Kreis Lörrach Mit viel Gelassenheit eine Stadt geleitet

Alexandra Günzschel
Die ehemaligen Rathauschefinnen Edith Schreiner (Offenburg), Margret Mergen (Baden-Baden) und Gudrun Heute-Bluhm (Lörrach) im Gespräch mit Moderatorin Franziska Freihart (von links) Foto: Alexandra Günzschel

Drei ehemalige Oberbürgermeisterinnen blicken auf ihre Amtszeit zurück

Eine ganz besondere Runde ist am Montag im Haus Salmegg in Rheinfelden zusammengekommen: Gleich drei ehemalige Oberbürgermeisterinnen versammelten sich dort auf dem Podium. An die 30 Besucherinnen verfolgten die seltene Zusammenkunft vor Ort. Weitere schalteten sich per Videokonferenz zu. Moderiert wurde die Veranstaltung von Franziska Freihart, Mitglied im Städtetag von Baden-Württemberg und Initiatorin der Initiative „Ich kann das – Bürgermeisterinnentalente gesucht“.

Sachlich und kompetent, freundlich, aber bestimmt, kommunikativ und mit einem starken Willen ausgestattet: Die drei Hauptpersonen an diesem Abend verkörpern einen ähnlichen Typus Frau. Ob es ihnen bei ihrer Karriere in einer Zeit geholfen hat, als das Frausein in leitenden Funktionen und in einem Wahlkampf vielleicht eher noch hinderlich war? Einige ihrer Antworten deuten in diese Richtung.

Der Weg ins Amt

Alle drei haben studiert und kamen über andere Verwaltungstätigkeiten eher zufällig auf die Idee, eine Stadt zu leiten. Auch Mentoren, die Mut machten, spielten dabei eine Rolle.

„Wollen Sie nicht Oberbürgermeisterin werden?“, wurde die damalige Baubürgermeisterin Edith Schreiner gefragt. Nach nur einer Woche Bedenkzeit sagte sie entschlossen zu.

Margret Mergen suchte nach Möglichkeiten, die Welt zu verbessern, als ihr die Kandidatur angeboten wurde. Gleich im ersten Wahlkampf setzte sie sich gegen fünf Männer durch. „Ich habe diesen Schritt nie bereut“, blickt sie zurück.

Bei Gudrun Heute-Bluhm war es der ehemalige Landrat Alois Rübsamen, der ihr die Kandidatur nahelegte. „Ich kannte ihn von Weinfesten“, gestand die ehemalige Lörracher Oberbürgermeisterin und amüsierte damit das Publikum.

„Ist die Erwartungshaltung an Frauen eine andere?“, fragte Freihart. Mergen hat es so erlebt: „Männer sind durchsetzungsstark, Frauen dickköpfig. Und wenn eine Frau genau nachfragt, heißt es schnell, sie ist pedantisch.“ Schlagfertigkeit und Humor würden in vielen Situationen helfen, hat Mergen – für sich selbst etwas zu spät – festgestellt.

„Frauen sind teamfähiger und kommunikativer“, findet Schreiner. Am besten jedoch arbeite es sich in gemischten Teams.

Umgang mit Klischees

Im Umgang mit Klischees brauche es eine gewisse Gelassenheit, erklärte Heute-Bluhm auf Nachfrage, etwa dann, wenn bei der Berichterstattung mal wieder das Äußere in den Mittelpunkt gerückt wird. „Färben Sie Ihre Haare eigentlich grau, damit Sie älter aussehen?“, wurde sie tatsächlich einmal gefragt.

Von ihren Familien wurden die drei Frauen gut unterstützt, auch in Sachen Kinderbetreuung. Mit Kleinkindern hätte Heute-Bluhm diesen Schritt vielleicht nicht gewagt, wie sie sagt. Doch ihr Sohn stand damals an der Schwelle zur Pubertät, habe vielleicht sogar davon profitiert, dass die Mama nicht mehr so glucken konnte. Einig waren sich die Frauen darin, dass bei der Kinderbetreuung noch viel passieren muss.

Und was braucht es, um als Oberbürgermeisterin erfolgreich zu sein? Am wichtigsten sei die Führungskompetenz, sagen die drei Frauen. Auch gelte es, manchmal Abstriche bei der Perfektion zu machen. „Frauen denken immer, alles muss perfekt sein. Skrupel, die viele Männer gar nicht haben.“ Nicht zuletzt sollte man Menschen mögen und den Willen haben, mit der Gestaltungsmacht auch etwas anzufangen.

Rückzugsräume

Die drei Frauen betonten aber auch, wie wichtig es sei, im Privatleben abschalten zu können.

Schreiner berichtete, dass ihr Ehemann schon mal dafür herhalten musste, die eine oder andere Emotion aufzufangen. „Wenn ich meinem Mann alles erzählt hätte, was mich geärgert hat, wäre er davongelaufen“, scherzte daraufhin Heute-Bluhm.

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