Kreis Lörrach Urlauber helfen lokalem Tourismus

Denis Bozbag
An den Wasserfällen in Todtnau lässt es sich auch gut entspannen. Foto: Archiv

Corona: Valentin Weislämle schildert die teils angespannte Lage des Gastronomie- und Hotelgewerbes

Kreis Lörrach - Während Hotels im städtisch geprägten Teil des Landkreises Lörrach, die auf Geschäftsreisende angewiesen sind, vor einer schwierigen Zukunft stehen, sieht die Lage für die Gasthäuser im Schwarzwald besser aus. Dort verzeichnet man eine gestiegene Nachfrage nach Wander- und Erlebnisurlaub im eigenen Land.

Wer bereits vor Corona auf unterschiedliche Urlaubergruppen setzte, habe jetzt gute Karten. Die Anbieter von nachhaltigen, bewussten oder individuellen Reisen in kleinen Gruppen könnten wahrscheinlich besser durch die Krise kommen, berichtet Valentin Weislämle, Studiengangsleiter für BWL-Tourismus, Hotellerie und Gastronomie an der DHBW Lörrach, im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Seit Juni brummte es im Schwarzwald wieder“, so ist sein Eindruck. Viele Urlauber hätten sich aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens im Ausland und der Reisebeschränkungen bewusst dazu entschieden, im eigenen Land zu bleiben. Dieser Trend komme jetzt dem regionalen Tourismus zugute.

Einbußen durch fehlende Geschäftsreisende

Dagegen seien die Einbußen bei einigen Hotels in Lörrach, Rheinfelden und Weil am Rhein, deren Kundschaft zum größten Teil aus Geschäftsreisenden besteht, massiv. „Bis zu 70 Prozent ihrer Gäste reisen geschäftlicher Art.“

Firmen, die ihre Angestellten zu Projekten vor Ort schicken, Seminare veranstalten oder Fachtagungen abhalten – all dies sei in Zeiten der Pandemie eingeschränkt worden. Die Auflagen mit den Abstandsregeln seien oft nicht umzusetzen oder nur noch in kleineren Reisegruppen möglich. Zudem hätten die Unternehmen sehr schnell auf die Corona-Situation reagiert.

Bereits Anfang März wurden sämtliche Geschäftsreisen verboten, Externe nicht mehr zu Besuchen in die Firma gelassen und Tagungen nur noch per Video-Konferenz zugelassen. Was sicher gut für das Klima sei, wenn weniger gereist werde, bedeute insbesondere für Vermieter von Seminar-Unterkünften einen herben Verlust an Einnahmen. Die örtlichen kleinen Reiseveranstalter, -büros und Busunternehmen sowie Hüttenbesitzer litten sehr darunter, das größere Gruppen gerade ausblieben.

Auch Gastronomiebetriebe, die ihre Bewirtung zum größten Teil in geschlossenen Räumen anbieten, hätten aufgrund der geltenden Abstandsregeln ihre Gästezahl um bis zu 50 Prozent reduzieren müssen.

Corona-Hilfen täuschen über die Lage hinweg

Die Corona-Hilfspakete und die staatlich erlaubte Insolvenzaufschiebung würden nur über die aktuelle Situation hinwegtäuschen. „Die Fixkosten für die Betriebe laufen weiter. Jeder, der mit einer knappen Gewinnmarge zu kämpfen hatte und bereits vorher strukturell angeschlagen war, wird ohne weitere Überbrückungshilfen im Herbst die Insolvenz anmelden müssen“, ist sich der Tourismusfachmann sicher.

Manche Restaurants in Großstädten wie in Freiburg konnten zumindest einen Teil der Verluste über einen eigenen Lieferservice wieder reinholen. „Für kleinere Gastronomiebetriebe im ländlichen Raum ist dies aber keine Option.“ Zu gering sei die Nachfrage und zu groß die Entfernungen.

Zudem hätte der Fachkräftemangel, ausgelöst durch die personelle Abwanderung in die Schweiz, schon vor der Pandemie zu strukturellen Problemen im hiesigen Gastgewerbe geführt. „Nun fehlen nicht nur die Fachkräfte, sondern auch noch die Gäste“, gibt Weislämle zu bedenken.

Seine dramatischen Schilderungen werden von einer bundesweiten Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga unter 7200 Gastronomen und Hoteliers untermauert. 60 Prozent der Betreiber von Gaststätten und Hotels erachteten die Corona-Krise inzwischen als Existenzbedrohung. 59,6 Prozent der Betriebe gaben an, sie kämpften wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ums Überleben. Für das erste Halbjahr meldeten die Befragten im Durchschnitt einen Umsatzverlust von 60,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Besucherzahlen in den Touristinformationen Weil am Rhein, Lörrach und Todtnau steigen derweil in diesem Sommer an. „Es ist ein Trend nach Urlaub im eigenen Land zu erkennen“, meint Daniela Heim, Leiterin der Tourist-Information Weil am Rhein.

„Die Anfragen nehmen zu. Vor Ort muss umfassend beraten werden, da viele neue Gäste die Bergwelt um Todtnau erkunden und die Wasserfälle sehen wollen“, berichtet Claudia Steinhardt von der Touristinfo in Todtnau. Wohnmobilstellplätze seien auch sehr beliebt sowie das Wandern auf Premium-Wanderwegen, welche durch das Deutsche Wanderinstitut zertifiziert wurden.

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