Und schließlich hielten die vielen Regeln Menschen davon ab, sich zu bewegen: Eine hohe Regelungsdichte und -komplexität könne faktisch wie eine Grenzschließung wirken.
Laut Marx reagiert der Handel unterschiedlich auf die Situation. „Manche Händler senden ihre Mitarbeiter nach Hause oder beantragen für sie erneut Kurzarbeit.“ Andere nutzten die Zeit, um verstärkt auf Plattformen aktiv zu werden oder andere digitale Strategien umzusetzen. Aber es gebe leider auch solche, welche die nachlassende Nachfrage nicht auffangen könnten und ihr Geschäft vorübergehend schließen müssten, weil das Offenhalten der Verkaufsflächen nicht mehr lohne und ihre Umsatzeinbrüche – anders als die der behördlich geschlossenen Unternehmen – nach dem aktuellen Stand der Hilfsmaßnahmen nicht entschädigt würden.
Enormer Schaden
Der Teil-Lockdown habe massive Folgen: „Der erste Lockdown im Frühjahr und die erste Grenzschließung haben beim stationären Einzelhandel einen enormen, nachwirkenden Schaden hinterlassen. Nicht mit dem Ende des Lockdowns, sondern erst mit der Wiedereröffnung der Grenzen hat sich die Branche erholt, die Umsätze waren zunächst erfreulich. Die Schweizer waren zurück und die Händler vermeldeten vielfach Umsätze wie vor Beginn der Pandemie. Optimistisch blickten deshalb viele auch Richtung Weihnachtsgeschäft“, erklärt Marx.
Nun fürchtet der Handel ein zweites Mal massive Umsatzeinbrüche, wenn über die inländischen Restriktionen hinaus auch die Schweizer Kundschaft abermals dauerhaft ausbleiben sollte. „Wir erhalten jetzt schon die Rückmeldungen von vielen Einzelhändlern, dass es eng werden würde, sollte sich die aktuelle und ungewisse Lage über Weihnachten hinaus oder sogar über Monate ziehen.“ Das Weihnachtsgeschäft mache etwa 20 Prozent des Jahresumsatzes aus, in einzelnen Branchen wie Spielsachen, Bücher, Uhren oder Schmuck liege es noch deutlich höher. „Ein Ausfall des Weihnachtsgeschäftes wäre deshalb doppelt misslich.“