie ihren Appell.

Wie Katharina von der Hardt, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, berichtete, seien mittlerweile sieben Heime im Landkreis Lörrach betroffen. In drei Einrichtungen gebe es ein hohes Infektionsgeschehen mit 20 Fällen bei Bewohnern und Mitarbeitern.

Die in den vergangenen vier Wochen schnell gestiegenen Fallzahlen hätten enorme Konsequenzen für die Arbeit des Gesundheitsamts. 300 Mitarbeiter seien im Einsatz, allein 200 seien mit der Fallbearbeitung befasst. Unterstützung erhalte das Landratsamt von zehn Bundeswehr-Mitarbeitern.

Bundeswehr leistet Unterstützung

Für kommende Woche werde weitere Hilfe von der Bundeswehr erwartet, wie von der Hardt sagte.

In den Kreiskliniken ist die Lage ebenfalls angespannt. Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin, berichtete von derzeit 50 Patienten, zwei Betroffene seien beatmungspflichtig. Zwei Drittel seien positiv getestet worden, ein Drittel befinde sich in Isolation. Zuletzt habe man eine dritte Isolierstation eröffnen müssen. Hoch befürchtet, dass die Zahl der zu beatmenden Intensivpatienten schon in den nächsten Tagen steigen werde. Erschwerend komme hinzu, dass ein Teil der Klinik-Mitarbeiter krank ist. Zudem sei rund die Hälfte der Mitarbeiter positiv getestet worden, was der Statistik des Landkreises insgesamt entspreche. Aus diesem Grund mussten am Freitag sowie für Montag geplante Operationen abgesagt werden.

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