Kreis Lörrach „Manches anders machen“

Die Oberbadische
Den Betrieben im Naturpark Südschwarzwald machen der Borkenkäferbefall und der Wassermangel zu schaffen. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Klimawandel: Betroffene Betriebe und Politiker diskutierten über Folgen der Wetterextreme im Naturpark

Anlässlich des naturparkweiten Brunchs auf dem Bauernhof haben bei der Zentralveranstaltung in Hüfingen-Sumpfohren Politik und Betroffene über die Herausforderungen des Klimawandels im Naturpark Südschwarzwald diskutiert.

Kreis Lörrach. Es werde deutlich wärmer, die Winter feuchter, die Sommer trockener, Klimaextreme wie Starkregen, Hagel und Hitzeperioden würden zunehmen, wird Landrätin Marion Dammann, Vorsitzende des Naturparks Südschwarzwald, in einer Medienmitteilung des Naturparks Südschwarzwald zitiert.

Extrem zeigten sich dieses Jahr die Auswirkungen: Massiver Borkenkäferbefall der Fichten sowie Wassermangel. „Ich hoffe, dass jetzt auch der Letzte sieht, dass das Thema Klimawandel nichts ist, was irgendwie theoretisch in der Zukunft liegt. Deshalb muss etwas getan werden“, forderte Dammann.

Doppelrolle von Landwirtschaft und Forst

Dabei befinden sich Landwirtschaft und Forst laut Axel Hink, Referatsleiter im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, in einer Doppelrolle: „Einerseits sind sie Betroffene, gleichzeitig müssen sie die Produktion optimieren. In der Landwirtschaft geht es stark in die Diskussion, wie man klimafreundlicher produzieren kann.“

Kerstin Mock vom Landfrauenverband Südbaden bemerkte laut Mitteilung dazu, dass es hier um viele kleine Familienbetriebe gehe und nicht um die Landwirtschaft, die abstrakt in den Raum gestellt werde. „Wo sollen diese Betriebe denn die Wertschöpfung herholen, wenn die Produktionskosten, denken wir auch an die CO 2-Steuer, künftig noch höher werden?“, fragte Mock.

Dammann betonte zudem die entscheidende Rolle der Landwirte bei der Grundversorgung der Bevölkerung. So tue sich ein weites Spannungsfeld auf: Einerseits stelle sich die Frage, wie Forst und Landwirtschaft mit Schädlingen und Trockenheit umgehen sollen, andererseits, wie sie dazu beitragen könnten, die Emissionen zu senken.

Seien in der Forstwirtschaft die Auswahl und Mischung der Baumarten das Thema, so sieht Roland Schöttle, Geschäftsführer vom Naturpark Südschwarzwald, in der Landwirtschaft „das Wasser als das Hauptthema der nächsten Jahre“.

Welche Folgen der Wassermangel hat, verdeutlichte der Biolandbetrieb Le Frombaar. Das Familienunternehmen von Brigitte und Nicolas Batsching-Lemesle hat 20 Milchkühe und eine Käserei. Bewirtschaftet werden 30 Hektar Land, davon acht Hektar Ackerland für die Fütterung. 2018 mussten sie das Doppelte an Futter zukaufen, weil es zu wenig geregnet hatte.

Zisternenwasser fehlt zur Reinigung

Dieses Jahr fehlte das Zisternenwasser für die Reinigung des Melkstandes, dafür musste dann Trinkwasser herhalten. Batsching-Lemesle äußerte sich dazu: „Es wird auf jeden Fall teurer und wir müssen uns darauf einstellen, manches anders zu machen.“ Und Schöttle ergänzte: „Eine neue Studie des Naturparks Südschwarzwald wird sich deshalb dem Thema ‚Landschaft als Wasserspeicher‘ widmen.“

Diskutiert wurde zudem, wie Forst- und Landwirtschaft zur Emissionssenkung beitragen können. Werner Räpple, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes, sieht natürlich den Wald, seine Aufforstung und vor allem die Wiederbepflanzung der Flächen, die jetzt durch den Borkenkäfer wegbrechen, als Lösungsansatz im Bereich CO 2-Speicherung. Aber die Jungpflanzen brauchten auch Wasser, gibt Räpple zu bedenken. So brachte er den Boden mit ins Spiel: „Wir haben in der Landwirtschaft gigantische Möglichkeiten, CO 2 über den Humusaufbau im Ackerbau zu speichern. Da kann mindestens genauso viel geleistet werden wie über den Wald. Das ist ein Lösungsansatz zum einen für CO 2-Speicher, zum anderen auch für die Wasserhaltefähigkeit von Böden.“

Konsumverhalten verändern

Auch der Verbraucher und sein Konsumverhalten standen im Fokus. Wünschenswert sei, dass er „weniger vom Guten oder vom Besten, aber zum höheren Preis“ einkaufe, meinte Mock. Hink ergänzte: „Raus aus der Komfortzone, weniger Fleischkonsum, dafür eine höhere Zahlungsbereitschaft für hochwertige Erzeugnisse.“ Beim Brunch auf dem Bauernhof wurden dieses Jahr auf 15 Höfen im Naturpark Südschwarzwald mehr als 3000 Gäste mit regionalen Produkten verköstigt. Beim Thema Regionalität spiele nach wie vor die Sensibilisierung des Verbrauchers eine große Rolle, sagte Dammann.

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