Kreis Lörrach Mit der Demenzerkrankung offen umgehen

Alexandra Günzschel
Stefan Günther und Stefanie Paulsburg von der Psychologischen Beratungsstelle des Diakonischen Werks bieten eine Beratung für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen an. Foto: Alexandra Günzschel

Die Psychologische Beratungsstelle des Diakonischen Werks hat sich spezialisiert

Eine Demenzerkrankung ist ein schwerer Schicksalsschlag: für die Betroffenen selbst, vor allem aber auch für die pflegenden Angehörigen. Doch niemand muss allein mit den Belastungen fertig werden, die sich daraus ergeben. Die Psychologische Beratungsstelle des Diakonischen Werks ist Mitglied im Netzwerk Demenz und rät Betroffenen vor allem eines: „Raus aus dem Schneckenhaus!“

„So etwas gibt es sonst praktisch nirgendwo“

Dank einer Förderung durch die Deutsche Fernsehlotterie kann die Beratungsstelle Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen seit zweieinhalb Jahren ein kostenloses Angebot machen. „So etwas gibt es sonst praktisch nirgendwo“, sagt Stefanie Paulsburg, Projektverantwortliche für die Demenzberatung. Noch wissen sie und ihr Kollege Stefan Günther, Fachbereichsleiter Psychologische Beratung, nicht, ob und wie es weitergeht. Denn die Förderung läuft in einem halben Jahr aus. Bedarf ist jedenfalls da: 80 bis 100 Personen pro Jahr nehmen die Beratung in Anspruch. Manchen reicht schon ein Gespräch, andere werden jahrelang psychologisch begleitet.

„Stellen Sie sich vor, ein Teil Ihres Gedächtnisses geht verloren. Sie erinnern sich nicht mehr, wie man einen Schlüssel ins Schloss steckt, was es auf der Toilette zu tun gibt und wer dieser junge Mann mit dem freundlichen Lächeln in Ihrer Küche ist.“

Mit großen Unsicherheiten verbunden

Die beiden Experten können gut verstehen, dass eine Demenzerkrankung mit großen Unsicherheiten verbunden ist. Dennoch raten sie sowohl den Betroffenen als auch deren Angehörigen dringend davon ab, dem Bedürfnis nach Rückzug zu sehr nachzugeben. Besser sei es, offen mit der Situation umzugehen. „Einige Freunde und Bekannte werden mit der Diagnose überfordert sein und sich vielleicht sogar zurückziehen“, weiß Paulsburg. Doch: „Sie werden Gleichgesinnte finden, die in einer ähnlichen Situation sind oder Mitgefühl zeigen können.“ Mit ihnen bleiben soziale Kontakte möglich, auch wenn diese vielleicht anders gestaltet werden müssten, um die erkrankte Person nicht zu überfordern.

Es gebe die Tendenz, zunächst einmal den Mantel des Schweigens über eine Demenzerkrankung zu hängen, die Normalität so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, sagt Günther. Dabei wäre es durchaus sinnvoll, schon in einem Stadium Hilfe zu suchen, in dem das Nachdenken über die eigene Situation noch möglich ist.

Der emotionale Zugang

Doch in der Demenzberatung bleibt dies die Ausnahme. Zumeist sind es die pflegenden Angehörigen die Hilfe suchen. Zu der Belastung, mehr Verantwortung übernehmen zu müssen, kommt für sie der Umstand, dass sich der geliebte Mensch zunehmend verändert, unberechenbar und vielleicht sogar aggressiv wird.

Wenn Gespräche nicht mehr möglich sind, bleibt immer noch der emotionale Zugang, sagt Paulsburg: Liebevolle, zugewandte Begegnungen und Berührungen, zusammen malen, Musik hören, singen oder tanzen. „Auch Bilder sprechen Gefühle an“, sagen die Experten und verweisen auf ein Angebot der Fondation Beyeler in Riehen, die Kunstführungen für Menschen mit Demenz anbietet. Aber auch die Selbsthilfeangebote des Netzwerks Demenz im Landkreis können hilfreich sein, genauso wie der Frühstücksbrunch mit buntem Programm in Schopfheim.

www.netzwerk-demenz-loerrach.de/unterstuetzung/angehörige

www.demenzinitiative.info

www-sozialstation-diakoniestation-schopfheim.de

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