Der Versuch, Afghanistan ein westliches Wertemodell überzustülpen, sei vermessen gewesen.
Kritiker hätten schon zu Beginn der Mission bezweifelt, dass der Westen das Land demokratisieren könne. Kulturelle Unterschiede seien kleingeredet worden. Freilich: „Die Frauen und viele andere in Afghanistan wollten gerne mit Menschenrechten leben. Es ist furchtbar schwierig.“
Gegen Schuldenpolitik
Weiter sagte der Bundestagspräsident, die milliardenschweren Corona-Hilfspakete in Deutschland seien richtig gewesen, doch die Schuldenpolitik dürfe so nicht weitergehen. Wer glaube, dass Geld überhaupt keine Rolle mehr spiele, der werde sich täuschen.
Damit Deutschland nach der Pandemie besser werde, brauche es nicht noch mehr Staat und Regulierung. Der Klimawandel sei eine große Herausforderung. „Wir müssen schneller und energischer mehr dagegen tun.“
Im Wahlkampf gelte: „Unsere Mitbewerber sind nicht unsere Feinde.“ Allerdings müsse man sich klar gegen Parteien vom rechten und linken Rand abgrenzen. Die Menschen müssten geeint, eine Spaltung der Gesellschaft unbedingt vermieden werden.
Schäuble ist überzeugt: „Wir werden Deutschland deutlich vor Mitte des Jahrhunderts zu einem klimaneutralen Land machen. Wir denken Klimaschutz, wirtschaftliche Dynamik und soziale Sicherheit zusammen.“
Ausdrücklich redete der Politiker „Tatkraft und Erfindungsreichtum“ das Wort. Misstrauen und immer neue Vorschriften seien fehl am Platz. Die Zukunft gehöre den Erfindern und nicht den Verhinderern. „Wir lassen uns nicht von Ideologien leiten.“
Höheres Rentenalter
Skeptisch sieht der frühere Bundesfinanzminister die aktuelle Rentenpolitik und plädierte für ein höheres Eintrittsalter. Was ihn an einer Grundrente störe, sei die fehlende Bedarfsprüfung. So frage er sich, ob wirklich alle bedürftig seien, die dann Anspruch auf die Leistung hätten. Wörtlich: „Da könnte meine Frau wahrscheinlich auch Grundrente beziehen.“
Kosten auffangen
Der Staat gebe im Bundeshaushalt einen immer größeren Teil für Soziales aus, warnte er. Die Annahme, finanzielle Mittel seien unerschöpflich, bleibe ein Irrglaube. „Alles, was wir glauben, im Überfluss zu haben, ist nichts wert.“
„Das Rentenalter muss rauf, um die steigenden Kosten aufzufangen.“ Deshalb weise er immer wieder darauf hin, dass sich bei höherer Lebenserwartung auch die Lebensarbeitszeit erhöhen müsse. Er selbst gehe mit bestem Beispiel voran, betonte der 78-Jährige mit verschmitztem Unterton.