Kreis Lörrach Mehr ambulante Angebote schaffen

Michael Werndorff
Die Dezentralisierung des Markus-Pflüger-Heims in Schopfheim wird in diesem Jahr vorankommen. Insgesamt sollen ambulante Strukturen im Landkreis Lörrach weiter ausgebaut werden. Foto: Die Oberbadische

Sozialausschuss: Im Landkreis werden mehr Menschen stationär versorgt als im Landesschnitt

Kreis Lörrach - Die Anzahl von Menschen mit Behinderung, die Leistungen der Eingliederungshilfe beziehen, liegt im Landkreis Lörrach für das Jahr 2019 noch immer über dem Landesschnitt, wie aus der jetzt vorgestellten Statistik hervorgeht. Auch werden mehr Menschen stationär versorgt als im Landesschnitt. Eine Herausforderung wird die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, wie im Sozialausschuss zu erfahren war.

Die Aufwendungen in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung stellen den weitaus größten Kostenblock im Teilhaushalt 6, „Soziales & Arbeit“, dar, kommentierte Dirk Werner, Fachbereichsleiter für Soziales im Landratsamt, das Zahlenwerk. Die positive Nachricht: Die Anzahl der Leistungsempfänger sei zwar hoch, aber stabil geblieben, während sie im Landesschnitt um 0,2 Punkte angestiegen ist.

Mehr Leistungsempfänger

In Zahlen versorgt der Kreis 69 Menschen mit Behinderung mehr. Im Vergleich zu 2019 habe es nur eine geringe Steigerung der Fallzahlen beziehungsweise Maßnahmen auf 2002 gegeben, während 2019 der Zuwachs 5,86 Prozent betrug und insgesamt 2187 Fälle gezählt wurden.

Bei den Nettoausgaben in der Eingliederungshilfe pro Einwohner wurde 2019 die Annäherung an den Landesschnitt erreicht, freute sich Werner. Der Landkreis liegt etwa 460 000 Euro über dem Schnitt, geht aus der Statistik hervor. Klar ist: „Mehr Leistungsempfänger verursachen höhere Ausgaben.“

Auskunft gibt die Statistik auch über die Gesamtzahl der stationären Wohnhilfen pro 1000 Einwohner: Während es 2019 im Land 2,1 waren, liegt der Wert im Landkreis um 0,3 höher. Dabei kostet ein Fall pro Jahr durchschnittlich 41 131 Euro, wie Werner erklärte. Derweil ist bei den Bruttoaufwendungen für das Jahr 2019 eine deutliche Steigerung zu sehen. Weiterhin werden im Landkreis Lörrach auch mehr Menschen ambulant versorgt, wobei ein Fall jährlich mit insgesamt 17 940 Euro zu Buche schlägt. Derzeit liegen die Aufwendungen im ambulanten Wohnen pro Einwohner über dem Landesschnitt.

Gute Entwicklung

Der Landkreis hat sich die Ambulantisierung auf die Fahne geschrieben: „Die Zahlen entwickeln sich gut“, verwies Werner auf 46,9 Prozent im Jahr 2019. Das Land schneidet 3,3 Punkte schlechter ab. Wo es sinn- und zweckmäßig sei, hätten ambulante Angebote für Menschen mit Behinderung Vorrang.

„Unsere Strategie passt“, erklärte Jörg Lutz (SPD). So werde den Betroffenen mehr Lebensqualität ermöglicht. Dass die Ambulantisierungsquote einen guten Trend zeige, befand auch Jörg-Tonio Paßlick (FW). Die große Herausforderung werde aber die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, betonte Gabriele Weber (SPD). „Wir werden mit allen Leistungsempfängern reden und die Bedarfe erfassen“, machte Werner deutlich. Die Ambulantisierung habe nämlich auch Grenzen.

Auch den Eigenbetrieb Heime im Landkreis wird die Ambulantisierung sowie die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes weiter beschäftigen. Erforderlich seien hierfür aber mehr Leistungen in der ambulanten Betreuung von Menschen sowie das Bilden von mehr Wohngruppen, erklärte Betriebsleiter Reinhard Heichel im Rahmen des Jahrespressegesprächs im Dezember.

Der Landkreis wolle schon lange das Angebot der kurzzeitigen Pflegeplätze deutlich ausbauen. Seit vergangenem Oktober gebe es in Wiechs 20 Plätze für die Kurzzeitpflege. 20 weitere sollen im Pflegeheim Markgräflerland in Weil am Rhein entstehen.

„Grundsätzlich wollen wir mittelfristig so aufgestellt sein, dass die Mehrzahl der Klienten ambulant betreut werden kann, wie es das Bundesteilhabegesetz vorsieht“, sagte Heichel. Weiterhin würden stationäre Eingliederungshilfeplätze als besondere Wohnform für Menschen mit einem intensiven Betreuungsbedarf vorgehalten werden. Der Prozess der Ambulantisierung erfolge in Abstimmung mit den anderen Leistungserbringern.

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