Kreis Lörrach Wie die Polizei Raser ins Visier nimmt

Michael Werndorff
Mal schnell über die Grenze nach Deutschland, um mit dem PS-starken Auto Gas zu geben: So mancher Unfall endete schon tödlich. Foto: Pixabay

Temposünder haben in der Vergangenheit immer wieder für schwere Verkehrsunfälle auf der A5 gesorgt. Mit einer neuen Geschwindigkeitsbegrenzung sollen PS-Boliden ausgebremst werden.

Auf gut 200 Kilometer pro Stunde beschleunigt ein Autofahrer, bevor es Sekunden später zu einem spektakulären Unfall kommt. Diese Szene ereignete sich unmittelbar nach dem Autobahnzoll Weil am Rhein in Richtung Norden. Wichtiges Beweismaterial für die Ermittlungen und das Verfahren lieferten die am Fahrzeug ausgelesenen Daten, wie Andreas Schaffhauser, Leiter des Verkehrsdiensts Weil am Rhein, im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. „Wir erleben diese Formel-1-Starts jeden Tag.“ Man könne von Glück reden, dass die Kollision beider Fahrzeuge nicht tödlich endete.

Für mehr Sicherheit sorgen

Solche Unfälle sollen sich nach seinem Willen nicht mehr wiederholen: Seit sechs Wochen gilt ab der Zollanlage ein neues ständiges Tempolimit, betont Schaffhauser, der Schlimmeres verhindern will. So sei bei der Verkehrsbehörde Südwest der Antrag auf die Temporeduzierung gestellt worden, der dann auch umgesetzt wurde. Von der Zollanlage bis zur Anschlussstelle Weil am Rhein gilt seit einigen Wochen ein Tempolimit von 60 Kilometern pro Stunde. Eine Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h gilt von der Anschlussstelle Weil bis zum Dreieck Weil am Rhein, wo das Tempolimit dann wieder aufgehoben ist. „Mir wäre ein kompletter Lückenschluss lieber“, sieht Schaffhauser weiteren Handlungsbedarf in Sachen Tempolimit. Man müsse die Leute ja nicht einladen, auf diesem Autobahnabschnitt Spaß zu haben.

Unschuldiger kommt ums Leben

Es seien eben die Einzelfälle, die für schlimme Unfälle sorgten. Die Unfallfahrer gehörten nicht einmal einer bestimmten Gruppe – Stichwort Raser und Autoposer – an. „Das ist dann auch einmal der Familienvater und nicht der junge Wilde, der aufs Gaspedal tritt.“ Dass dann unschuldige Verkehrsteilnehmer ihr Leben verlieren können, zeigt ein Fall vom August 2023, als ein alkoholisierter 31-Jähriger in seinem Porsche mit 240 km/h bei Efringen-Kirchen über die A5 bretterte und dabei in ein vorausfahrendes Auto, das halb so schnell unterwegs war, fuhr.

PS-Boliden sorgen immer wieder für Unfälle. Mit einem neuen Tempolimit soll sich das ändern. Foto: Pixabay

Dessen Fahrer starb nach der Kollision. Der Porsche-Fahrer sei ohne Ziel unterwegs gewesen, nur zum Spaß, um seinem Freund das PS-starke Gefährt zu präsentieren, erinnert der Leiter des Verkehrsdiensts. Laut Gutachter war der Aufprall aufgrund seiner massiven Wucht tödlich. Vor Gericht räumte der Fahrer seine Schuld erst nicht ein.

Beifahrer sollte Schuld auf sich nehmen

Zunächst wollte der Unfallverursacher seinen Beifahrer überreden, die Schuld auf sich zu nehmen. Er sollte sagen, er sei gefahren. Der 31-Jährige soll ihm dafür sogar Geld geboten haben. Bestätigt haben dies Zeugen im Gericht. Zu diesem Zeitpunkt war dem Raser allerdings noch nicht klar, dass ein Mann bei dem Auffahrunfall ums Leben gekommen war. Das Verfahren endete mit einer Bewährungsstrafe. Die Staatsanwaltschaft hat Revision eingelegt.

Die Temporeduzierung braucht es auch wegen der Ein- und Auffahrten, die Spurwechsel und eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderten. Die Formel-1-Starts hätten zudem zu hohen Differenzgeschwindigkeiten zwischen den überholenden und überholten Fahrzeugen geführt. Dann komme es schnell zu gefährlichen Situationen.

Polizeistreife hat Laserpistole stets an Bord

Anfangs lief noch eine Eingewöhnungsphase, in der die Verkehrsteilnehmer erkennen sollten, dass sich etwas geändert hat. Die Erkenntnis dürfte nun bei den meisten Fahrern angekommen sein, meint Schaffhauser. Demnach wird auch im besagten Streckenabschnitt die Einhaltung des Tempolimits kontrolliert.

„Und: All jene Verkehrsteilnehmer, die sich an die Regeln halten, erwarten, dass die Polizei die schwarzen Schafe aus dem Verkehr zieht.“ Die Polizei kontrolliert die geschwindigkeitsreduzierten Bereiche intensiv. „Wir beobachten das im 120er-Bereich ab Efringen-Kirchen regelmäßig“, führt Schaffhauser aus. Die Polizeistreifen stünden dort nicht zur Verkehrszählung, sondern würden mit Lasermessgeräten das Tempo kontrollieren. Bei einem Treffer nehme die Streife unmittelbar die Verfolgung auf – dabei gehe es auch mit hohen Geschwindigkeiten zu, so der Beamte.

Geräte haben sehr hohe Messgenauigkeit

Bei diesen Alltagskontrollen liege die Polizei allein bei der Lasermessung jährlich im vierstelligen Bereich, verdeutlicht Schaffhauser die Kontrolldichte. „Das ist das Handwerkszeug der Autobahnstreife – die hat ihre Laserpistole immer mit an Bord.“ Und die haben bei einer Toleranz von drei Prozent eine sehr hohe Messgenauigkeit. Darüber hinaus ist die Polizei auch mit Kamerasystemen präsent, deren Bilder von der Zentralen Bußgeldstelle ausgewertet werden. Darüber hinaus setzt die Polizei Blitzanhänger ein, die mittlerweile in jedem Polizeipräsidium verbreitet sind. „Sicher werden weitere Systeme angeschafft, das ist nämlich politischer Wille“, so Schaffhauser. Übrigens habe sich das nicht die Polizei ausgedacht, denn die Geräte müssten auch mit Personal ausgestattet werden. Schaffhauser lässt nicht unerwähnt, dass bei den stationären Messgeräten in der Regel mit engen Schwellenwerten nach gesetzlichen Vorgaben gearbeitet wird. Schon bei geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen löse das Gerät aus. Anders verhält es sich bei den Lasermessgeräten: „Wenn auf der Autobahn viel los ist, wollen wir die Richtigen erwischen –also Temposünder, die das Limit auch deutlich überschreiten.“

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