Es folgte ein Antrag für den Eigenanbau von Hanfpflanzen, doch die zuständige Behörde habe angesichts eines Gesetzesentwurfs auf Zeit gespielt, weshalb Häßler kurzerhand den Anbau in den eigenen vier Wänden ohne die erhoffte Genehmigung startete. „Allerdings haben die Behörden davon erfahren“, erzählt Häßler – es folgte eine Gerichtsverhandlung, bei der sich die Richter allerdings milde zeigten.
Dann der erhoffte Durchbruch im März vergangenen Jahres: Der Gesetzgeber verabschiedete das Gesetz „Cannabis als Medizin“, was den Einsatz von Cannabisarzneimitteln als Therapiealternative bei Patienten im Einzelfall bei schwerwiegenden Erkrankungen und die Kostenübernahme regeln soll. Doch es folgte schnell die Ernüchterung. Die Kostenübernahme sei mit dem Gesetz nicht in trockenen Tüchern gewesen: „Der medizinische Dienst hat zunächst immer wieder Wege gefunden, nein zu sagen“, so Häßler, „es dauerte, bis die Krankenkasse die Behandlung übernahm“.
Doch momentan muss Häßler ohne Therapie leben. Warum? „Ich bekomme keine Cannabisblüten, weil die Apotheken keine Lieferungen erhalten.“ Ein Rückschlag für ihn, denn ohne die Wirkung der Hanfpflanze bekommt er wieder die Symptome seiner ADHS-Erkrankung zu spüren. „Ich bin nervös und kann nur beim Computerspielen abschalten oder mich beim Sport abreagieren.“ An eine neue Ausbildung sei auch nicht zu denken, klagt der 26-Jährige.
Die Lieferschwierigkeiten hängen an der hohen Nachfrage, die seitens der Produzenten nicht abgedeckt werden können. Die Bundesregierung habe mit deutlich weniger Anträgen gerechnet – im vergangenen Jahr seien es 13 000 gewesen, berichtet der Rheinfelder. Deshalb komme der Anbau nicht hinterher, und auch weil sich das Lizenzverfahren wegen klagender Firmen hinziehe, erzählt Häßler, der sich regelmäßig mit Medizinern, Betroffenen und Interessengruppen über die aktuelle Entwicklung austauscht.
Viele Apotheken würden mit Wartelisten arbeiten: „Ich habe im Oktober eine Bestellung aufgegeben, aber bis dato noch keine Cannabisblüten erhalten“, sieht er Handlungsbedarf seitens der Politik. Deswegen gehe er auch an die Öffentlichkeit, um auf das Thema aufmerksam zu machen, schließlich seien zahlreiche Patienten betroffen.
„Die Politik muss klare Kante zeigen, denn die Betroffenen brauchen zeitnahe Lösungen.“ Außerdem würden die Patientenzahlen nicht stagnieren, meint Häßler, der sich jetzt in einem Schreiben an alle Parteien und die verantwortlichen Politiker in Berlin wenden will. Auch mit den heimischen Abgeordneten will er das Gespräch suchen, um auf die Situation derer aufmerksam zu machen, dennen die Cannabisblüten helfen können – sofern Apotheken versorgt würden.