Unter dem Patronat der Caritas hat das Trauma-Netzwerk für Flüchtlinge seine Arbeit aufgenommen. Haupt- und ehrenamtlich wird Menschen in den Unterkünften des Landkreises geholfen, die auf ihrem Weg nach Deutschland Grausames erlebten und deshalb zum Teil unter schlimmen Depressionen leiden.

 
Von Peter Ade
Kreis Lörrach. „Das ist nicht ausschließlich eine schwere Arbeit, sie ist auch beglückend, wenn sie gelingt“, beschreibt die Ärztin für Psychotherapie, Anke Reinbach, eine „spannende Herausforderung“. Um die Aufgabe optimal bewältigen zu können, haben der Arbeitskreis Miteinander (AKM), die Freundeskreise Asyl in Lörrach und Rheinfelden sowie der Caritasverband ihre Kräfte für traumatisierte Flüchtlinge gebündelt und sind froh, Mitstreiter mit großem Know-how an ihrer Seite zu wissen.
 
Menschen aus Krisengebieten sind aufgrund ihrer Erlebnisse häufig traumatisiert. Das Asylverfahren berücksichtigt dies jedoch kaum, so dass die Betroffenen oft zusätzlich leiden.
 
Ärzten in Praxen und Kliniken ist es zu verdanken, wenn die Menschen trotzdem zum Teil gut versorgt werden. Die Arbeit ist jedoch schwierig, da oft keine Dolmetscher zur Verfügung stehen. Vor allem Gemütserkrankungen können deshalb kaum abgeklärt werden.
 
Neue sozialpädagogische Fachkraft:
Diesem Defizit in der Versorgung will das Behandlungsnetzwerk gezielt entgegenwirken. Der Caritasverband schafft deshalb die hauptamtliche Stelle einer sozialpädagogischen Fachkraft als erste Anlaufstelle.
 
Deren Aufgabe wird es unter anderem sein, weitere Schulungen und Supervisionen der Sprachvermittler sowie spezifische Fortbildungsangebote für die im Netzwerk tätigen Psychotherapeuten in die Wege zu leiten. Zurzeit arbeiten im Landkreis 20 ambulante Psychotherapeuten und elf Sprachvermittler.
 
Der Bedarf:
Etwa 2130 Flüchtlinge leben in den Unterkünften des Landkreises, die meisten davon in Lörrach und Rheinfelden. „Der psychotherapeutische Betreuungsbedarf ist bei der hohen Zahl der festgestellten Traumata und deren Folgestörungen offensichtlich“, sagt Gudrun Schemel.
 
Die Caritas-Geschäftsführerin unterstreicht darüber hinaus: „Wird die notwendige Behandlung versäumt, so verstärkt sich die Symptomatik und es können die Angebote zur Integration nicht oder nur geringfügig wahrgenommen werden.“
 
Rund 40 Prozent der Asylbewerber und Flüchtlinge in Deutschland machten mehrfach traumatisierende Erfahrungen und durchlitten in ihrer Heimat Folter. Nach einer Vergewaltigung weisen mehr als die Hälfte der Opfer Traumafolgestörungen auf; nach der Folter sind es sogar 87 Prozent.
 
Insgesamt geht man davon aus, dass bei fünf bis sieben von zehn Flüchtlingen eine solche Störung vorliegt. Das Suizidrisiko nach einer Vergewaltigung bleibt über lange Zeit sehr hoch.
 
Geld:
Die Projektgruppe ist nach eigenen Angaben froh, dass der Landkreis und die AOK das Trauma-Netzwerk unterstützen. Der für Finanzierungsfragen zuständige Rolf Folk vom Projektpartner Freundeskreis Asyl würde sich über Zuwendungen aus der Bevölkerung freuen. Die Caritas hofft auf Fördermittel der „Aktion Mensch“ für die hauptamtliche Fachstelle.