Dass Probst bei den Ausbauplänen von Naturschützern bisweilen Gegenwind erfährt, macht die ohnehin kostspielige Investition in den Ausbau der Wasserspeicher nicht einfacher. Er wünscht sich deutlich weniger ideologisch geprägte Diskussionen und stellt klar: „Ein museales Naturverständnis darf es nicht geben.“ Behörden, Naturschutz und Liftbetriebe seien aber derzeit auf einem guten Weg, verweist er auf eine mögliche Realisierungszeit von zwei bis drei Jahren.
Alternativen wichtig
Was der Klimawandel für das Skigebiet bedeutet, weiß auch Valentin Weislämle, Studiengangsleiter BWL-Tourismus an der Lörracher Dualen Hochschule. „Die Notwendigkeit für Alternativangebote ist klar gegeben. Viele arbeiten schon lange daran, und Leistungsträger mit einem entsprechendem Angebot sind nachweislich auch erfolgreicher – insbesondere in Zeiten von wenig Schnee. Das betrifft unter anderem Indoor-Aktivitäten wie Kletterhallen oder Ausflugsangebote, die gerade bei der Zielgruppe Familie nachgefragt werden. Bei der größer werdenden Gruppe ab 50 Jahren ist die Nutzung von Wellness-Angeboten ein immer wichtiger werdender Buchungsfaktor“, kommentiert Weislämle die Lage. Und im Bereich der Outdoor-Angebote sei der Trendsport Skischuhwandern ein florierendes Segment, das gegenüber dem klassischen Skilaufen deutlich flexibler hinsichtlich der Schneeverhältnisse ist. Aber auch ohne Schnee sind geführte Themen-Wanderungen sehr beliebt, weiß der Tourismus-Experte.
Probst sieht bei der Schaffung von Alternativangeboten außerhalb der Wintersportzeit noch Luft nach oben und verweist auf den Radsport. Zwar gebe es schon eine Downhillstrecke bei Todtnau, sogenannte Bikeparks stellten eine weitere Option bei der Erweiterung des Angebots für Touristen dar.
Insgesamt gut aufgestellt
Insgesamt ist die Region gut aufgestellt und für viele als Wintersportdestination noch attraktiv, bilanziert Weislämle: „Dazu gehören insbesondere der Liftverbund Feldberg als Aushängeschild im Bereich des Alpin-Ski-Sports. Aber auch in Sachen Langlauf und insbesondere beim neuen Trendsport des Skischuhwanderns überzeugt der Schwarzwald durch ein gut ausgebautes Wegenetz und kann hinsichtlich der hohen Natur- und Landschaftsattraktivität punkten.“
Pensionen weniger beliebt
Noch sehr viel Entwicklungspotenzial sieht Weislämle bei den Übernachtungsmöglichkeiten. Bei den potenziellen Gästen beliebt seien vor allem neue Hotels oder zumindest auf dem neuesten Stand der Technik sanierte Hotels. Das Modell der Pensionen sei indes rückläufig, wohingegen die Ferienwohnungen für eine breite Zielgruppe ein stark wachsendes Segment darstellen würden. Und: „Das wichtigste bei allen Übernachtungsmöglichkeiten ist die hohe Qualität der Unterkünfte, die transparent und jederzeit buchbar im Internet und in den sozialen Medien dargeboten wird.“ Darüber hinaus sei für die Gäste bei der Buchung wichtig, welche Wintersportmöglichkeiten oder sonstigen Freizeitaktivitäten vor Ort geboten werden und wie diese genutzt werden können.
Den Tourismusanbietern sind natürlich Grenzen gesetzt. Nicht jeder Betrieb könne einen Wellness-Tempel oder jede Sportanlage selbst betreiben und auslasten. Daher sei eine Zusammenarbeit und die Bündelung der Angebote wichtig, meint Weislämle und stellt fest: „Die Zusammenarbeit im Tourismus und der Blick über den eigenen Kirchturm hinaus ist der entscheidende Erfolgsfaktor.“ Die Zusammenarbeit gelte natürlich auch für Gemeinden, denn nicht jede könne eine touristische Destinationsmarke oder große Pistengebiete aufbauen und betreiben, ergänzt der Experte.