Kreis Lörrach Teststrategie auf dem Prüfstand

Michael Werndorff
Ein Mediziner, der anonym bleiben will, kritisiert die Covid-Teststrategie der Kliniken des Landkreises Lörrach. Foto: Michael Werndorff

 Covid-19-Ausbrüche in den Kreiskliniken / Mediziner: „Wäre vermeidbar gewesen“

Kreis Lörrach -  In den Kliniken des Landkreises Lörrach soll es zu schweren Covid-19-Ausbrüchen mit Todesfällen gekommen sein, wie die Badische Zeitung jüngst berichtete. Ein Arzt, der sich an das Blatt wendete und anonym bleiben will, sieht die Ursache in einer unzureichenden Teststrategie der Kreiskliniken. Diese verweisen derweil auf eine „sorgfältig durchdachte Sicherheitsstrategie“, heißt es in einer Mitteilung an unsere Zeitung.

„Es gibt immer wieder Covid-19-Ausbrüche auf unseren Stationen“, stellt der Mediziner fest. Dieser ist laut Bericht der Ansicht, dass die Infektionen bei Patienten und Mitarbeitern vermeidbar gewesen wären. So sei es Anfang Januar auf der Station „Rosenfels“ zu fünf Fällen gekommen, und Ende Januar wurden sieben Patienten und drei Mitarbeiter auf Station „Maienbühl“ positiv getestet. Bei einem der Ausbrüche seien neun Menschen verstorben, berichtet der Arzt.

Die Ursache sieht er in einer unzureichenden Teststrategie: Während die Teststrategie des Bundes empfiehlt, Patienten vor Aufnahme sowie vor ambulanten Operationen vorzugsweise mit einem PCR-Test auf eine mögliche Infektion hin zu untersuchen, nutzen die Lörracher Kreiskliniken für Patienten ohne Corona-Symptome einen einmaligen Antigenschnelltest, der in der Folge aber nicht wiederholt würde.

Patienten seien seinerzeit auch nicht in Quarantäne untergebracht worden. Der anonyme Krankenhausmitarbeiter vermutet, dass wirtschaftliche Erwägungen zur Entscheidung geführt hätten, von der Bundesempfehlung abzuweichen.

Derweil werden in der Freiburger Uniklinik alle stationär aufzunehmenden Patienten mittels PCR-Test auf das Virus untersucht. Zieht man den Radius weiter: Das Klinikum Saarbrücken screent Patienten vor einer geplanten Aufnahme ebenfalls mit einem PCR-Test. „Die Aufnahme erfolgt, wenn der Test negativ ist“, erklärt Pressesprecherin Rebecca Rech auf Nachfrage. „Bei Notfallaufnahmen setzt das Klinikum Saarbrücken vorgeschaltet auf einen Antigen-Schnelltest, danach wird zusätzlich ein PCR-Test durchgeführt.“

Nach dieser Strategie verfahren auch die Helios-Kliniken in Südbaden.

Patienten würden grundsätzlich bei ihrer Aufnahme getestet, erklären die Kliniken des Landkreises Lörrach. Was die Badische Zeitung nicht erwähne, sei die Tatsache, dass es sich bei den verwendeten Antigen-Schnelltests nicht nur um die allgemein bekannten, auch selbst durchzuführenden Tests handelt, geht aus einer uns vorliegenden Stellungnahme hervor.

Vielmehr setzten die Kliniken insbesondere am Standort Lörrach eine Variante ein, die im hauseigenen Labor ausgewertet werden müsse. „Diese laborgebundenen Tests sind besser und bieten eine höhere Sicherheit als die üblichen Schnelltests.“

Bei jeglichem Anhaltspunkt auf eine Corona-Infektion erhielten Patienten einen PCR-Test und würden bis zum Eintreffen des Ergebnisses isoliert. Vor klinikeninterner Verlegung erfolge ein laborgebundener Antigen-Schnelltest, einen PCR-Test führten die Kreiskliniken vor einer Verlegung in eine andere Klinik oder Einrichtung wie etwa ein Pflegeheim durch.

In der zweiten Welle kam es laut Kreiskliniken zu Covid-19-Ausbrüchen. Dabei gehe es um mutmaßlich im Krankenhaus erworbene Infektionen von mindestens zwei Personen, die in einem zeitlichen Zusammenhang stünden.

Somit sei nicht auszuschließen, dass Patienten einem Ausbruchsgeschehen hinzugerechnet werden, deren Eingangstest aufgrund der langen Inkubationszeit negativ ausgefallen war und die sich bereits vor ihrem Klinikaufenthalt infiziert hatten.

„Bei genauerer Betrachtung ist es oft kaum möglich, das Infektionsgeschehen im Detail nachzuvollziehen“, berichtet Bernhard Hoch, Geschäftsführer Medizin der Kreiskliniken. „Wir bedauern die Todesfälle sehr und arbeiten diese intensiv auf.“ Das Vorgehen der Kreiskliniken sei jedenfalls richtlinienkonform.

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