Kreis Lörrach Mehr Service, höhere Kosten

Michael Werndorff
Seit Jahresbeginn wird der Sperrmüll im Landkreis Lörrach nur noch auf Abruf abgeholt. Foto: Die Oberbadische

Betriebsausschuss: Sperrmüllabholung auf Bestellung ist kostspielig/ Mögliche Optimierungen ausloten

Kreis Lörrach -  Die im Landkreis Lörrach vor einem Jahr eingeführte Abholung von Sperrmüll auf Bestellung sorgt beim Eigenbetrieb Abfallwirtschaft für eine satte Verdopplung der Kosten. Nach dem Willen des Kreis-Umweltausschusses soll nun Einsparpotenzial ausgelotet werden.

Aus Sicht des Eigenbetriebs sei das neue System zur Erfassung erfolgreich eingeführt worden, erklärte Eigenbetriebsleiterin Silke Bienroth. „Die maßgeblichen Ziele wurden erreicht und das Sammelchaos deutlich verringert.“

Ziele: Anstoß für die Systemumstellung ist die Absicht, das Sammelchaos zu vermeiden und für ein sauberes Straßenbild zu sorgen, ein besserer Kundenservice durch die individuelle Terminierung soll auch erreicht werden. Weiter sollen Mengen durch unzulässige Entsorgung kleinteiliger Abfälle verringert und Verluste bei der Restabfallgebühr durch unzulässige Entsorgung kleinteiliger Abfälle verringert werden.

Zwischenbilanz: Die jetzt vorgestellte Auswertung für das Jahr 2020 zeigt, dass die Kosten wie erwartet und im prognostizierten Rahmen trotz geringerer Mengen deutlich gestiegen sind. Standen beim Sperrmüll im Jahr 2019 Gesamtkosten von 565 397 Euro im Raum, war es 2020 gut eine Million. Beim Altholz stiegen die Kosten um 223 725 auf rund 1,2 Millionen Euro. Zunahmen seien dabei nicht nur bei den Kosten für das Sammeln, sondern auch wegen der anhaltend großen Schwankungen auf dem Sekundärrohstoffmarkt bei der Verwertung zu verzeichnen, sagte Bienroth. Aus der Mengenentwicklung gehe hervor, dass das neue System noch nicht voll etabliert sei, so die Leiterin. Dies entspreche den Erfahrungen, dass Änderungen bei der Abfallbewirtschaftung grundsätzlich eine Reaktionszeit benötigten.

Hinzu kämen die Folgen der Corona-Pandemie. „So ist es möglich, dass im Landkreis tatsächlich weniger Abfälle angefallen sind“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Durch die Ausgangsbeschränkungen sowie die Einlasskontrollen bei den Recyclinghöfen und die damit verbundenen längeren Wartezeiten habe der eine oder andere Haushalt die Entsorgung wohl verschoben. Insgesamt registrierte der Eigenbetrieb 4309 Abhol-Anmeldungen, 55,5 Prozent entfielen auf Sperrmüll, die Vorgabe einer Abholung spätestens binnen drei Monaten sei zu 99,5 Prozent eingehalten worden, berichtete Bienroth. Vor der Systemumstellung wurde Sperrmüll einmal jährlich eingesammelt.

Hat sich das „Sammelchaos“ nach den Sammlungen verringert? Hierzu konnte der Eigenbetrieb keine Daten liefern, allerdings sprach Bienroth von einer positiven Wahrnehmung. Ebenso habe es im Nachgang zu individuellen Abholungen keine Beschwerden zum Thema gegeben.

Ökobilanz: Die Klimawirkung fällt negativ aus. Denn: Im Vergleich zur bisherigen, einmal jährlichen Straßensammlung benötigt das neue System pro eingesammelter Tonnage eine knapp 2,5-fache Fahrstrecke. Bei den derzeit noch geringen Mengen und dadurch nicht optimalen Tourenplanungen sei diese Betrachtung aber einer längerfristigen Bewertung zu unterziehen.

Vor allem der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald zeige im Vergleich eine deutlich bessere Bilanz, sodass mit der Zeit und einer zunehmenden Nutzung des Systems eine Verbesserung zu erwarten sei, meinte Bienroth.

Durch mehr Öffentlichkeitsarbeit und den attraktiven Service sei mit einer zunehmenden Nutzung der Abholung auf Bestellung zu rechnen.

Diskussion: Dem Beschluss des Kreistags für die Systemumstellung lag damals eine genaue Kostenkalkulation vor, dennoch zeigten sich die Kreisräte am Mittwoch teils überrascht und kritisch.

Dass das neue System doch „nicht ganz so erfolgreich“ eingeführt worden sei, meinte Ulrich May (FW). Nun gelte es, an Stellschrauben zu drehen. Er regte an, den Abholzeitraum von drei auf vier Monate auszudehnen. Dass man den Zyklus überdenken sollte, war auch von Paul Renz (CDU) zu hören.

Und Herbert Baier (SPD) gab bekannt: „Diese Kostensteigerung will ich so nicht mittragen.“ So falle nicht nur die Ökobilanz schlecht aus, er zeigte sich auch unzufrieden wegen erschwerter Anfahrten im Oberen Wiesental.

Öffentliche Sammelplätze in Dörfern könnten eine Alternative darstellen. „Ich habe mich erschrocken“, brachte es SPD-Kreisrat Klaus Eberhardt auf den Punkt. Nicht nur wegen der Kostensteigerung, sondern auch aufgrund der schlechten Ökobilanz. Nun müsse man prüfen, ob der Prozess wirtschaftlicher gestaltet werden könne – insbesondere die Streckenplanung.

„Wir haben darauf hingewiesen, dass es teurer werden wird“, betonte Bienroth. „Die Risiken waren bekannt.“ Die Kostenschätzung des Eigenbetriebs trifft zu, weshalb sie von einem Erfolg sprach. Nun müsse man dem System Zeit geben, damit es sich etablieren könne. In Sachen Abholzyklus erteilte sie dem Vorschlag, diesen auf sechs Monate auszuweiten, eine Absage. „Dann hätten wir auch bei der Straßensammlung bleiben können.“

Nach dem Willen des Betriebsausschusses ist jetzt die Kommission Sammeln, Transportieren und Gebühren gefordert, über die Bücher zu gehen und Optimierungen zu finden. Der Vertrag wurde ab 2020 für vier Jahre abgeschlossen.

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