Kreis Lörrach Wohnungsmarkt: Die Schmerzgrenze ist erreicht

Die Oberbadische
Geringverdiener haben bei der Wohnungssuche im Landkreis Lörrach schlechte Karten. Foto: Die Oberbadische

Analyse: Kaum Wohnraum für Geringverdiener / Neues Gütesiegel informiert

Kreis Lörrach - Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt, insbesondere Geringverdiener haben das Nachsehen: Die Mieten für einfache Wohnungen sind 7,6-mal so stark gestiegen wie die Lebenshaltungskosten, wie eine Wohnungsmarkt-Analyse zeigt.

Die vom Job-Center übernommenen Mieten für Single-Haushalte stiegen innerhalb von gut sechs Jahren um 49,4 Prozent, während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum nur um 6,5 Prozent zulegten. „Bei den Mieten wird oft rausgeholt,was rauszuholen ist.

Dabei bauen Vermieter auf die Job-Center als zuverlässige Zahlstelle. Diese übernehmen die Kosten für Wohnungen einfachen Standards. Auf genau diese Wohnungen sind aber nicht nur Hartz-IV-Empfänger angewiesen, sondern eben auch die vielen anderen Haushalte mit niedrigen Einkommen“, sagt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther.

„Das Angebot an günstigen Wohnungen sei rar. Gerade Neuvermietungen nutzen viele Vermieter, um Maximalmieten zu erzielen.“ Um eine bessere Orientierung bei Wohnungsangeboten zu bekommen, gibt es jetzt ein Mieter-Gütesiegel: „Meinfairmieter“ prüft als Wohnungsmarkt-Label insbesondere die soziale Verantwortung von Vermietern.

Matthias Günther hat die Gründung des Gütesiegels mit initiiert. Das Siegel sei ein „Sozial-Kompass für den Wohnungsmarkt“ und für weite Teile der Bevölkerung relevant: Fast ein Viertel der Beschäftigten arbeitet nach Angaben des Pestel-Instituts bundesweit im Niedriglohnsektor.

Staat treibt Preise hoch

„Der Staat agiert inzwischen mangels eigener Wohnungen als Mietentreiber, weil er Mieten akzeptieren muss, bei denen viele Vermieter offensichtlich die Schmerzgrenze ausreizen“, so Günther. Wie gerade in einer von der Caritas und der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn beauftragten Untersuchung aufgezeigt, sind es auch in besonderem Maße Menschen mit Behinderungen, die von Wohnungsknappheit und den gestiegenen Mieten betroffen sind.

Aber auch unter den Vermietern macht sich zunehmend Unmut breit. Vor allem die vielen noch vorhandenen Wohnungsgesellschaften in öffentlichem Eigentum und die Genossenschaften fühlen sich zu Unrecht in der Schublade der gierigen Vermieter wieder. Wie alle anderen Unternehmen müssen auch Wohnungsunternehmen Gewinne erzielen, um langfristig bestehen zu können.

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