Kreis Lörrach Pandemie erschwert die Arbeit

Denis Bozbag
Insgesamt 248 Menschen mit problematischem Cannabis-Konsumverhalten haben vergangenes Jahr Hilfe gesucht. Foto: Die Oberbadische

Bilanz: Drogen- und Jugendberatungsstelle Lörrach hat 2020 trotz Corona 895 Personen beraten

Kreis Lörrach - Kontaktbeschränkungen, Abstands- und Hygieneregeln sowie unsichere Zukunftsaussichten: Die Corona-Pandemie hat die Suchtberatung im Landkreis Lörrach vor völlig neue Herausforderungen gestellt.

„Wir sind schockiert, dass uns die Kreispolitik vor diesem Hintergrund wegen gesunkener Steuereinnahmen für das laufende Jahr pauschal fünf Prozent der finanziellen Mittel gestrichen hat“, beklagte Frank Meißner, Leiter der Drogen- und Jugendberatungsstelle Lörrach, während eines Pressegesprächs zum Jahresbericht 2020 über den Drogenkonsum im Landkreis Lörrach.

Appell an Kreispolitik

Dies sei jetzt für die Drogen- und Jugendberatungsstelle besonders schmerzhaft, da der Aufbau der Außenstellen in Weil am Rhein, Rheinfelden und Schopfheim große Investitionen für Einrichtung und EDV-Systemerweiterung erforderlich machten und zusammen mit den zusätzlichen Hygienemaßnahmen und allgemein steigenden Kosten keinen Spielraum für Einsparmöglichkeiten bei den Sachkosten zuließen. „Wir bitten daher die Kreispolitik, diese Etatkürzung bei der Suchtberatung für das nächste Jahr aufzuheben.“ Es sei sonst nicht auszuschließen, dass man Angebote einstellen müsse, warnte Meißner.

Insgesamt konnte die Beratungsstelle im Landkreis Lörrach im vergangenen Jahr trotz der Kontaktbeschränkungen und Schließung der offenen Sprechstunden 755 abhängigkeitskranke und -gefährdete Personen sowie deren Angehörige begleiten und unterstützen.

Moderater Rückgang

Dies entspricht einem moderaten Rückgang von rund 90 Personen, wie Meißner erklärte. Dieser könne auf eine mögliche Hemmschwelle bei der Erstkontaktaufnahme zurückzuführen sein. „Viele Ratsuchende sahen sich durch die Beschränkungen entmutigt, selber aktiv zu werden und Beratung anzufordern“, vermutete Meißner.

Vom 23. März bis zum 30. April und ab dem 14. Dezember 2020 fanden persönliche Beratungen nur dann statt, wenn sie unvermeidbar waren. In allen anderen Fällen wurden Gespräche mit Klienten telefonisch oder in Form von Videokonferenzen abgehalten. Es habe auch Spaziergänge im Freien gegeben.

Der Großteil der betreuten Personen waren Cannabis-Konsumenten. 248 Menschen mit problematischem Cannabis-Konsumverhalten suchten die Beratungsstelle auf. 147 Personen wurden im Rahmen einer Opiatsubstitutionsbehandlung psychosozial betreut. 175 Jugendliche hatten 2020 Kontakt zur Beratungsstelle. 18 Personen konnten in stationäre oder ambulante Therapien vermittelt werden.

Die Aufnahme in stationäre Entgiftungseinrichtungen wurde indes deutlich erschwert, hatten viele von ihnen zeitweise Neuaufnahmen ganz gestoppt oder wurden in Corona-Stationen umgewandelt.

Impfstoff für Klienten

Sozialarbeiter Robert Bischoff hob hervor, dass es durch den Einsatz der Mitarbeiter, das Ansteckungsrisiko gering zu halten, nur zu sehr wenigen Infektionen bei den Klienten und beim Personal zu keinen Corona-Fällen gekommen sei.

In der Schwerpunktpraxis Lörrach habe der Arzt Hagen Loch Impfstoff für impfwillige Klienten bereitstellen können – vornehmlich Impfstoff von Johnson und Johnson.

Ein großer Lichtblick sei auch die hohe Spendenbereitschaft von Einzelpersonen und Institutionen gewesen, mit deren Geld die Finanzierung der neuen Außenstellen in Weil am Rhein und Rheinfelden für dieses Jahr sichergestellt werden konnte, betonte Meißner abschließend.

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