Kreis Lörrach Wie KI den Unterricht verändern wird

Michael Werndorff
Die weitere Digitalisierung und der Einsatz von KI werden die Schule grundlegend verändern. Dabei entstehen Chancen und Risiken. Foto: pixabay

Künstliche Intelligenz (KI) ist auch in den Schulen im Landkreis Lörrach auf dem Vormarsch: Für Lehrer kann die neue Technik eine Arbeitsentlastung darstellen. Schüler profitieren von individueller Unterstützung.

Die Digitalisierung in den Klassenzimmern im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Immer mehr ersetzen Beamer, interaktive Displays oder tragbare digitale Geräte die klassische Kreidetafel im Klassenzimmer. Inzwischen ist die Generation der „Digital Natives“, also Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, auch im Lehrerzimmer angekommen. Indes: Künstliche Intelligenz (KI) ist im Unterricht noch zu wenig Thema. Das zeigt der aktuelle BaWü-Check: Zwei Drittel der Bevölkerung wie auch der Eltern schulpflichtiger Kinder haben laut Umfrage nicht den Eindruck, dass den Kindern und Jugendlichen in den Schulen derzeit ausreichend vermittelt wird, welche Chancen und Risiken mit Künstlicher Intelligenz verbunden sind. Nur zehn Prozent der Bevölkerung und 17 Prozent der Eltern von Schulkindern halten die Schulen beim Thema Künstliche Intelligenz ausreichend gut aufgestellt.

Interesse an Fortbildung

Derweil hat die KI längst Einzug an den Schulen gehalten, wie Anja Hanke, ehemalige Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, im Gespräch mit unserer Zeitung darlegt. So nutzen unter anderem Lehrer der Albert-Schweitzer-Schule in Lörrach ab der sechsten Klasse KI zur Erstellung von Arbeitsblättern für den Einsatz im Unterricht, wie die Schule auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Und: „Seitens der Lehrer im Landkreis besteht ein sehr großes Interesse an Fortbildungen.“ Daraus lasse sich schließen, dass sich diese im Bereich KI fit machen und Künstliche Intelligenz im Unterricht einsetzen wollen, erklärt Hanke. Der Fokus liege darauf, wie Lehrer KI zum Vor- und Nachbereiten ihres Unterrichts nutzen können. „Das Thema ist voll in der Lehrkräftefortbildung angekommen.“ Ihre Botschaft: KI kann Lehrer entlasten, ist dieser doch ein geduldiger Assistent, der einem immer und überall zur Seite steht.

So sei KI vielmehr ein Werkzeug, ein Helfer im Unterricht – darin liege eine der großen Chancen. „Wir stecken erst in den Anfängen, da kommt noch eine ganz große Welle auf die Schulen zu“, weiß Hanke. Unterrichten, und was die Schüler an eigenen Aufgaben erledigen, werde sich ihr zufolge grundlegend verändern. Wie konkret? Das bleibe erst einmal abzuwarten, verweist sie auf eine rasante technische Entwicklung. „Es wird Fluch und Segen sein.“

KI kann zum Beispiel Texte übersetzen und damit jenen Schülern helfen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen. Oder: Die Software hilft denen, die sich keinen Nachhilfelehrer leisten können oder die im Elternhaus keine Unterstützung erfahren. Das sorge durchaus für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit, betont Hanke im Gespräch mit unserer Zeitung.

Mehr Chancengleichheit

So könnten schwächere Schüler auch von der KI profitieren. Schüler könnten viel individualisierter arbeiten und häufiger eine Rückmeldung erhalten. Denn: Eine Lehrkraft schaffe es nicht, permanent jeden Text dezidiert zu korrigieren. „Da sehe ich Chancen, wenn es darum geht, mittels der KI eigene Texte zu verbessern, Sprachen zu erlernen oder Inhalte zu recherchieren.“ Ein weiterer Vorteil sieht sie bei Urheberrechtsfragen: „Wenn ich ein Arbeitsblatt oder Bilder über KI generieren lasse, bin ich aus dem Schneider.“

Inhalte hinterfragen

Kritisch sieht Hanke derweil die Möglichkeit, dass Schüler ganze Referate von der KI schreiben lassen. Hier werde es für den Lehrer immer schwieriger, die originäre Leistung des Schülers zu bewerten.

Eine große Gefahr liege sicher darin, einen KI-generierten Text als bare Münze anzunehmen. Hier gelte es die Schüler ganz stark zu sensibilisieren, damit diese lernen, kritisch mit solchen Texten umzugehen und Inhalte zu hinterfragen. Und nicht zuletzt steht die Frage im Raum: Lernen Kinder und Jugendliche überhaupt noch, wirklich zu schreiben und Texte zu erstellen? Mit dem Vormarsch der KI rückt immer mehr der kritische Umgang mit den neuen Möglichkeiten in den Fokus, wie der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag in einer Mitteilung von Mittwoch schreibt: „In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung ist es dringend erforderlich, die Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit digitalen Medien zu schulen. Wir begrüßen daher die angestrebte Verordnung des Kultusministeriums, ein Fach Medienbildung für alle fünften bis elften Klassen verpflichtend einzuführen“, lässt sich Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen, zitieren.

Damit folge das Land Baden-Württemberg einer langjährigen Forderung aus der Wirtschaft, denn Schüler seien die Fachkräfte von morgen und müssten schon heute an einen verantwortungsvollen und sensiblen Umgang mit Medien herangeführt werden.

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