Kreis Lörrach Weniger Pfarrer, mehr Arbeitsteilung

Alexandra Günzschel
Christoph Zacheus-Hufeisen, Pfarrer Markus Schulz und Dekanin Bärbel Schäfer (von links) geben Einzelheiten zur geplanten Umstrukturierung des evangelischen Kirchenbezirks Markgräflerland bekannt. Foto: Alexandra Günzschel

Umstrukturierung: Evangelischer Kirchenbezirk Markgräflerland sieht Veränderungen auch als Chance

Kreis Lörrach (ag). Im evangelischen Kirchenbezirk Markgräflerland stehen Veränderungen an. In drei Schritten sollen bis zum Jahr 2036 neue effektivere Strukturen geschaffen werden, die auch vor dem Hintergrund rückgängiger Mitgliederzahlen zu sehen sind. Konkret ist geplant, die derzeit bestehenden Einheiten in sechs Kooperationsräumen zusammenzu-fassen. Die Anzahl der Stellen muss um ein Drittel reduziert werden, so die Vorgabe.

Dekanin Bärbel Schäfer wies im Pressegespräch darauf hin, dass das Markgräflerland gut auf diese Umstellung vorbereitet sei. Bereits seit elf Jahren würden hier die sogenannten Dienstgemeinschaften bestehen, die mit den geplanten Kooperationsräumen weitgehend identisch seien. Schäfer betont, dass die Umstrukturierung ein „geistlich gefüllter Gestaltungsraum“ sein soll. Entlassungen wird es keine geben. Im Gegenteil: Auch die evangelische Kirche sucht Nachwuchs – Pfarrer, Diakone, aber auch Kirchenmusiker. Allerdings wird die eine oder andere Stelle von Pfarrern und Kirchenmitarbeitern, die sich umorientieren oder in den Ruhestand gehen, nicht mehr neu besetzt.

Persönliche Stärken mehr berücksichtigen

Stärker als bisher soll darauf geachtet werden, was den Haupt- und Ehrenamtlichen persönlich liegt: Ob ihr Schwerpunkt eher die Seelsorge, die Jugendarbeit, Beratung oder Geschäftsführung ist. Auch das Berufsbild des Pfarrers wollen die Verantwortlichen entschlacken. Bei Weitem nicht jeder sei mit der bisherigen umfassenden Rolle glücklich, wie verdeutlicht wurde.

Umwidmung von Pfarr- in Diakonenstellen

Eine Mehrbelastung der Akteure soll auf diese Weise nach Möglichkeit vermieden werden. „Wir müssen schauen, was verzichtbar ist und was nicht“, sagt Schäfer, die hier durchaus noch Diskussionsbedarf sieht. Auch eine Umwidmung von Pfarrstellen in Diakonenstellen gehört zum Konzept.

Markus Schulz, Gemeindepfarrer an der Christuskirche Lörrach, und Christoph Zacheus-Hufeisen, Öffentlichkeitsbeauftragter des Kirchenbezirks Markgräflerland, machten die Umstrukturierungen am Beispiel des geplanten Kooperationsraums Rheinfelden-Grenzach-Wyhlen deutlich. Am Ende des Prozesses wird es am Hochrhein von derzeit sechs vorgesehenen Pfarrstellen nur noch vier geben. Dafür sind zusätzlich zwei Diakonenstellen vorgesehen. Ein Diakon könnte sich dann beispielsweise um die Kindergärten kümmern, eine Aufgabe, die bisher zusätzlich bei den Pfarrern lag. Geplant ist neben je einer Stelle für Land und Stadt auch eine „Experimentierstelle“, mit der neue Zielgruppen erreicht werden könnten.

Mit den Veränderungen sollen die neu geschaffenen Einheiten wieder arbeitsfähiger werden, so das Ziel. „Wir wollen, dass auch in Zukunft Kirche da ist, wo sie gebraucht wird: Bei den Menschen. Wo heute einzelne Hauptamtliche in einzelnen Gemeinden wirken, werden in Zukunft Teams von Hauptamtlichen gemeinsam für die Gemeinden einer ganzen Region zuständig sein.“

Im Rahmen des Strategieprozesses werden nun Modelle entwickelt, wie die Umstrukturierung gelingen kann. „Wir müssen neue Wege und auch neue Organisationsformen finden“, betonte Schulz.

Anpassung in drei Kürzungsschritten

Derzeit gibt es im Kirchenbezirk Markgräflerland noch 42 Pfarrstellen, 53 evangelische Gemeinden und rund 67 000 Mitglieder. Die Anpassung soll in drei Kürzungsschritten in den Jahren 2025, 2032 und 2036 erfolgen.

Aber auch die Kirchengebäude sind Bestandteil des Sparkonzepts. Für 30 Prozent dieser Gebäude wird es keine landeskirchliche Baubeihilfe mehr geben. Eine „Ampel“ soll bis zum Jahresende für Klarheit sorgen, wobei „Gelb“ für die noch unsicheren Kandidaten steht.

Zacheus-Hufeisen, im Bezirk Markgräflerland auch für die Gebäude zuständig, rechnet damit, dass dieses Thema mit Emotionen verbunden sein wird. Denn für einige der ortsbildprägenden Gebäude, an denen auch Erinnerung hängen, könnte dies möglicherweise auf einen Verkauf oder gar Abriss hinauslaufen.

Weitere Informationen

Mehr Informationen zum Strategieprozess der Landeskirche gibt es unter www.ekiba.de/2032. Interessenten an einer Arbeitsstelle bei der Kirche finden Infos unter https://www.himmlische-berufe.de.

Der geplante Neuzuschnitt

 Der Kooperationsraum Lörrach umfasst alle Lörracher Gemeinden samt Stadtteilen sowie die beiden Gemeinden in Steinen. Hier sollen bis 2036 insgesamt 2,5 Pfarrstellen und 1,5 Diakonenstellen wegfallen.

 Der Kooperationsraum Dreiland umfasst alle Weiler Gemeinden samt Stadtteilen sowie das Vordere Kandertal mit den Gemeinden Binzen-Rümmingen, Wittlingen-Schallbach und Eimeldingen-Märkt-Fischingen. Hier werden 1,83 Pfarrstellen und eine Diakoniestelle wegfallen.

 Der Kooperationsraum „Mittleres Wiesental“ umfasst die Schopfheimer Gemeinden samt Stadtteilen sowie die Gemeinden in Maulburg, Dossenbach, Hasel, Schwörstadt und Hausen. Hier entfallen 1,5 Pfarrstellen.

 Der Kooperationsraum „Rheinfelden-Grenzach- Wyhlen“ umfasst die dortigen Gemeinden. Hier entfallen 1,66 Pfarrstellen.

 Der Kooperationsraum Rebtäler umfasst die Gemeinden in Efringen-Kirchen samt Ortsteilen, die Gemeinden in Kandern samt Ortsteilen, die Gemeinde Am Blauen in Malsburg-Marzell sowie Bad Bellingen. Hier entfallen 2,33 Pfarrstellen und eine Diakonenstelle.

 Der Kooperationsraum Wisentäler umfasst das Kleine sowie das obere Wiesental. Hier entfallen 1,33 Pfarrstellen und 0,25 Diakonenstellen.

  Fazit: Von 16 einzusparenden Pfarrstellen, welche die Landessynode vorgibt, werden zwölf eingespart. Von 3,5 Diakonenstellen werden 4,75 eingespart.

Bei der Umrechnung von 1,25 Diakonenstellen in eine Pfarrstelle bedeutet dies, dass noch drei Pfarrstellen für das angestrebte Ergebnis fehlen. Hierbei will man flexibel auf noch nicht absehbare Entwicklungen reagieren.

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