Kreis Lörrach Messen und Tagungen bringen ersehnten Aufschwung

Toni Kostic
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Hotellerie: Viele Hotels nach Pandemie-Flaute wieder auf Vor-Corona-Niveau / Umland profitiert weniger

Die Kunstmesse Art Basel führt nach der Coronakrise zu einem willkommenen Aufschwung in der regionalen Hotellerie. Vor-Corona-Umsätze lassen aber mancherorts noch auf sich warten, wie eine Umfrage unserer Zeitung zeigt.

Von Toni Kostic

Regio. Mit ihren Ausstellungen und Veranstaltungen zieht die Art Basel bis zu 100 000 Kunstinteressierte, -sammler und Gewerbetreibende nach Basel. Viele von ihnen kommen in Hotels beidseits der Grenze unter. Für die Basler Betriebe geht Nadine Minder, Geschäftsführerin der Hotellerie Suisse Basel und Region, von einer Zimmerauslastung von 96 bis 100 Prozent aus. „Das Angebot im Landkreis Lörrach ist dazu eine gute und willkommene Ergänzung“, stellt Minder im Gespräch mit unserer Zeitung fest. Auch die Hotels im Landkreis Lörrach werden von Besuchern der Kunstmesse rege gebucht – die Stimmung der Hoteliers ist unabhängig davon aber durchwachsen.

Dabei sei die allgemeine Lage der Hotellerie gut, äußert sich Mike Kiefer, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Kreisstelle Lörrach, auf Nachfrage. Die Art Basel sei in Grenznähe spürbar, weiter oben im Wiesental merke man von ihr aber nichts, teilt Kiefer mit, der das Hotel Restaurant Löwen in Zell im Wiesental leitet.

Geschäft angekurbelt

Das kann Sarah Schüber, Rezeptionsleiterin des Hotels Stadt Lörrach, bestätigen. Die „Art“ merke man ganz deutlich in den Reservierungen. Für den nichtöffentlichen Zeitraum der Messe habe man einige Unternehmen im Haus, sodass das Hotel nahezu ausgebucht sei. Von 220 Zimmern seien rund 200 belegt. Da nun wieder Tagungen und Veranstaltungen stattfinden, sei das allgemeine Geschäft im Landkreis wieder angekurbelt. „Das verschafft uns Planungssicherheit“, teilt Schüber mit. Sie blickt optimistisch in die Zukunft.

Von einer sehr guten Auslastung berichtet auch Sonja Hechler. Die Inhaberin des Gasthauses zur Krone in Weil am Rhein und Pächterin des Hotels und Restaurants Mühle in Binzen hat das Gefühl, dass das Hotelgeschäft seit Mai mit Vor-Corona-Niveau vergleichbar ist. Dass das Messegeschäft durch die Pandemie wegbrach, sei für sie nicht existenzbedrohend gewesen, da sie im Jahresgeschäft nicht nur auf Messen gesetzt habe. Zwar beherberge sie überwiegend kunst- und designaffine Gäste, diese seien aber keineswegs nur Besucher der einmal im Jahr stattfindenden Art Basel, sondern würden von den Kulturangeboten der Region, wie etwa dem Designmuseum Vitra oder der Fondation Beyeler, angezogen. Bei ihren zwei weiteren Hotels sei ohnehin eine stabile Auslastung über das ganze Jahr hindurch zu verzeichnen.

Einbußen aufholen

Ausgebucht sind auch die Hotels von Rainer Wiedmer. Der Inhaber der Krone in Inzlingen, des Base I in Lörrach-Stetten, des Hotels Eckert und der „Schlotzeria“ in Grenzach-Wyhlen gibt an, dass man derzeit Preisaufschläge von bis zu 30 Prozent nehmen könne, um die Einbußen durch Corona aufzuholen.

Er nimmt wahr, dass seine Hotels schon seit einigen Wochen fast durchgehend ausgebucht sind. Vor allem Gäste aus den Beneluxstaaten machen bei ihm einen Zwischenstopp, bevor sie weiter Richtung Süden reisen.

Neue Messen angekündigt

Von Seiten des Veranstalterunternehmens der Art Basel, der MCH-Group, hieß es am 8. Juni, man wolle zwei neue Messeformate am Standort in Basel auflegen, die ab Frühling 2023 anlaufen sollen: „Spring Basel“ und „Sustainability Days“. An der Wiederauflage der großen Schmuck- und Uhrenmesse „Baselworld“ hege man derzeit aber keine Ambitionen, teilte das Unternehmen mit (wir berichteten).

Diese sei aber für Wiedmer das schönste Geschäft des Jahres gewesen. „Dem weinen wir schon wirklich hinterher“, bedauert er. Vor 20 Jahren, erinnert er sich, waren freie Zimmer im Zeitraum der Baselworld innerhalb weniger Minuten vergriffen. Die Einnahmen zu Zeiten der Baselworld seien als Investitionen in die Instandhaltung der Hotels geflossen, blickt Wiedmer zurück.

Gruppen abgewandert

Der Niedergang der Großmesse habe auch Claudia Lianou, Inhaberin des Hotels Meyerhof in Lörrach, starke finanzielle Einbußen gebracht. Leider habe Missmanagement dazu geführt, die Baselworld aus Basel zu vertreiben, moniert sie.

Die Inhaberin fragt sich deshalb, ob die Art Basel das gleiche Schicksal ereilen könnte. Im Zuge des Niedergangs der Schmuckmesse seien ihr Gruppen abgewandert. „Wir brauchen aber alle Touristen und Messebesucher“, sagt sie. Denn noch laufe das Geschäft nicht wie vor der Pandemie. Zurückhaltend zur Ankündigung der neuen Messeformate in Basel äußert sich Andreas Ott. Man müsse erst einmal abwarten, denn es gebe ein „absolutes Überangebot an Betten in der Region“.

Vor zehn bis 15 Jahren, erinnert sich der Inhaber von Ott’s Leopoldshöhe in Weil am Rhein, habe die Baselworld noch jedes Hotelzimmer im Umkreis von 50 bis 60 Kilometern gefüllt. In den vergangenen Jahren aber sei ein riesiges neues Kontingent an Betten geschaffen worden.

Das bestätigt auch Nadine Minder. Weil in den letzten zwei Jahren einige neue Hotels hinzugekommen sind, könne das Umland nicht mehr so stark profitieren wie früher, als es in Basel selbst noch weniger Kapazitäten gab.

Großer Preiskampf

Anders als Wiedmer, der auch ein Überangebot an Betten wahrnimmt, hingegen keinen Preiskampf am Markt erkennen kann, spricht Ott von „einem Preiskampf ohne Ende“ – verursacht durch die Pandemie. Weil die Messen coronabedingt abgesagt wurden, die Bettenzahl unverändert blieb, sei Ott nicht in der Lage, trotz steigender Kosten im laufenden Betrieb, höhere Preise zu realisieren. Das betreffe auch seine Umsätze: „Wir sind weit, also wirklich weit von den Umsätzen von damals entfernt“, gibt der Hotelinhaber im Gespräch mit unserer Zeitung preis.

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