Kreis Lörrach Sprachkompetenz ist das A und O

Die Oberbadische

Bildungspolitik: Angebote in Kindergärten und Schulen / Auch deutschsprachige Kinder brauchen Hilfe

Sprachkompetenz ist ein Schlagwort, das in Diskussionen um die Bildungspolitik regelmäßig auftaucht. Jüngst teilte das Kultusministerium mit, an seinen bisherigen Förderangeboten festhalten zu wollen. Grund genug, nachzufragen, wie es um die Sprachförderung im Kreis bestellt ist.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. „Es ist wichtig, Kinder möglichst früh sprachlich zu fördern, und zwar unabhängig vom Herkunftsland“, sagt Hans-Joachim Friedemann im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Leiter des Staatlichen Schulamts Lörrach verweist hier zum einen auf Bildungsangebote für Kindergärten und Kindertageseinrichtungen wie etwa „Spatz“, zum anderen auf Sprachförderprogramme für Schulkinder.

Das Programm „Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf“ (Spatz) bietet für die Träger von Kindergärten zwei Förderwege: zum einen das in Zusammenarbeit mit den Musikschulen angebotene Projekt „Singen-Bewegen-Sprechen“ sowie die intensive Sprachförderung. Auch wenn „Spatz“ laut Schulrätin Regina Höfler im Kreis Lörrach sehr gut angenommen werde, sieht Schulamtsleiter Friedemann doch einen erhöhten Beratungsbedarf bei den Ansprechpartnern. „Wenn in einer Einrichtung das Projekt Singen-Bewegen-Sprechen gewählt wurde, kann man sich nicht mehr umentscheiden“, legt er dar. Aber je nachdem, wie viele Kinder eine Sprachförderung benötigen würden, sei die intensive Sprachförderung aber sinnvoller. Hier gelte es für die Mitarbeiter des Schulamtes, noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten.

In Bezug auf die Schulkinder legt der Schulamtsleiter dar, dass eine fundierte Förderung der Bildungssprache notwendig ist, nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund. „Dabei geht es neben den Regeln der Rechtschreibung vor allem um die Lesegeschwindigkeit und das Sachverständnis“, sagt er. Da entlang der Rheinschiene Französisch erst ab der dritten und nicht mehr ab der ersten Klasse angeboten wird, können die frei werdenden Stunden für zusätzlichen Sprachunterricht eingesetzt werden.

Josef Klein, Vorstandsmitglied beim Kreisverband Lörrach-Waldshut des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), geht auf das „sehr gute“ Sprachförderangebot für Flüchtlinge ein. „Ich arbeite selbst als Lehrer für Flüchtlinge, und diese werden im Kreis sehr gut unterstützt und arbeiten auch gut mit“, legt er dar.

Bei der Sprachförderung für deutschsprachige Kinder aber sieht Klein noch Nachholbedarf. So gebe es zwar für Realschulen und Gymnasien Stundenkontingente für den sogenannten Ergänzungsunterricht, aber für Grundschulen sei dieser nicht vorgeschrieben. „Laut der Schulverwaltung ist der Pflichtunterricht abgedeckt“, sagt er.

Diese Berechnung weist laut Klein aber einen Schönheitsfehler auf: „Wenn eine Lehrerin ab Oktober etwa wegen einer Schwangerschaft ausfällt, wird sie im September beim Beginn des neuen Schuljahres dennoch miteingerechnet.“ Um den Pflichtunterricht dennoch anbieten zu können, würde etwa auf die „Nichterfüller“, also ungelernte Lehrkräfte, gesetzt, oder ein Lehrer unterrichte zwei Klassen auf einmal. Aus diesen Gründen kämpfe der VBE dafür, dass die Lehrerversorgung in allen Schularten erhöht, also mehr Lehrer eingestellt werden. „Gerade in der Grundschule ist das notwendig, denn dort sind die Schüler am wenigsten homogen“, ist Klein überzeugt.

Lehrerverbände üben Kritik

Als „gut, aber ausbaufähig“ bezeichnet Regina Häger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Lörrach im Gespräch mit unserer Zeitung die Sprachförderangebote für Migranten. So sind im vergangenen Jahr vom Land die Stunden in den Vorbereitungsklassen (VKL) von 25 auf 20 gekürzt worden. In den VKL werden Schüler unterrichtet, die Deutsch als Zweitsprache haben. Ein Anliegen der GEW sei es auch, dass die Sprachbegleitung auch fortgeführt wird, wenn die Kinder aus den VKL in den Regelunterricht gehen. „Man braucht etwa fünf bis sieben Jahre, um eine Bildungssprache zu lernen und am Unterricht teilnehmen zu können“, sagt Häger. Das gelte umso mehr für Kinder, die eine Fluchtgeschichte hinter sich haben und eventuell traumatisiert sind. Zudem fordert die GEW, dass die Nichterfüller, welche an den VKL unterrichten, angestellt und nicht während der Sommerferien entlassen werden. „Da lässt sich noch manches verbessern“, sagt Häger.

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