Kreis Lörrach Zielstrebig handeln und offen sein

Regine Ounas-Kräusel
Tauschten sich aus (v.l.): Aikaterini Nakou, Marlene Körschges, Monika Neuhöfer-Avdic, Fabienne Erbel, Karin Maßen. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Fünf erfolgreiche Frauen aus der Region berichten im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Internationalen Frauentag im Nellie Nashorn von ihren Erfahrungen.

Auf dem Podium saßen Aikaterini Nakou, Professorin für Data Science Duale Hochschule (DHBW) Lörrach, Marlene Körschges, Führungskraft bei der funke-Mittelstands GmbH, Monika Neuhöfer-Avdic, Baubürgermeisterin der Stadt Lörrach, Fabienne Erbel, Co-Geschäftsführerin der IT-Beratungsfirma iSecure und Karin Maßen, Leiterin des Theaters tempus fugit.

Ganz geradlinig verlief die Karriere bei keiner der Frauen. Als Erfolgsfaktoren nannten sie zielstrebiges Handeln bei gleichzeitiger Offenheit für neue Erfahrungen, außerdem Menschen, die hinter ihnen stehen – in Familie oder Arbeitswelt.

Bei der Podiumsdiskussion, welche die Duale Hochschule (DHBW) Lörrach und das Nellie Nashorn veranstalteten, ging es auch um die Frage: Wie können junge Frauen für Berufe in Naturwissenschaft und Technik begeistert werden?

Nicht alle Frauen auf dem Podium hatten den Weg in einen solchen MINT-Beruf geplant. Fabienne Erbel, seit zehn Jahren in der IT-Beratung tätig, wollte ursprünglich an der DHBW Personalwesen studieren. Als sie sich im Praxisbetrieb vorstellte, bot man ihr dort einen Platz als DHBW-Studentin für IT an, und sie griff zu.

Neuhöfer-Avdic wusste nach ihrem Abitur nur, dass sie morgens nicht so früh aufstehen wollte, wie ihr Bruder in seiner Ausbildung. Also bewarb sie sich für ein Studium in Geografie und, genau wie eine Freundin, in Architektur. Später wählte sie zur Architektur Stadtplanung hinzu, weil sie „sich dafür interessierte, wie Menschen zusammenleben können.“ Alle fünf Frauen bewältigten Herausforderungen. Fabienne Erbel wurde als junge Frau in einem 50-köpfigen IT-Entwicklerteam mit nur drei Frauen vielleicht etwas unterschätzt. Doch auf Nachfrage von Moderatorin Katja Wiedemann erzählte sie, dass dies auch Vorteile hatte: Das Team und insbesondere ihr Vorgesetzter bemühten sich um ihr Wohlbefinden. Eine Zuhörerin schilderte weniger gute Erfahrungen.

Heftige Widerstände

Karin Maßen, die 1995 mit Schultheater begann, erzählte von heftigen Widerständen, etwa von Zweifeln ihrer Bank, ob sie als Frau überhaupt rechnen könne. Sie erzählte aber auch von Unterstützung durch den damaligen Burghofchef Helmut Bürgel, durch das Nellie Nashorn, das einen Raum bereitstellte. Auch ihre Familie stand hinter ihrer Theaterarbeit. Als Maßen, ursprünglich Gymnasiallehrerin, den sicheren Beamtenstatus erhalten sollte, habe ihr Mann abgeraten: „Das darfst du nicht!“

Aikaterini Nadou kam nach einem Studium zur Forst- und Umweltingenieurin nach Freiburg, um an der Universität ihren Doktor in Biostatistik zu machen. Groß war der Schock, weil sie die Arbeit auf Deutsch verfassen musste. Doch das habe die Grundlage dafür gelegt, dass sie dauerhaft in Deutschland leben und arbeiten könne, sagte sie.

Neuhöfer-Avdic schilderte, wie sie als vierfache Mutter gelernt habe, Probleme zu lösen, was ihr auch als Baubürgermeisterin zugutekomme. Als sie im Studium ihr erstes Kind bekam, hätten mehrere Studentinnen mit Kindern einen Raum gemietet und ihre Kinder reihum betreut.

Marlene Körschges, bei der funke-Mittelstands GmbH unter anderem für Personalstrategien zuständig, wollte ohne Karriereknick auch Mutter werden. Daher gründete sie das Netzwerk Adulty. Es ermöglicht Führungskräften, während der Elternzeit in ihrer Firma in Teilzeit an Projekten zu arbeiten.

Körschges stellte außerdem das Projekt „ProTechnicale“ ihrer Firma vor, mit dem junge Frauen für MINT-Berufe begeistert werden sollen. Neuhöfer-Avdic nannte das Schülerforschungszentrum Phaenovum mit vergleichbarem Ziel und warb für den öffentlichen Dienst als „tollen Arbeitgeber für Gleichberechtigung“ mit gleicher Bezahlung und flexiblen Arbeitszeiten.

Als eine Zuhörerin von unzureichenden Kita-Angeboten, insbesondere für Kinder mit Handicap, sprach, stimmte die Bürgermeisterin ihr zu, sagte aber auch: Die Kommunen alleine könnten das nicht stemmen.

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