Lyrik: Preis an Markus Manfred Jung
Regio/Gerlingen. Markus Manfred Jung hat den Gerlinger Lyrikpreis 2022 und 2020 der Petra Schmidt-Hieber Literaturstiftung erhalten (wir berichteten). Am Dienstag überreichte die Stiftungsgründerin Petra Schmidt-Hieber in der Gerlinger Stadtbücherei den Preis.
Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, Sohn des alemannischen Mundartdichters Gerhard Jung, ist Schriftsteller und erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen.
Die Jury des Gerlinger Lyrikpreises begründet ihre Entscheidung für Markus Manfred Jung wie folgt:
„Markus Manfred Jung bringt die Mundart, in der er lebt, das Alemannische, in einer zeitgemäßen Art und Weise zum Klingen, zum Leuchten. Er arbeitet in seinen Gedichten mit dem Musikalischen und dem Lautmalerischen des Dialekts und erschließt mit seiner Gegenwärtigkeit Themen jenseits aller Tümelei.“
Walle Sayer, der die Laudatio hielt, sagt zu dem alemannischen Dichter: „In seiner Lyrik geht es ihm, laut einer Selbstaussage, vor allem darum, das eigene und eigen-artige Sprachinstrument Mund-Art in einer zeitgemäßen Weise zum Klingen zu bringen. Bei Jacob Grimm sind die Dialekte die Äste eines Sprachbaumes, die Mundarten die Zweige an den Ästen. Inzwischen sind Dialekte etwas, das von Instituten erforscht wird. Mundarten sind sich wandelnde, gesprochene Alltagssprachen, die ihre verbliebenen Refugien haben. Und irgendwo im Hinterkopf schwirrt noch das geflügelte Wort vom Dialekt als Goldreserve der Hochsprache.
Eine andere Art von Denken, Sehen, Empfinden und Fühlen
Die Mundart sei die Sprache mit der größten Notwendigkeit, konstatierte Martin Walser einmal. Und meinte damit vielleicht, dass es Dinge, Sachverhalte gibt, die sich, so wie sie sind, nur in Mundart ausdrücken lassen. Die Mundart ist also nicht nur eine andere Art zu sprechen, sondern sie ist eine andere Art von Denken, Sehen, Empfinden und Fühlen, hat ihre eigene Modulation von Wirklichkeit, eine andere Gedächtnisfrequenz.“
