Kreis Lörrach Mehr Menschen in Arbeit gebracht

Die Oberbadische
Der Bestand an Langzeitarbeitslosen ist um 2,3 Prozent gesunken. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Jobcenter: Ausländer und Schwerbehinderte profitieren nicht vom Rückgang der Arbeitslosigkeit

Der Jahresbericht 2017 des Lörracher Jobcenters zeigt, dass die Arbeitslosigkeit in einem wirtschaftlich starken Umfeld im Vergleich zum Vorjahr weiter abgenommen hat. Die Arbeitslosenquote im gesamten Landkreis betrug zum Jahresende drei Prozent, zudem wurden mit 1662 Personen 130 Menschen mehr in Arbeit gebracht als noch im Jahr 2016. Und bei den Bedarfsgemeinschaften (BG) wurde nach einem Zwischenhoch wegen der Flüchtlingszugänge wieder das Vorjahresniveau erreicht.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Die Arbeitslosigkeit im Bereich des SGB II hat sich im vergangenen Jahr von anfänglich 1910 Personen auf 1701 verringert, wie der stellvertretende Geschäftsführer des Jobcenters, Dirk Werner, am Mittwoch im Sozialausschuss berichtete.

Im Juni wurden laut Sigrid Muser, Bereichsleiterin Leistung, 4684 Bedarfsgemeinschaften (BG) (2016: 4418) gezählt, die Anzahl der Personen in diesen belief sich auf 9078 – davon waren 62 Prozent Deutsche und 38 Prozent Ausländer. Zu betreuen waren insgesamt 6193 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, also Personen älter als 15 Jahre, sowie 2481 nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Kinder unter 15 Jahre bildeten mit 2425 einen Anteil von 26,7 Prozent. Die ergriffenen Steuerungsmaßnahmen zur Senkung der SGB II-Quote hätten sich zudem positiv ausgewirkt, erklärte Muser: Im Kreis wurde ein stärkerer Rückgang der BG registriert als auf Landesebene. „Die SGB II-Quote von 4,7 Prozent liegt mit 0,6 unter dem Landesschnitt und deutlich unter dem Bundesschnitt mit 9,3 Prozent“, sagte die Bereichsleiterin.

Flüchtlinge:

Die BG sind zu Beginn des Jahres aufgrund starker Flüchtlingszugänge nach Beendigung des Asylverfahrens in die Grundsicherung stark angestiegen und lagen zeitweise deutlich über dem Vorjahresniveau, wie zu erfahren war. Im Januar 2017 waren noch 163 Neufälle aus dem Flüchtlingsbereich zu verzeichnen, ab Jahresmitte noch etwa 20 pro Monat. Insgesamt betreut das Jobcenter mit Stand Dezember 2017 1673 Flüchtlinge. Der Anteil von Flüchtlingen an allen erwerbstätigen Leistungsberechtigten liegt im heimischen Kreis bei 16,3 Prozent und ist laut Muser im Vergleich zu anderen Regionen niedrig.

„Derzeit geht es darum, uns mit den Integrationsmanagern gut zu vernetzen, damit wir bei der Sprachförderung und Integration in den Arbeitsmarkt an einem Strang ziehen“, sagte Muser. Auf Nachfrage von Grünen-Kreisrat Michael Straub erklärte Werner, dass sich in diesem Jahr etwa 470 Flüchtlinge im Langzeitbezug befinden werden, 400 Asylverfahren laufen noch – insgesamt eine überschaubare Zahl, wie Werner sagte.

Der Spracherwerb sei eine Voraussetzung für die berufliche Integration, doch gerade bei einem geringen Bildungsniveau sei das besonders schwierig und könne Jahre in Anspruch nehmen. Erst anschließend sei aber eine Aktivierung sowie Qualifizierung der Betroffenen möglich. „Eine Verringerung der Zahl der Betroffenen wird nicht einfach sein, wir sind aber bemüht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen“, sagte Werner. Der Betreuungsaufwand für Flüchtlinge sei zu Beginn etwa doppelt so hoch, verwies er auf Eingangsgespräche, die mit Dolmetschern geführt werden müssten.

Langzeitarbeitslose:

Rückläufig ist der Bestand an Langzeitarbeitslosen, der sich um 2,3 Prozent auf 3341 Personen verringerte und dies, obwohl bereits 132 Flüchtlinge seit mehr als zwei Jahren im Leistungsbezug sind und den Bestand erhöht haben. Laut Werner hätte der Rückgang 6,3 Prozent betragen. Der Anteil von Ausländern hat im Leistungsbezug aber um 26,9 Prozent zugenommen und mit 13,3 Prozent ebenso der Anteil von Jugendlichen unter 25 Jahre. Laut Zahlenwerk konnten neben Schwerbehinderten auch Ausländer nicht vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren.

Allerdings: Die Zunahme von Ausländern in der Statistik hängt auch damit zusammen, dass Flüchtlinge vermehrt die Sprachförderung beenden und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Ausblick:

Das Jobcenter will vermehrt Jugendliche erreichen und fördern, die nicht auf dem Weg in Arbeit oder Ausbildung sind. Auch soll durch einen familienorientierten Ansatz, Sonderprogramme und beschäftigungsorientiertes Fallmanagement der Langzeitleistungsbezug präventiv angegangen werden. Ziel ist zudem, Flüchtlinge schnell in Arbeit zu bringen.

Bereits jetzt nimmt das Lörracher Jobcenter den achtbesten Platz bei vergleichbaren Jobcentern ein. Für Menschen mit Behinderung versprechen sich die Verantwortlichen mit dem Modellstandort Reha-pro als wichtige Präventionsmaßnahme zur Verhinderung von Eingliederungshilfe zukünftig bessere Ergebnisse.

„Drei Prozent, das ist eine beeindruckende Zahl, welche die gute Arbeit des Jobcenters belegt“, lobte Jörg Lutz (SPD). Dass die SGB II-Quote unter dem Landesschnitt liege, sei zudem keine Selbverständlichkeit. Schlecht sei, dass viele Kinder betroffen seien. „Auch dürfen wir die Alleinerziehenden nicht aus dem Fokus verlieren.“

Über den Rückgang der Langzeitarbeitslosen zeigte sich Kreisrat Stefan Grüter (CDU) efreut.

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