Kreis Lörrach Regio im Landkreis-Ranking mit durchwachsenen Ergebnissen

Michael Werndorff
Bei der Haus- und Kinderarztdichte schneidet der Landkreis Lörrach schlecht ab. Foto: Die Oberbadische

Statistik: Region landet bei Prognos-Studie im vorderen Bereich / Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Kreis Lörrach. - Wo Familien in Deutschland am besten leben, zeigt die jetzt veröffentlichte große Deutschland-Studie der Prognos AG im Auftrag des „ZDF“. Diese hat alle 401 Kreise und kreisfreien Städte unter die Lupe genommen. Der Kreis Lörrach landet auf Rang 64.

Wenn es nach den blanken Zahlen geht, dann lebt es sich laut Studie im hiesigen Landkreis zwar nicht am besten, dennoch kann sich die Gesamtplatzierung sehen lassen.

Für Familien liegt der Hochtaunuskreis mit 131,4 Punkten an erster Stelle gefolgt von Baden-Baden. Für ältere Menschen ist die kreisfreie Stadt Jena mit 141,5 Punkten Spitzenreiter, geht aus der Erhebung hervor, die das älteste Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas durchgeführt hat. Den schlechtesten Platz belegt das Jerichower Land im Nordosten von Sachsen-Anhalt. Kein Kreis beziehungsweise keine kreisfreie Stadt erreicht den Maximalpunktwert.

Gute Rahmenbedingungen für Familien in ganz Deutschland

Besonders gut schneiden Regionen im Umland von Großstädten und Ballungszentren ab. Dazu neben dem Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis das Umland von München (Starnberg, Landkreis München) oder Potsdam nahe Berlin.

Insgesamt sind die Rahmenbedingungen für Familien in Deutschland in den Regionen recht ähnlich, bilanzieren die Statistiker, die sich die verschiedenen Parameter aus den Bereichen „Geld & Wohnen“, „Bildung & Soziales“, „Gesundheit & Sicherheit“ sowie „Freizeit & Kultur“ angeschaut haben.

Dabei wurde weder ein klares West-Ost- noch ein deutliches Nord-Süd-Gefälle gefunden – ganz anders bei der Prognos-Studie vom Mai 2018: Bei der Frage, wo es sich in Deutschland am besten lebt, lagen 78 der Top100-Regionen in Baden-Württemberg und Bayern. Laut aktueller Studie gibt es überall in Deutschland Kreise und Städte, in denen Familien gut wohnen können. Unter den Top-20-Regionen finden sich Regionen aus nahezu allen Himmelsrichtungen.

Beim verfügbaren EInkommen liegt der Landkreis klar im Spitzenbereich

Insgesamt hat der Kreis Lörrach 112,5 Punkte von 200 erreicht und landet im Bundesland auf Rang 23. Unter dem Themenfeld „Geld & Wohnen“ sticht der Kreis mit Rang 18 beim verfügbaren Einkommen hervor. Erreicht werden 5,5 von zehn möglichen Punkten.

Indes sieht es bei den Mietausgaben schlecht aus. Hier landet der Kreis auf Rang 352 mit Ausgaben von 29 Prozent des verfügbaren Einkommens. Ähnlich angespannt zeigt sich die Lage in Berlin oder München mit 36 beziehungsweise 33 Prozent. Bei den Fahrtzeiten und Distanzen landet der Kreis auf Rang 115.

Im Vergleich zum Schlusslicht des Rankings: Im Jerichower Land sind die Fahrtzeiten und Distanzen ungünstiger, viele Punkte gibt es indes für niedrigere Mietausgaben, während es lediglich 2,2 Punkte für das verfügbare Einkommen gibt. Insgesamt sammelt der Kreis Lörrach im Themenfeld „Geld & Wohnen“ 30,6 von insgesamt 50 möglichen Punkten und landet hierbei auf Rang 43.

Mit Platz 101 schneidet der Landkreis im Themenbereich „Bildung & Soziales“ weniger gut ab. Insbesondere bei der Betreuungssituation ist Luft nach oben. So liegt der Wert bei den Schulabgängern ohne Abschluss bei sechs und die SGB II-Quote von unter 18-Jährigen bei sieben Prozent. Dennoch liegt der Kreis mit 33,2 Punkten über dem Landes- und Bundesschnitt.

Politischer Handlungsbedarf bei der ärztlichen Versorgung

Im Feld „Gesundheit & Sicherheit“ (Rang 141) zeigt die ärztliche Versorgung politischen Handlungsbedarf auf. Konkret geht es um die Kinder- und Hausarztdichte pro 100 000 Einwohner. Hier erreicht die Region nur 1,2 beziehungsweise 2,9 Punkte von maximal zehn. Ähnlich sieht es in München und in Berlin sowie vielen weiteren Städten und Regionen Deutschlands aus.

Bei der Lebenserwartung kann die heimische Region aber punkten. Hier lebt man mit 82 Jahren statistisch gesehen nur ein Jahr weniger als im Hochtaunuskreis, den der Kreis Lörrach bei der Rubrik „Freizeit & Kultur“, die Aspekte wie Freizeitangebote, Gastronomie, Breitbandverfügbarkeit, Erholungs- und Freizeitflächen sowie Schwimmbäder umfasst, knapp überholt.

Nun könnte man meinen, dass die Regio aufgrund ihrer Lage am Rande des Schwarzwaldes mit seinen touristischen Angeboten auf einem der vordersten Plätze landet. Doch muss sich der Kreis mit Platz 141 begnügen: Breitbandverfügbarkeit und Freizeitangebote sind nicht einmal im Mittelfeld der 401 Kreise. Das Jerichower Land erzielt im Bereich der Erholungs- und Freizeitflächen dagegen mit die besten Werte.

Großer Handlungsbedarf bei bezahlbarem, familiengerechten Wohnraum

Im Rahmen der Erhebung wurden alle Bürgermeister und Landräte gebeten, ihre Einschätzung zur Familienpolitik in ihren Kreisen abzugeben. Für den Kreis Lörrach erkennt man einen hohen familienpolitischen Handlungsbedarf bei bezahlbarem, familiengerechten Wohnraum und einer bedarfsdeckenden Betreuungsinfrastruktur. Moderat fällt der Bedarf bei Angeboten für Kinder und Jugendliche aus.

Wie aus der Stellungnahme hervorgeht, sei der Kreis ein guter Wohnort für Familien, da es unter anderem sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, hervorragende Sportmöglichkeiten und qualitativ gute Angebote an Kinderbetreuung gebe.

Landkreise und kreisfreie Städte in Baden-Württemberg fast durchgehend mit überdurchschnittlichen Ergebnisse

Die Studie ist auch der Frage nachgegangen, wo Senioren in Deutschland am besten leben. Dabei zeigte sich: Auf den vorderen Plätzen der Rangliste sind viele kleine bis mittelgroße Städte, insbesondere ostdeutsche Zentren schneiden im Gesamtranking überwiegend gut ab.

Platz 1 belegt die kreisfreie Stadt Jena, der Landkreis Lörrach landet auf Rang 120. Bei der Krankenhauserreichbarkeit oder der Pflegesituation ist Luft nach oben, und bei den Wohnkosten (Rang 354) spiegelt sich die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt wider.

Landkreise und kreisfreie Städte in Baden-Württemberg und Sachsen erzielen fast durchgehend überdurchschnittlich gute Ergebnisse, während Kreise in Mecklenburg-Vorpommern, der Eifel und auf dem bayerischen Land tendenziell auf geringere Punktezahlen kommen. Sowohl in der Gesundheits- als auch in anderer Infrastruktur haben diese Regionen entscheidende Schwächen.

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