Kreis Lörrach Noch glimpflich davongekommen

Ralph Lacher
Niedergedrücktes Getreide ist eines der durch die Starkregen-Ereignisse der vergangenen Wochen aufgetretenen Probleme für die landwirtschaftlichen Erzeuger im Landkreis Lörrach. Foto: Ralph Lacher

Landwirtschaft: Starkregen im Landkreis Lörrach belastet insbesondere heranreifende Getreideflächen

Kreis Lörrach -  Ein herausforderndes, schwieriges Jahr erleben derzeit die Landwirte und Winzer. Dies sagen übereinstimmend die Fachleute Rolf Hess und Klaus Nasilowski vom Referat Pflanzenbau (Hess) und der Kreisobstbauberatung (Nasilowski) sowie die Fischinger Winzerin und Obstbäuerin, Susanne Denzer, und ihr Gemüse- und Obstbau-Kollege Andreas Schopferer aus Egringen.#

„Die Starkregen-Ereignisse der vergangenen Wochen haben vor allem im Obstbau starke Schäden verursacht“, berichtet Kreisobstbauberater Nasilowski. So seien die Erdbeerernten im Freiland frühzeitig beendet worden und bei den Kirschen die Früchte aufgeplatzt.

Mengen bei Kirschen sind deutlich geringer

Gerade bei den Kirschen sei dies teilweise verheerend gewesen, weil es ohnehin durch die Spätfröste von Ende April und Anfang Mai erhebliche Mengeneinbußen gab. Im Kreis Lörrach dürfte es somit höchstens 20 Prozent einer Normalernte geben, schätzt Nasilowski.

Erschwerend hinzu kam durch die Starkregen-Ereignisse, dass die Obstanlagen nicht befahren werden konnten und somit der notwendige Pflanzenschutz schwierig oder gar unmöglich war. Einzig die Betriebe, die ihre Obstanlagen überdacht haben – im Falle der Erdbeeren mit Tunnel, bei allen anderen Früchten mit Hagelschutz-Netzen –, hätten weniger Mengen- und auch Qualitätseinbußen, sagt Nasilowski. Das bestätigt auch Susanne Denzer, die davon spricht, dass ihre Weingartenhof-Kirschen durch die Überdachung kaum geschädigt waren. Die feuchte Witterung habe aber trotzdem die Stabilität und damit die Haltbarkeit sowohl der Kirschen wie auch der übertunnelten Erdbeeren negativ beeinflusst.

Andreas Schopferer erwähnt, dass im Bereich Erdbeeren und Kirschen Fäulnisprobleme auftraten und der Pflanzenschutz erschwert war. Recht schwierig sei es phasenweise beim Gemüse und bei den Salaten gewesen angesichts von unter Wasser stehenden Feldern, fügt Schopferer hinzu.

Beide Erzeuger haben auch Rebflächen und berichten, dass dort keine Schäden durch den Starkregen auftraten. Allerdings sei der Pflanzenschutzaufwand höher wegen der aufgeweichten und schwer befahrbaren Böden.

Getreide wurde durch Starkregen niedergedrückt

Hinzu kommt, dass der gefürchtete Schädling Kirschessigfliege eine feucht-warme Witterung wie in diesen Tagen mag. In den vier Vorjahren sorgten Hitze und Trockenheit für eher schwierige Lebensbedingungen bei dieser Schädlings-Population.

Rolf Hess, Leiter des Referats Pflanzenbau im Landratsamt, erklärt zum Bereich Grünland/Getreide, dass es teilweise große Probleme gibt, weil das Getreide durch die Starkregenfälle niedergedrückt wurde und es auch Äcker gibt, bei denen fast reife Ähren, wie etwa die der Wintergerste, komplett vom Halm geschlagen sind.

Das Heu, das von den Landwirten noch rechtzeitig vor den Starkregen-Ereignissen eingebracht werden konnte, habe durch die günstige Witterung des Frühlings im Vergleich zu den zurück- liegenden Jahren deutliche Mehrmengen gebracht.

Die Tatsache, dass durch die aufgeweichten Böden ein Schnitt und die Ernte nicht möglich waren, habe einigen Landwirten Probleme bereitet, sagt Hess.

Grundsätzlich aber sei die Region im Vergleich zu anderen deutschen Gebieten gut weggekommen, resümiert Hess. Erfreulich sei, dass durch die recht spät im Jahreslauf einsetzenden Starkregen die Durchwurzelung der Ackerböden schon so weit fortgeschritten war, dass es keine Erosionsschäden gab, betont Hess.

Der Fachmann aus dem Landratsamt erwähnt bezüglich der Möglichkeiten zur Vorbeugung gegen Frost und Hagel, dass es neben Überdachung oder Übertunnelung seit vorigem Jahr eine vom Land Baden-Württemberg geförderte „Mehrgefahrenversicherung“ gibt. Dabei bezahlt das Land die Hälfte der Versicherungsprämie bei Hagel, Sturm, Frost und Starkregen. Diese recht teure Versicherung mache für Haupterwerbsbetriebe in Zeiten der Herausforderung durch die Folgen des Klimawandels Sinn; für Nebenerwerbsbetriebe indessen weniger.

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