Kreis Lörrach Von der Suche nach heutigen Helden

Die Oberbadische
Ann Medlock (links) und ihr Mann John Graham (3. von links) diskutierten in Basel über die Beweggründe für die Gründung ihrer Organisation und das moderne Heldentum. Foto: Adrian Steineck Foto: Die Oberbadische

Podiumsdiskussion: Stiftung Giraffe Heroes Europe ehrt Menschen, die sich für andere einsetzen

Helden der Gegenwart suchen und erkennen – dieser Aufgabe hat sich die amerikanische Non-Profit-Organisation „Giraffe Heroes Project“ verschrieben. Mit den „Giraffe Heroes Europe“ wurde jetzt ein europäischer Ableger in Basel gegründet. Über die Arbeit der Stiftung und darum, was einen Helden ausmacht, ging es am Donnerstag in einer Podiumsdiskussion mit der Gründerin Ann Medlock.

Von Adrian Steineck

Regio. Als die „Grande Dame“ der Giraffe Heroes stellte Moderator Thomas Pilscheur die 84-Jährige vor. Die Schriftstellerin und frühere Journalistin Medlock selber legte bei der auf englisch geführten Diskussion dar, dass sie durch einen Vortrag des amerikanischen Mythenforschers Joseph Campbell zur Gründung der Organisation inspiriert wurde. Ende der 1970er-Jahre, so erinnerte sie sich, besuchte sie eine mehrtägige Vorlesung Campbells, in der es um die mittelalterliche Figur des Ritters Parzival und dessen Wandlung vom Unwissenden im Narrenkleid zum Gralskönig ging.

Die Theorien Campbells über archetypische Heldenfiguren haben auch in der Popkultur regen Anklang gefunden – George Lucas’ „Star Wars“-Saga etwa ist deutlich von dem Mythenforscher inspiriert. Die engagierte Demokratin Medlock nahm aus dem Vortrag die Idee mit, die heutigen „heiligen Narren“ zu suchen, also jene Menschen, die gegen alle Widerstände eine bestimmte Idee verfolgen und damit der Allgemeinheit Gutes tun wollen.

Bis heute hat die Organisation mehr als 1500 Menschen ausgezeichnet, die sich unter nicht selten lebensbedrohlichen Umständen gegen Armut, Gewalt und Korruption einsetzen.

Geschichten hinter den Geehrten sind vielfältig

Gleich mehrere dieser Heldengeschichten schilderte die Gründerin des Giraffe Heroes Projects gemeinsam mit ihrem Mann, dem Friedensaktivisten John A. Graham. So jene von einer Ballettlehrerin im brasilianischen Fortaleza, die für Kinder mittelloser Eltern kostenlose Kurse anbietet. „Mittlerweile geben bereits reiche Familien vor, arm zu sein, damit ihre Kinder an den Tanzstunden teilnehmen dürfen“, berichtete sie, was bei den knapp 40 Zuhörern für Heiterkeit sorgte. Oder jene Geschichte von einem New Yorker Bänker, der sich für Vietnamveteranen einsetzt.

Immer wieder blitzte im Verlauf der Diskussion der warmherzige Humor der 84-Jährigen auf und sorgte dafür, dass der in Abschnitte wie „Motivation“ oder „Überzeugung“ unterteilte Abend niemals zu theoretisch wurde. „Man muss nicht im Dschungel von Borneo vermisst werden, um ein Giraffe Hero zu werden“, meinte sie mit Blick auf den Schweizer Umweltaktivisten Bruno Manser. Dieser wurde bereits im Jahr 1990, zehn Jahre vor seinem bis heute ungeklärten Verschwinden in Malaysia, als einer der ersten durch das Giraffe Heroes Project geehrt.

Ein früherer Weggefährte Mansers kam auf die Bühne und beschrieb, wie zufrieden und optimistisch Manser bei allen Strapazen, die er bei seinem Einsatz für die Natur und die Menschen in Borneo auf sich nahm, stets war.

Forum für Menschen mit großem Einsatz

Ihr Ehemann, der frühere Diplomat Graham, welcher seine Laufbahn zugunsten des Giraffe Heroes Projects aufgab, ging darauf ein, dass Menschen mit großer sozialer Einsatzbereitschaft durch die Giraffe Heroes Foundation ein Forum und Unterstützung erhalten. Zwischen Graham sowie Roger Meier vom Stiftungsrat der neu gegründeten Basler Giraffe Heroes Foundation und dem Künstler und Abenteurer Louis de Cordier entspann sich eine lebhafte Diskussion. Cordier leitet das Projekt Biblioteca del Sol (Bibliothek der Sonne) in der amerikanischen Sierra Nevada, in der Bücher als Zeugnisse der menschlichen Kultur sicher verwahrt und so für zukünftige Generationen erhalten werden sollen.

Auf den Punkt brachte es eine Zuhörerin zum Ende der Diskussion hin: Von Moderator Pilscheur gefragt, wo es ihrer Ansicht nach „Helden der Gegenwart“ brauche, antwortete sie: „Überall dort, wo Menschen sich nicht selbst helfen können.“

Weitere Informationen: Näheres zu der Stiftung, den Geehrten und deren jeweiligen Projekten gibt es unter www.giraffe.org.

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