Kreis Lörrach „Wir müssen mehr hinschauen“

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Opferhilfe zentrales soziales Thema der Binzener Runde

Kreis Lörrach. Bei aller Feierlaune stand ein ernstes Thema im Zentrum der Binzener Runde: Der Informationsteil drehte sich um die Opferhilfe durch den Weißen Ring. Denn über Opfer von Gewalttaten werde viel zu wenig geredet, bemängelte Moderator Guido Neidinger.

Dieser sprach mit Siegfried Elis vom Weißen Ring in Waldshut über dessen ehrenamtliches Engagement und darüber, wie Menschen, die Opfer von Straftaten wurden, geholfen werden kann.

„Die Hilfen beginnen nicht erst bei großen Gewalttaten. Schon beim Diebstahl können wir mit Soforthilfen von bis zu 250 Euro Überfall-Opfern helfen, zum Beispiel, wenn die Rente nicht mehr bis zum Monatsende ausreichen sollte“, erklärte der pensionierte Polizeibeamte, der sich auch für die Spende des Vereins „Leser helfen Not leidenden Menschen“ in Höhe von 1000 Euro bedankte. Elis sprach über die praktische Tätigkeit, die vom Ferienaufenthalt bis zu einem Beratungsscheck für eine kostenlose Anwaltsberatung reicht. Analog gelte das auch für den psychosomatischen Beistand, sollte die Krankenkasse nicht dafür aufkommen. „Allein dieses Jahr haben wir bereits 50 Menschen helfen können“, so Elis. Manchmal helfe schon das Gespräch mit Opfern von Gewalt.

Betroffene gehen nach seiner Erfahrung unterschiedlich mit dem Leid, das ihnen angetan wurde, um. Am Beispiel einer Frau, die ihr Vergewaltigungsmartyrium in einer Broschüre zu Papier brachte, zeigte der pensionierte Beamte auf, dass Hilfsorganisationen wie der Weiße Ring oftmals der rettende Strohhalm sind, vor allem dann, wenn Opfer, was häufig der Fall ist, suizidgefährdet sind.

Im zweiten Teil der Veranstaltung bemängelte Justizminister Rainer Stickelberger, dass sich die Gesellschaft zu sehr mit den Straftätern beschäftige, weniger mit den Opfern. „Wenn die Straftäter verurteilt sind, ist das Thema erledigt – die Opfer werden vergessen “, sagte der Justizminister. Deswegen sei es wichtig, dass man sich um sie kümmere und nicht alleine lasse.

In diesem Zusammenhang stellte er auch die wichtige Rolle der ehrenamtlichen Hilfsangebote heraus. Opfer brauchen neben juristischer Unterstützung vor allem Hilfe im Alltag, psychologische Hilfe oder auch Zeugenschutzprogramme. Nach einem Urteilsspruch ist das Opfer aber wieder allein, daher könnten Juristen nur begrenzt helfen. „Deswegen ist Opferschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betonte Stickelberger.

Wichtig sei eine Kultur des Hinschaues. Positiv: Insgesamt geht die schwere Kriminalität zurück, was ein gutes Zeichen sei. Jeder Täter, der nicht rückfällig wird, ist ein Beitrag zum Opferschutz. 

Die an der Binzener Runde geführten Interviews werden wir demnächst in unserer Zeitung veröffentlichen

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