Kreis Lörrach "Motivieren muss sich jeder selbst"

Adrian Steineck
Wer als Chef alles selbst erledigen will, sorgt mitunter für Unmut bei seinen Mitarbeitern. Die Führungspersönlichkeit der Zukunft muss auch Verantwortung abgeben können, rät Hermann Arnold. Foto: Archiv

Studium Generale: Hermann Arnold spricht an der DHBW Lörrach über die verteilte Führung.

Kreis Lörrach - Unter dem Motto „Wir sind Chef. Missverständnisse verteilter Führung“ kommt Hermann Arnold am morgigen Dienstag, 13. November, ab 18 Uhr an die DHBW Lörrach. Bei seinem Vortrag im Rahmen der Reihe Studium Generale wird der Berater, Unternehmer und Fachbuchautor darlegen, wie die Führung eines Unternehmens aussehen kann.

Was es mit der neuen Art der Führung auf sich hat und warum der Rücktritt von einer Führungsposition zu einem normalen Vorgang werden muss, darüber hat Adrian Steineck mit Hermann Arnold gesprochen.

Frage: Herr Arnold, im Buch „Wir sind Chef“ schreiben Sie, dass der Führungsstil sich im Zeitalter der Digitalisierung verändert habe. Inwiefern?

Digital hat viel mit Teilen zu tun. Das beginnt ganz banal mit Katzenvideos, aber ebenso kann man auch die Führung teilen. Denn ich muss ja mich selbst führen, ich muss ein Projekt führen, und ich muss auch meinen Chef führen können in dem Sinne, dass ich ihn von dem überzeuge, was ich tue. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass auch jeder folgen können muss. Der Führungsstil der Zukunft wird sich je nach der Aufgabe verändern.

Frage: In vielen Start-ups, also neu gegründeten Unternehmen, gibt es heutzutage flache Hierarchien. Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile eines lockeren Umgangs miteinander?

Unternehmensgründungen waren schon immer von flachen Hierarchien geprägt. Egal ob eine Schreinerei oder ein Blumenladen – kleine Einheiten, wie sie Neuunternehmen in der Regel darstellen, sind immer flach. Es gibt zwar formell einen Leiter, aber dieser wird die Meinung aller Mitarbeiter in seine Entscheidungen einbeziehen. In größeren Unternehmen braucht es freilich gewisse Strukturen, und da haben wir bisher auch Hierarchien gebraucht.

Frage: Zukünftig aber nicht mehr?

Nein, denn mittlerweile verbreitet sich der Gedanke, dass es auch anders gehen müsste. Wir probieren derzeit Neues aus, und das muss nicht zwangsläufig funktionieren können. Ich vergleiche das gerne mit dem Fliegen: Bis zu den ersten Flugversuchen der Brüder Wright kostete der Traum vom Fliegen viele Fehlversuche, bis sich dann ein überlegenes, funktionsfähiges Modell herauskristallisierte. Generell wird es so sein, dass zukünftig mehr Leute Verantwortung für etwas übernehmen.

Frage: Sie schreiben auch, dass der Rücktritt einer Führungsperson zu etwas Normalem werden muss. Aber gibt es da nicht auch Vorbehalte, da ein Rücktritt nicht selten mit einem Gesichtsverlust einhergeht?

Der Rücktritt ist in unserer Kultur definitiv so etwas wie ein Gesichtsverlust. Das muss aber nicht so sein. Denken Sie an den früheren US-Präsidenten Barack Obama, der nach zwei Amtszeiten zwar laut Verfassung nicht mehr kandidieren durfte, aber doch quasi freiwillig sein Amt zur Verfügung gestellt hat. Er betonte als noch amtierender Präsident häufig, dass er sich auf die Zeit nach seiner Präsidentschaft freue – zumindest tat er das, bevor feststand, dass Donald Trump sein Nachfolger wird. Bei den deutschen Bundeskanzlern hingegen ist der Rücktritt oft mit einem Gesichtsverlust verbunden. Das war bei Helmut Kohl so, bei Gerhard Schröder, und es wird vermutlich auch bei Angela Merkel ähnlich sein. Aber wenn ich etwa als Leiter eines erfolgreich zu Ende gebrachten Projekts zurücktrete, kann ich auch stolz sein auf das Geleistete.

Frage: Welchen Ratschlag können Sie Firmenleitern ganz konkret geben, wie diese mit ihren Mitarbeitern gut umgehen können?

Als Firmenleiter sollte ich ein Umfeld schaffen, das die Demotivation meiner Mitarbeiter verhindert. Aber motivieren muss sich letzten Endes jeder Mitarbeiter selbst. Zudem sollten Firmenchefs auch Verantwortung an Andere abgeben können, das schafft gutes Betriebsklima.

  • Weitere Informationen: Der Vortrag „Wir sind Chef. Missverständnisse verteilter Führung“ von Hermann Arnold findet am Dienstag, 13. November, ab 18 Uhr im Georg H. Endress Auditorium der DHBW Lörrach, Hangstraße 46-50, statt. Der Eintritt ist frei. Näheres unter www.dhbw-loerrach.de.

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