Die Theaterleute vom Hinterhag freuen sich über viele positive Rückmeldungen und sind glücklich, von Spendern und treuen Weggefährten „reichlich bedacht“ worden zu sein. 300 Exemplare wurden bisher verkauft, CDs mussten nachgepresst werden.
Für Heuwinkel ist es „ein großes Dilemma, dass die Kultur außen vor bleibt und unter ferner liefen wahrgenommen und definiert wird.“ Ihn treibt die Sorge um die Substanz des Theaters in der Zukunft und die Planungsunsicherheit um. Gleichwohl ist er gewillt, sich fürs Publikum einzusetzen. Nicht nur ist geplant, im kommenden Winter das ausgefallene Weihnachtsprojekt endlich aufzuführen, auch ein neues Stück ist im Entstehen. Es hat den Arbeitstitel „Der Herr der Augenringe – Auf der Suche nach der Verantwortung“ und soll im Herbst als Stationentheater im ganzen Dorf spielen. Laut Autor Heuwinkel handelt es davon, Verantwortung zu übernehmen in diesen Krisenzeiten.
Theater Tempus fugit
Im Freien Theater Tempus fugit in Lörrach fallen zwar die Hausgruppen aus, doch darf in kleinen Ensembles zusammen mit Profis geprobt werden. Zur Zeit werden neue Projekte entwickelt, deren Schwerpunkt ein Stück weit politisch und bewusstseinsfördernd ist. Das Theater stellt die Spielzeit 2021 programmatisch unter den Titel „Utopia“ – im Hinblick auf das, was man vorhat und was in der Zukunft überhaupt machbar sein wird. „Wir sind dankbar, dass wir überlebt haben“, sagt Theatergründerin und -leiterin Karin Maßen.
Unterstützung kam durch Fördergelder wie „Kultur Sommer“ und „Neustart Kultur“. „Wir haben uns weiterentwickelt, nicht trotz, sondern mit der Krise“, heißt es aus dem Theater. Mit neuen Stücken einsteigen wird man frühestens im April, und eher in Projekten mit Kindern.
Am 15. Mai steht im Burghof Lörrach die Premiere von „Odysseus“ an, ein Großprojekt mit Schulen. Im eigenen Haus laufen die Proben auf deutsch und englisch für „Jedermann“. Es soll auch eine digitale Fassung zu diesem noch mal aufgenommenen Bühnenstück erstellt werden.
Tempus fugit ist gut verknüpft mit allen Jugendtheatern in Baden-Württemberg, wo es auch eine spezielle Streaming-Plattform gibt. „Dafür produzieren wir und üben uns in Live-Streaming“, sagt Maßen. Vieles läuft jetzt digital, und Inszenierungen werden ins Netz gestellt.
Vom Stück „Fisch im Netz“ wird eine Hörspielfassung gemacht, die es als CD oder zum Herunterladen gibt – zur Unterstützung des Theaters. Kleine Videos werden produziert und als reine Netz-Theaterproduktionen auf YouTube und andere soziale Medien mit Bezahlfunktionen gestellt. „Extrem einsparen“ musste man die Arbeit mit freien Künstlern und Musikern, „da blutet es“, bedauert Maßen, „das fehlt, wir hoffen, da wieder anknüpfen zu können.“
Basler Kleintheater
Auch die Basler Klein- und Privattheater kämpfen ums Überleben und hoffen auf ein baldiges Ende des erzwungenen Stillstands. Das Förnbacher Theater hat für Unterstützer einen Spende-Button eingerichtet. Namhafte Beträge zeigten „die Wertschätzung unserer Theaterarbeit“, so Theaterleiter Helmut Förnbacher. Außerdem kann Förnbachers vom Schweizer Fernsehen restaurierter Spielfilm „Sommersprossen“ von 1968 – ein Kriminalfilm, der in der Region spielt – auf der Homepage gegen einen Unkostenbeitrag heruntergeladen werden.
Mit seinen Theaterinszenierungen geht Förnbacher aber nicht online, das sei ein zu großer technischer Aufwand und ein anderes Medium. Die letzte Saison im Badischen Bahnhof „brösle jetzt arg weg“, sagt der Regisseur über die schwierige Lage. Sogar sein beliebtes Vorfasnachts-Event „Ridicule“, das schon mit 30 Darstellern und Musikern fertig geprobt war, musste ausfallen.
Das Häbse-Theater, Basels größtes Kleintheater, hat sein 30. „Mimösli“ um ein Jahr verschoben. Im Theater Fauteuil wurde aus dem analogen Vorfasnachtsspektakel „Pfyfferli“ ein digitales. Außerdem wird eine DVD davon produziert, die Mitte Februar erhältlich ist. Bis dahin gibt das Kleintheater am Spalenberg einen Unterstützungsappell und eine kämpferische Durchhalteparole aus: „Vive la Résistance – Vive le Fauteuil!“