Ähnliches gilt für sein russisches Pendant Stalin, dessen maßloses Misstrauen vielen als Beleg für seinen Wahnsinn gilt. „Diktatoren, die nicht misstrauisch sind, überleben nicht lange“, meinte Lütz hierzu. „Unter den Millionen Toten, die Stalins ganz normaler Wahnsinn forderte, waren sicher auch einige, die seiner Herrschaft tatsächlich hätten gefährlich werden können.“
Lütz verstand es während des knapp zweistündigen Abends, auch bittere Wahrheiten mit Leichtigkeit und Humor zu servieren. So meinte er, dass vieles, was als psychische Krankheit behandelt werde, ganz normal sei. „Wenn eine Frau nach Jahrzehnten von ihrem Mann verlassen wird und daraufhin in ein seelisches Loch fällt, ist das eine gesunde emotionale Reaktion.“ Er trat auch für ein Umdenken in der Psychiatrie ein: „Das Ziel der Behandlung bestimmt der Patient, und wir Psychiater dienen ihm dabei.“ Der Abend mit Manfred Lütz fand zur Feier des 30-jährigen Bestehens des Sozialpsychiatrischen Dienstes statt. Näheres dazu gibt es im Internet unter www.diakonie-loerrach.de/seelische-gesundheit.