Corona-Hilfen täuschen über die Lage hinweg
Die Corona-Hilfspakete und die staatlich erlaubte Insolvenzaufschiebung würden nur über die aktuelle Situation hinwegtäuschen. „Die Fixkosten für die Betriebe laufen weiter. Jeder, der mit einer knappen Gewinnmarge zu kämpfen hatte und bereits vorher strukturell angeschlagen war, wird ohne weitere Überbrückungshilfen im Herbst die Insolvenz anmelden müssen“, ist sich der Tourismusfachmann sicher.
Manche Restaurants in Großstädten wie in Freiburg konnten zumindest einen Teil der Verluste über einen eigenen Lieferservice wieder reinholen. „Für kleinere Gastronomiebetriebe im ländlichen Raum ist dies aber keine Option.“ Zu gering sei die Nachfrage und zu groß die Entfernungen.
Zudem hätte der Fachkräftemangel, ausgelöst durch die personelle Abwanderung in die Schweiz, schon vor der Pandemie zu strukturellen Problemen im hiesigen Gastgewerbe geführt. „Nun fehlen nicht nur die Fachkräfte, sondern auch noch die Gäste“, gibt Weislämle zu bedenken.
Seine dramatischen Schilderungen werden von einer bundesweiten Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga unter 7200 Gastronomen und Hoteliers untermauert. 60 Prozent der Betreiber von Gaststätten und Hotels erachteten die Corona-Krise inzwischen als Existenzbedrohung. 59,6 Prozent der Betriebe gaben an, sie kämpften wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ums Überleben. Für das erste Halbjahr meldeten die Befragten im Durchschnitt einen Umsatzverlust von 60,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Besucherzahlen in den Touristinformationen Weil am Rhein, Lörrach und Todtnau steigen derweil in diesem Sommer an. „Es ist ein Trend nach Urlaub im eigenen Land zu erkennen“, meint Daniela Heim, Leiterin der Tourist-Information Weil am Rhein.
„Die Anfragen nehmen zu. Vor Ort muss umfassend beraten werden, da viele neue Gäste die Bergwelt um Todtnau erkunden und die Wasserfälle sehen wollen“, berichtet Claudia Steinhardt von der Touristinfo in Todtnau. Wohnmobilstellplätze seien auch sehr beliebt sowie das Wandern auf Premium-Wanderwegen, welche durch das Deutsche Wanderinstitut zertifiziert wurden.