Kreis Lörrach Ohne Perspektive in den Urlaub

Denis Bozbag
Anja Hanke, Erika Zabradi und Anette Eckstein sprachen mit unserer Zeitung. Foto: Denis Bozbag

Lehrkräftemangel: Sonderschullehrerin Erika Zabradi hat befristet an verschiedenen Schulen gearbeitet.

Kreis Lörrach - Die Sonderschullehrerin Erika Zabradi aus Ungarn war mit den Nerven am Ende und sagt: „In den vergangenen Jahren bekam ich nur befristete Verträge, unterrichtete Grundschüler an drei Schulen in Lörrach und musste mich pünktlich vor den Sommerferien immer arbeitslos melden. Wie ihr geht es rund zehn Prozent der angestellten Lehrkräfte im Amtsbezirk Lörrach-Waldshut.

Die finanzielle Unsicherheit sei eine große emotionale Belastung für sie gewesen, meint die zweifache Mutter und fügt hinzu: „Aber auch für die Kinder, die ich unterrichtet habe, war es schwer.“

Die Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Anja Hanke, erklärt warum: „Den Kindern fehlt eine Bezugsperson. Viele befristet angestellte Lehrer wechseln im Jahrestakt die Klassen.“ Besonders an den Grundschulen sei die Lage sehr bedenklich und der Lehrermangel deutlich spürbar.

„Dort werden Lehrkräfte schlechter bezahlt als an allen anderen Schulen“, beklagt Hanke. Vor allem Männer schrecke dies ab, und sie bevorzugten den Karriereweg zum Lehrer von Sekundarschülern. Als Folge ist laut Hanke die Frauenquote an Grundschulen im Land mittlerweile auf 90 Prozent gestiegen. „Und weil Frauen schwanger werden und in Elternzeit gehen, werden aufgrund des Fachkräftemangels oft Vertretungskräfte eingestellt, deren Qualitätskriterien nicht mehr denen des Systems entsprechen.

Diesen sogenannten Nichterfüllern wird laut Anette Eckstein, Angestelltenvertreterin im Personalrat der Lehrkräfte im heimischen Kreis, der Weg in ein langfristiges Arbeitsverhältnis durch die Bürokratie verwehrt.

Es fehlten zudem Weiterbildungsmöglichkeiten und klare Richtlinien, wie Nichterfüller sich weiterentwickeln könnten. „Das Kultusministerium hält nach wie vor an den alten Voraussetzungsbedingungen fest. Dabei wäre der Realität ein Umdenken geschuldet“, meint Hanke.

Dieses Problem kennt der heimische Grünen-Landtagsabgeordnete, Josha Frey. In einem Schreiben an die Kultusministerin Susanne Eisenmann regt er an, „bei hoch qualifiziertem Lehrpersonal ohne originäre Lehrbefähigung generell eine Einzelberatung, im Sinne eines individuellen Personalentwicklungsgesprächs anzubieten“.

Der bürokratische Aufwand, ihr Diplom in Deutschland anerkennen zu lassen, war für Zabradi ein langwieriger Prozess. Letztendlich wurde sie in ihrer Qualifikation herabgestuft. Ihr Leidensweg hatte jedoch jüngst ein Ende. Sie erhielt einen Festvertrag: Weitweg an einer Schule in Potsdam.

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