Kreis Lörrach Wenn es an den Stunden hapert

Die Oberbadische
Informierten über die Situation an den Realschulen im Kreis Lörrach (von links): die stellvertretende Vorsitzende der GEW im Kreis Lörach, Angelika Beck-Bürkert, die GEW-Vorsitzende Anja Hanke und die Landtagsabgeordneten Rainer Stickelberger und Josha Frey. Foto: Adrian Steineck Foto: Die Oberbadische

Diskussion: GEW diskutiert mit den Landtagsabgeordneten Stickelberger und Frey das Thema Realschulen

Vom Lehrermangel bis zur verbindlichen Grundschulempfehlung reichte die Liste der Themen, welche die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Kreis Lörrach am Freitag mit den beiden heinischen Landtagsabgeordneten Rainer Stickelberger (SPD) und Josef „Josha“ Frey (Grüne) behandelte. Die Politiker waren zum „Stammtisch Realschule“ eingeladen worden und diskutierten mit Lehrern und Eltern.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. „Was kann die Realschule leisten, und was muss sie leisten?“, fasste Frey das Thema der Diskussion zusammen. Der Blick wurde dabei auf die acht Realschulen im Landkreis Lörrach gerichtet.

Dass es da häufig bereits an den geleisteten Unterrichtsstunden hapert, monierte eine Lehrerin. „Früher gab es sechs Mathestunden in der Woche, sodass den Schülern Zeit zum Üben blieb. Heute sind es meist nur noch vier.“

Oftmals gebe es auch schon Versäumnisse in der Grundschule. Die Folge sei, dass Kinder auf Grundschulniveau in den Orientierungsklassenstufen fünf und sechs abgehängt würden und dann frustriert in die siebte Klasse kämen. Auf der anderen Seite werde von den Lehrern gefordert, dass sie den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes gerecht werden müssten, was bei einer Schulklasse von 29 Kindern aber schlichtweg nicht geleistet werden könne.

Welche Folgen das auf Dauer für die Lehrer hat, legte Anja Hanke, Vorsitzende der GEW im Kreis Lörrach, dar. So erhalte sie bereits Anfragen von Lehrern, die fragen, welche Folgen das Aufheben ihres Beamtenverhältnisses für sie haben könne. Das sei eine neue Entwicklung, sagte Hanke.

Verbindliche Empfehlung wird weiterhin gefordert

Der Bruch sei laut Frey im Jahr 2012 mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung gekommen, als Eltern frei entscheiden konnten, auf welche weiterführende Schule sie ihr Kind schicken.

In der Folge seien viele Schüler, die nicht unbedingt über die notwendigen Voraussetzungen verfügten, von ihren Eltern auf die Realschule und das Gymnasium geschickt wurden. Seither fordern Lehrer regelmäßig eine Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung.

Denn der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung habe eine Entwertung der Haupt- und Realschulen mit sich gebracht, wie ein Diskussionsteilnehmer anmerkte. Wenn es in einer Klasse eine Spannbreite vom lernwilligen bis zum förderbedürftigen Kind gebe und es teilweise schon an einfachsten Verhaltensregeln fehle, mache dass den Beruf des Lehrers zu einer großen Herausforderung.

Hinzu komme der Umstand, dass es je nach Wohnort gar nicht die Wahl gebe, sein Kind nicht auf die Realschule zu schicken, wie eine Mutter aus Blansingen anmerkte.

Ungleichbehandlung ist ebenfalls ein Thema

Hier seien die öffentlichen Verkehrsmittel nicht gegeben, die es für die Schüler brauche.

Ein Lehrer brachte die Ungleichbehandlung von angestellten und verbeamteten Lehrern aufs Tapet. „Der Grundsatz vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit gilt hier nicht“, merkte er kritisch an.

Für Unsicherheit sorge auch der Umstand, dass die Lehrer mitunter selbst nicht wüssten, wie eine Schulabschlussprüfung genau aussehe und auf welches Ziel sie also mit ihren Schülern hinarbeiten.

Stickelberger und Frey notierten sich die wesentlichen Punkte der Diskussion und sagten zu, diese an Susanne Eisenmann, die zuständige Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, weiterzuleiten.

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