Frage: Sie schreiben auch, dass der Rücktritt einer Führungsperson zu etwas Normalem werden muss. Aber gibt es da nicht auch Vorbehalte, da ein Rücktritt nicht selten mit einem Gesichtsverlust einhergeht?
Der Rücktritt ist in unserer Kultur definitiv so etwas wie ein Gesichtsverlust. Das muss aber nicht so sein. Denken Sie an den früheren US-Präsidenten Barack Obama, der nach zwei Amtszeiten zwar laut Verfassung nicht mehr kandidieren durfte, aber doch quasi freiwillig sein Amt zur Verfügung gestellt hat. Er betonte als noch amtierender Präsident häufig, dass er sich auf die Zeit nach seiner Präsidentschaft freue – zumindest tat er das, bevor feststand, dass Donald Trump sein Nachfolger wird. Bei den deutschen Bundeskanzlern hingegen ist der Rücktritt oft mit einem Gesichtsverlust verbunden. Das war bei Helmut Kohl so, bei Gerhard Schröder, und es wird vermutlich auch bei Angela Merkel ähnlich sein. Aber wenn ich etwa als Leiter eines erfolgreich zu Ende gebrachten Projekts zurücktrete, kann ich auch stolz sein auf das Geleistete.
Frage: Welchen Ratschlag können Sie Firmenleitern ganz konkret geben, wie diese mit ihren Mitarbeitern gut umgehen können?
Als Firmenleiter sollte ich ein Umfeld schaffen, das die Demotivation meiner Mitarbeiter verhindert. Aber motivieren muss sich letzten Endes jeder Mitarbeiter selbst. Zudem sollten Firmenchefs auch Verantwortung an Andere abgeben können, das schafft gutes Betriebsklima.
- Weitere Informationen: Der Vortrag „Wir sind Chef. Missverständnisse verteilter Führung“ von Hermann Arnold findet am Dienstag, 13. November, ab 18 Uhr im Georg H. Endress Auditorium der DHBW Lörrach, Hangstraße 46-50, statt. Der Eintritt ist frei. Näheres unter www.dhbw-loerrach.de.