Kreis Lörrach Holpriger Einstieg in den Online-Unterricht

Denis Bozbag
Noch immer fehlt es den Schulen im Land an der nötigen digitalen Ausstattung. Foto: Die Oberbadische

Fernunterricht: Schulstart läuft alles andere als reibungslos / Lern-Plattform „Moodle“ bricht zusammen

Kreis Lörrach - Offiziell hat gestern der Unterricht im Landkreis Lörrach sowie im ganzen Land pandemiebedingt per Online-Fernunterricht begonnen. Doch von einem reibungslosen Start konnten weder Eltern noch Schulleiter berichten.

Susanne Streff, Mutter zweier Schüler der siebten und neunten Klasse der weiterführenden Schulen in Weil am Rhein, schrieb unserer Redaktion: „Unerfreulicherweise konnte heute der Online-Unterricht nur mit großen Hindernissen beginnen. Die vom Kultusministerium vorgegebene Lern-Plattform ,Moodle’ war ständig überlastet. Schüler sowie Lehrer konnten teilweise gar nicht darauf zugreifen oder wurden immer wieder aus dem System geworfen.“ Schon nach zwei Stunden habe man sowohl vom Oberrhein-Gymnasium als auch von der Gemeinschaftsschule Weil am Rhein die Nachricht erhalten, dass die Plattform zusammengebrochen sei, beklagte sich Streff.

„Wir finden es schlecht, wenn nun wieder auf das System E-Mail-Schreiben und Aufgaben-Ausdrucken zurückgegriffen wird, nachdem sich Lehrer und Schüler auf den Online-Unterricht vorbereitet hatten. Das Kultusministerium sollte aufgerüttelt werden, hier schnellstens nachzubessern.“

Lehrer und Schüler wünschten sich zudem längst die Verwendung auch anderer Lern-Plattformen und Nachrichtendienste wie beispielsweise „Zoom“ oder „Threema“ zumindest zum kurzen Austausch, wenn etwas nicht funktioniere.

"Ein riesengroßes Chaos"

Eine Schulleitung aus dem Landkreis Lörrach beschrieb den ersten Tag Online-Unterricht folgendermaßen: „Wir haben heute Morgen schon ein riesengroßes Chaos, da die Lernplattform ,Moodle’ nicht funktioniert. Das System ist überlastet.“ Die Landesregierung habe nun ein halbes Jahr Zeit gehabt und diese nicht ansatzweise dazu genutzt, um den Schulen ein verlässliches Online-System bereitzustellen, lautete die deutliche Kritik.

Anja Hanke, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Landkreis Lörrach, sieht die Region noch lange nicht ausreichend gerüstet für den digitalen Unterricht an den Schulen: „Immer noch warten die Lehrkräfte hier auf eine Ausstattung mit Computern und Tablets – und dies gut ein Dreiviertel-Jahr nach dem ersten Lockdown“, beklagte die Gewerkschaftlerin auf Anfrage unserer Zeitung.

Viele Schulen verfügten außerdem nach wie vor nur über unzureichende Internetverbindungen mit privathaushaltsüblichen DSL-Standards.

Es fehlt immer noch die nötige Ausstattung

Die Bildungseinrichtungen hätten inzwischen ihre Digitalierungskonzepte für den Unterricht vorgelegt, könnten sie aber nur teilweise umsetzen, weil es an der Hard- und Software oder an der nötigen Bandbreite haperte.

Kultusministerin Eisenmann muss sich nicht zum ersten Mal bei der Digitalisierung der Schulen Kritik anhören. Auch im politischen Stuttgart hat sie aus Sicht der Opposition die Digitalisierung der Schulen völlig verschlafen. Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Timm Kern, sprach im Dezember noch von einer „hartnäckigen Arbeitsverweigerung“ der Regierung, was die schulische Zukunftsfähigkeit des Landes angehe.

Eisenmann räumte ein, dass es Handlungsbedarf gebe. Indes bezahlten der Bund und die Länder etwa 300 000 Laptops für die Schulen im Land. Der Landtag habe zudem vor kurzem neun Millionen Euro Förderung für die digitale Fortbildung von Lehrern bewilligt.

Doch diese sei nicht das Problem. Die Landesregierung müsse Geld in die Hand nehmen und die Serverleistung deutlich erhöhen. Das Problem liege eindeutig an der Serverleistung, nicht an den Endgeräten und nicht an unzureichender Aus- und Fortbildung der Lehrer, betonte die Schulleitung aus dem Landkreis.

Derweil plant das Kultusministerium, Kindertageseinrichtungen, Einrichtungen der Kindertagespflege sowie Grundschulen ab dem 18. Januar wieder flächendeckend im Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zu öffnen. Dazu soll es am 15. Januar erneut Gespräche innerhalb der Landesregierung geben. Man müsse die negativen Folgen der Kita- und Schulschließungen für Kinder und Jugendliche im Blick behalten, heißt es auf Anfrage von der Pressestelle des Kultusministeriums.

Eisenmann war lange dagegen, die Schulen für den Präsenzunterricht zu schließen. Für Streff entsteht nach dem ersten Tag Online-Unterricht der Eindruck, sie wollte deshalb die Schulen geöffnet lassen, da sie genau wusste, dass es online nicht klappen würde.

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