Kreis Lörrach Zeitgemäße Konzepte entwickeln

Rolf Rombach

Schule: Medienkompetenztag soll Lehramtsanwärter auf die digitale Welt in Schulen vorbereiten

Um künftige Lehrkräfte besser auf die digitale Unterrichtswelt vorzubereiten, findet im Rahmen der Ausbildung am Seminar für Grundschullehrkräfte in Lörrach regelmäßig ein Medienkompetenztag statt. Dieser Tage gab es die jüngste Ausgabe komplett digital.

Von Rolf Rombach

Kreis Lörrach. Mit einer Live-Umfrage unter den Teilnehmern zeigte Stefan Eigel, Bereichsleiter Medienbildung am Seminar, zu Beginn auf, wie sehr die Mediennutzung inzwischen mit Streaming- und Messenger-Diensten sich ins Internet verlagert habe. Schon Kleinkinder kämen früh in Kontakt mit digitalen Endgeräten. Sei es, um beschäftigt zu werden, oder in der Hoffnung, dass durch Lernspiele Fortschritte gemacht werden könnten.

Berufsleben digitalisiert

Inzwischen sei auch nahezu das komplette Berufsleben digitalisiert, weshalb die Kultusministerkonferenz vor rund zehn Jahren bereits das Thema „Bildung in der digitalen Welt“ aufgenommen habe, um auch kritisches Reflektieren als Bestandteil des Bildungsauftrags zu vermitteln. Zwar könne so ein Teil der Technik vermittelt werden, doch es fehle die Zuständigkeit für die Vermittlung der Gefahren und Grenzen, die mit Urheber- und Persönlichkeitsrechten sowie dem Daten- und Jugendmedienschutz verbunden sind.

Den Impulsvortrag der Veranstaltung gab Thomas Irion, Direktor des Zentrums für Medienbildung und Abteilungsleiter Grundschulpädagogik, an der pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.

Schulen kaum verändert

Eingangs zitierte er den südafrikanischen Erziehungswissenschaftler Seymour Papert: Er verglich das Arbeitsfeld eines Chirurgen und das eines Lehrers um 1894 und 1994. Während die Möglichkeiten der Medizin sich komplett gewandelt hätten, hätten sich Schulen in 100 Jahren kaum verändert.

Mit dem nun eingetretenen digitalen Wandel sieht Irion einen „Game Changer“, der die Entwicklung zu zeitgemäßen Konzepten ermögliche und erfordere.

Skepsis der Anfangszeit

Als um 2000 Computer ihren Einzug in Schulen hatten, seien die Chancen überschätzt und Probleme unterschätzt worden. Fehlende Nutzerfreundlichkeit und Probleme in der Unterrichtsintegration führten zu einer Skepsis bei Lehrkräften, die bis heute andauere. In der ICILS-Studie von 2018 stimmten nur 41 Prozent der befragten Lehrkräfte der Aussage zu, digitale Medien hätte eine wichtige Priorität.

Irion nennt dazu vier Thesen, die das widerlegen sollen: Digitale Medien gehören inzwischen zum Leben dazu. Daher müssten die Menschen befähigt werden, selbst die digitale Welt zu durchschauen. Des Weiteren nennt der Professor die Möglichkeit, durch neue Medien hinzulernen zu können, und die vereinfachte und direkte Kommunikationsmöglichkeit. „Die digitale Grundbildung ermöglicht Kindern eine sicherere Teilhabe“, sagt Irion und stellt diese Kompetenz neben die „Klassiker“ lesen, schreiben und rechnen. „Ich wage sogar die These: Die fehlende Medienkompetenz ist die Grundlage für die erhöhte Empfänglichkeit von Querdenker-Theorien bei der Generation Ü50, da hier Recherche-Kompetenzen im Internet nicht vorliegen.“

Grundlagen vermitteln

Schüler sollten sowohl moralische, soziale als auch ästhetische Grundlagen vermittelt bekommen, weshalb der Grundschulverband in der Frankfurter Erklärung vier Zieldimensionen formuliert hat: Analyse, Reflexion, Gestaltung und Nutzung. Um dies zeitgemäß umsetzen zu können, fanden im Anschluss an den Vortrag zahlreiche Workshops für die rund 120 Teilnehmer statt, bei denen verschiedene Programme, Apps und Homepages vorgestellt wurden, die den Unterricht an der Grundschule ergänzen können.

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