Kreis Lörrach Motto „Geiz ist geil“ hat ausgedient

Ralph Lacher
Rüttehof-Bauer Karlfrieder Fischer sei bei Hieber ein „Bauer zum Anfassen“ mit positiver Außenwirkung, sagte Sylvia Achilles im Online-Forum von Grünen-MdB Zickenheiner. Foto: Ralph Lacher

Diskussionsrunde: Heimische Experten sprechen über das Trendthema „regionale Ernährung“

Kreis Lörrach - Rolle und Bedeutung der Landwirtschaft sowohl für das Klima als auch für die Ernährung: Diese beiden Aspekte wollte der südbadische Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Zickenheiner während seiner Online-Veranstaltung „Der Grüne Salon“ beleuchten. Dafür hatte er Fachleute aus dem Landkreis Lörrach und dem benachbarten Breisgau zum Gespräch eingeladen.

Das Quartett, bestehend aus Zickenheiner, der Vertriebsleiterin des regionalen Lebensmittelmarkts Hieber, Sylvia Achilles, dem Geschäftsführer der Elektrizitätswerke Schönau und Nebenerwerbslandwirt, Daniel Weiß, sowie der Bioland-Erzeugerin Katharina Mensch aus Freiburg, gestaltete das Gespräch kurzweilig und fundiert.

Der Bundestagsabgeordnete moderierte das knapp einstündige Online-Forum mit der Feststellung an, dass die regionale Erzeugung mit der Gesamtwirtschaft genauso verbunden sei wie mit dem Nahtourismus. Die Menschen wollten wissen, woher die Lebensmittel kommen, die sie essen, und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Denn Essgewohnheiten haben unmittelbare Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion, betonte Zickenheiner.

Das bestätigte der Geschäftsführer der einst sogenannten „Stromrebellen“ aus Schönau. „Geiz ist geil“ war vor rund zwei Jahrzehnten das Motto auch in der Landwirtschaft geworden. Immer billiger sollte produziert werden. Gerade in der Fleischverarbeitungsbranche habe das immer noch die bekannten, klimaschädlichen Auswirkungen, sagte Weiß. Allerdings sei der Slogan erfreulicherweise meist wieder Geschichte, seien die Verbraucher im Dreiland mittlerweile bereit, für regionale Produkte einen angemessenen Preis zu bezahlen, meinte der Schönauer.

In diesem Zusammenhang wies er auf den Unterschied zwischen Produkt- und Prozessqualität hin. Es sei eindeutig, dass regionales Fleisch in Sachen Erzeugung, Transport- und Energiekosten deutliche Vorteile gegen- über Rindfleisch aus Südamerika oder Lamm aus Neuseeland habe. Allerdings sei die Produktqualität der Übersee-Erzeugnisse auch anerkannt – ihre klimatischen und topografischen Vorteile seien in den hiesigen Breiten schlicht oftmals nicht vorhanden.

Sylvia Achilles erklärte, dass das Familienunternehmen Hieber seit Jahrzehnten auf regionale Erzeugnisse setze. Ein Trendthema sei sie daher für die Handelskette schon lange. Sie sei von Firmengründer und Seniorchef Jörg Hieber unter dem Motto „Aus der Region für die Region“ auf den Weg gebracht worden. Man habe zwischenzeitlich rund 20 Prozent der Lebensmittel aus regionaler Produktion im Angebot, sagte die Lebensmittel-Einzelhandels-Fachfrau. Das Konzept komme beim trinationalen, buntgemischten Kundenstamm sehr gut an.

Gerade dann, wenn man mit den Ständen des Bohrerhofs in Feldkirch oder des Rüttehofs aus Wollbach „Bauern zum Anfassen und Ansprechen“ zu Gast in den Märkten habe, verdeutlichte Achilles. Sie erwähnte zudem vorbildliche Initiativen aus der Region wie „Schlachtung mit Achtung“.

Zickenheiner fügte hinzu, dass neben dem Lebensmittelhandel im Landkreis Lörrach auch Hofläden und Wochenmärkte wichtige Verkaufsstätten seien.

Ihren Online-Verkauf stellte Katharina Mensch vor. Sie hält und züchtet auf ihrem Bioland-Betrieb „Mühlenhof“ bei Freiburg ausschließlich Sundheimer Hühner, eine seltene, einheimische Rasse mit hohem Nutzwert. Mensch ist im Freiburger Ernährungsrat aktiv und Geschäftsführerin von „REGIONAL bringt’s!“, einem Online-Bauernmarkt.

Dieser funktioniere seit seiner Einführung während Corona im März sehr gut; 24 meist kleinere Landwirte bieten über die Online-Plattform 170 verschiedene regionale Erzeugnisse an, die wiederum von Mensch sowie ihrem Team verpackt und geliefert werden.

Zum Thema Kosten meinten die beiden Frauen, dass regionale Erzeugnisse zwar etwas teurer seien als etwa die vom Discounter – allerdings mit den bekannten Vorzügen. Einig war sich das Quartett in der Einschätzung, in einem einmalig schönen, attraktiven Landstrich der Rheinebene zu leben. Für diese Landschaft und die heimischen Bauern und Winzer sei man gerne aktiv, betonte Zickenheiner.

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