Kreis Lörrach Ohne Profitgier regional schlachten

Denis Bozbag
Im Landkreis Lörrach legt man Wert auf eine schonende, stressfreie Schlachtung. Foto: Michael Werndorff

Tierhaltung: Metzgerei-Betriebe im Landkreis Lörrach investieren in ihre Mitarbeiter und Fleischerzeuger

Regio - Das fleischverarbeitende Handwerk in der Region sieht sich nach den Corona-Fällen in deutschen Schlachtbetrieben mit vielen Anfragen besorgter Kunden konfrontiert. Diese stellten Fragen bezüglich der Herkunft und Schlachtung der angebotenen Produkte, berichtet Geschäftsführer Joachim Lederer von der Metzgerei „Lederer“ in Weil am Rhein im Gespräch mit unserer Zeitung.

"Zu 99 Prozent familiengeführte Kleinunternehmen"

„Ich will nicht, dass unser Fleischer-Handwerk aufgrund der für Arbeiter und Tiere unhaltbaren, profitorientierten Zustände in den großen Schlachtbetrieben in Verruf gerät“, stellt Lederer klar. 99 Prozent der regionalen Metzgereien seien familiengeführte Kleinunternehmen, bezahlten die Mitarbeiter oft übertariflich und kümmerten sich um die Ausbildung der Lehrlinge.

„Die deutsche Fleischindustrie strebt nach einer Gewinnmaximierung, ohne Wert auf eine artgerechte Tierhaltung und auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu legen“, moniert der Landesinnungsmeister.

Die meisten Angestellten in den Großbetrieben würden über Werkverträge von Leiharbeitsfirmen aus Osteuropa nach Deutschland gelockt werden. Dort lebten viele in engen Behausungen.

"Im Landkreis keine Massenschlachtbetriebe"

Großen Wert legten die Fleischverarbeiter im Landkreis Lörrach vor allem auf regionale Bezugsquellen für ihre Ware. „Im Landkreis Lörrach gibt es keine Massenschlachtbetriebe“, betont Michael Kauffmann, Dezernent für den Ländlichen Raum. Viele Viehweidenbetreiber im Schwarzwald ließen nur bei Bedarf schlachten. Der Schlachthof in Schönau tötet fünf Tiere in der Woche.“

Zudem gibt es seit dem Wegfall des Schlachthofs Färber an der Wiesentalstraße in Lörrach eine Unterversorgung mit Schlachtbetrieben im Landkreis, sodass laut Kauffmann viele Landwirte im Nachbarlandkreis Waldshut schlachten lassen. „Die Wege von der Weide in den Schlachthof bleiben hier überall kurz, was für den Tierschutz wichtig ist“, erläutert Kauffmann.

Auch die IG „Schlachtung mit Achtung“ in Kandern setzt sich dafür ein, Tieren den Tod ohne Angst und Stress zu ermöglichen. Die Initiatoren haben daher ein Schlachtmobil entwickelt, mit dem die Tötung der Tiere in ihrer gewohnten Umgebung durchgeführt werden kann (wir berichteten).

Lederer ist sich sicher, dass es vor allem einen Umdenkprozess beim Konsumenten brauche, damit sich etwas an den Verhältnissen in der Fleischindustrie ändere. „Wer verpacktes Fleisch bei den großen Lebensmittelketten in Deutschland zu Billigpreisen nachfrägt, nimmt solche Zustände in Kauf.“

Beim Metzger sei das Fleisch im Schnitt um zwei bis drei Euro teurer, dafür bekomme man aber Produkte aus kontrollierter, artgerechter Haltung und mit entsprechender Qualität.

„Schweizer und Franzosen legen meiner Ansicht nach einen höheren Wert auf das, was bei ihnen zuhause auf den Teller kommt“, meint Lederer.

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