Kreis Lörrach Reizvolle Vielfalt der Dialekte

Die Oberbadische

Literatur: 28. Internationale Mund-Art Literatur-Werkstatt startet am Freitag

Von Gabriele Hauger

Regio. „Gau schoot dat Water as een siede lütte Beek öwer de Hitzsand in den Priel rin...“ Nichts verstanden? Das wird wohl den meisten so gehen, wenn sie nicht wie der Autor dieser Zeilen Heiko Gauert aus Norddeutschland kommen und das dortige Platt sprechen. Neben dem Alemannischen solch ganz unbekannte und neue Mundarten kennenlernen, das können am Wochenende die Besucher der mittlerweile 28. Internationalen Mund-Art Literatur-Werkstatt unter der Federführung von Markus Manfred Jung.

Der Klang und die Musikalität von Sprache in all ihren Dialekten faszinieren den in Zell geborene Mundart-Autor schon lange. Nun lädt er gemeinsam mit Moderator Volker Habermaier wieder zur Literatur-Werkstatt ein. Von Freitag bis Sonntag lesen fünf Gastautoren im Weiler Stapflehus, in Sankt Agathen in Schopfheim-Fahrnau sowie in der Bibliothek der Allgemeinen Lesegesellschaft Basel beim Münster.

„Wichtig war uns wie immer, dass die Mundart-Texte von hoher Qualität sind – sowohl sprachlich als auch inhaltlich, dass wir eine große Vielfalt und moderne Formen bieten“, sagt Jung. Mit Autoren zwischen Österreich und der Ostsee ist das wieder gelungen. Außerdem legt Jung Wert darauf, dass das Dreiländer-Alemannisch möglichst komplett vertreten ist. Mit ihm, dem aus dem Elsass stammenden Essayisten und Theaterstücke- Schreiber Pierre Kretz sowie Beispielen aus dem Baseldütschen ist dies gegeben.

Aktuelles Thema „Fluchtpunkt Sprache“

Neben den Lesungen vor Publikum, erarbeiten und besprechen die Autoren gemeinsam Texte in der Schreibwerkstatt. Dieses Jahr unter dem aktuellen Thema „Fluchtpunkt Sprache“. Ziel ist es, in diesem Zusammenhang zunächst die Rolle der Mundart zu definieren: Warum flüchtet sich jemand in den Dialekt? Außerdem soll erörtert werden, ob und wie das derzeit omnipräsente Thema Flucht in Mundart literarisch verarbeitet wird. „Gibt es Texte, die das thematisieren? Und wenn ja, sind diese anders als hochsprachliche?“

Das Publikum, das zu den Lesungen kommt, kann sich stets auf Neues, bisher noch nicht Gehörtes freuen, verspricht Jung. Natürlich verstehe man einige Mundart-Texte nicht auf Anhieb, doch die Authentizität, der Klang, das Erlebnis des Live-Hörens sei für jeden Mundart-Liebhaber faszinierend. Als Hilfe gibt es zudem im Vorfeld des Gelesenen eine inhaltliche Einführung durch den Moderator Volker Habermaier.

Die Vorfreude auf die Begegnung mit den Mundart-Autoren ist dem Organisator anzumerken. Mit Max Faistauer aus Österreich kommt ein Autor in die Regio, der sich intensiv mit regionaler Sprache und Literatur beschäftigt. Er hat fünf Bücher herausgegeben, einen Mundart und einen Volkskulturpreis erhalten, hält Lesungen in Radio und Fernsehen.

Das Leben des in Eckernförde geborenen Heiko Gauert ist von der Nähe zum Meer geprägt. Als 15-Jähriger kam er zum Schreiben, engagiert sich seit langem fürs Plattdeutsche und hat einige Erzählbände herausgegeben.

Jede Mundart ist spannend

Pierre Kretz wohnt in Straßburg, seine Muttersprache ist Mittelalemannisch. Zwei seiner Romane sind ins Deutsche übersetzt, „Ich, der kleine Katholik“ und „Der Seelenhüter“. Daraus hat der SWR ein Hörspiel gemacht.

Birgit Rietzler aus Au im Bregenzerwald leitet Schreibworkshops und hat drei Mundart-Lyrikbände in Vorarlberger Alemannisch verfasst. Viele Vorarlberger Musiker haben Texte von ihr vertont.

Jacqueline Schlegel ist Liedermacherin, Sängerin und Poetin und stammt aus einer hochmusikalischen Familie, samt jodelnder Mutter. Der Urgroßvater war Komponist und Poet, der Großvater Kontrabassist und Musikkabarettist. Sie hat an der Musikhochschule Luzern studiert, schreibt Lieder, Gedichte und Geschichten.

Markus Manfred Jung selbst findet jeden Dialekt spannend. Als Kind habe er hingegen durchaus Vorurteile gehabt. Schließlich gilt ja Vielen bis heute das Alemannisch als Halskrankheit. Auch das oft belächelte Sächsisch findet er reizvoll. Und kommentiert trocken: „Wenn jemand etwas Dummes sagt, klingt das immer unsympathisch – egal in welchem Dialekt.“

Freitag, 18. März, 20 Uhr: Lesung im Weiler Stapflehus;

Samstag, 19. März, Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek Schopfheim und Empfang beim Bürgermeister; 20 Uhr: Auftritt in St Agathen, Schopfheim-Fahrnau;

Sonntag, 20. März, 11 Uhr: Lesung in der Bibliothek der Allgemeinen Lesegesellschaft Basel am Münsterplatz

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