Kreis Lörrach Sich wohl, sicher und geliebt fühlen

Denis Bozbag
Viele Schulen im Landkreis Lörrach versuchen, den Unterricht digital am Laufen zu halten. Foto: Archiv

Bildung: Lehrer halten Kontakt zu Schulklassen. Sprachliche Lücken bei Migrantenkindern befürchtet.

Kreis Lörrach - Alle Schulen im Land mussten vor drei Wochen aufgrund der Corona-Pandemie schließen. Dieser Beschluss stellt Schüler, Eltern und Lehrkräfte im Landkreis Lörrach vor große organisatorische Herausforderungen. Gedanken mache man sich insbesondere um Schüler aus einkommensschwachen und schwierigen Verhältnissen, berichtet Anja Hanke, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Landkreis Lörrach.

„Bei den meisten Schulen im Landkreis klappt es ganz gut mit der Umstellung auf digitalen Heimunterricht“, zieht Hanke im Gespräch mit unserer Zeitung Bilanz. Wobei Gesamtschulen und Gymnasien, die vor der Krise mit dem Konzept des Individualunterrichts solche Strukturen bereits aufgebaut hätten, jetzt klar im Vorteil seien. Noch besser aufgestellt wären die Schulen allerdings, hätte die Einführung der millionenteuren digitalen Bildungsplattform „Ella“ in Baden-Württemberg im Jahr 2018 nicht in einem Fiasko geendet. „Viele Lehrer mussten nun innerhalb von drei Tagen den Unterricht komplett umstellen, sich selber in die digitale Materie einfuchsen und Maßnahmen ergreifen, deren Umsetzung sonst Jahre benötigt.“

Doch nicht nur digital werde der Kontakt zu den Schülern beibehalten. Viele Lehrer nutzten die analogen Möglichkeiten wie Postversand und Telefon, um ihre Schüler mit Unterrichtsmaterialien und Schulaufgaben zu versorgen. Dies ginge nicht ohne entsprechenden Zeitaufwand vonstatten. „Ich höre immer wieder, dass sich Lehrer stärker beansprucht fühlen als durch direkten Unterricht vor der Klasse.“ Was Kinder zudem jetzt zuhause bräuchten, sei sich wohl, sicher und geliebt zu fühlen, zitiert Hanke den französischen Bildungsminister. Sie müssten spüren, dass alles gut werde.

Sprachliche Lücken bei Migrantenkindern

Probleme sähen die Lehrer derweil bei Schülern aus schwierigen Verhältnissen. Sei es, dass die Familien bereits vor der Pandemie zerrüttet waren, oder sei es, dass Eltern aufgrund fehlender Sprachkenntnisse den Kindern nicht bei der Bewältigung der Aufgaben daheim helfen könnten. Hier werde man nach der Schulschließung einiges unternehmen müssen, um eventuelle Sprachlücken beispielsweise bei Migrantenkindern aufzuholen.

„Die Voraussetzungen und Bedingungen, auch die Lebensrealitäten in den Familien, sind sehr unterschiedlich“, betont Christine Sattler, Sprecherin des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport. Nicht alle Schüler hätten zuhause Zugang zu einem Laptop oder Computern. Manche Schüler bekämen Unterstützung durch Eltern oder ältere Geschwister, andere hingegen hätten keine Hilfe. Deshalb würden aktuell auch keine Noten vergeben, und auch nach Unterrichtsbeginn werde dieses Wissen nicht überprüft und benotet. „Doch genau diese Schüler, die in der aktuellen Situation möglicherweise benachteiligt werden, müssen wir im Blick behalten“, macht Sattler deutlich. Das werde sicherlich ein wichtiges Thema für die Folgezeit sein. Hier würde das Ministerium an Konzepten arbeiten, um diese Schüler gezielt fördern zu können.

Wann der Regelbetrieb wieder aufgenommen werde, vermag Hanke nicht vorauszusagen. „Es ist aber klar, dass erst einmal die Grundschulkinder der ersten und zweiten Klasse, die stärkere Betreuung benötigen, sowie Abschlussklassen in Kleinstgruppen für den direkten Unterricht zuerst zugelassen werden.“ Stufenweise werde dann der schulische Alltag zurückkehren – aber nicht kurz nach Ostern, so Hanke.

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