Kreis Lörrach Zunehmende Regulierung sorgt für Kritik

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91 Prozent der befragten Unternehmen im Kammergebiet der IHK Hochrhein-Bodensee sind stationäre Händler, 45 Prozent betreiben einen eigenen Online-Shop. Foto: Pixabay

Die Bürokratie belastet den Einzelhandel in der Region. Das zeigt eine Auswertung der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee.

„Zeitmangel durch Bürokratie ist und bleibt eine große Herausforderung für Händlerinnen und Händler“, sagt IHK-Handelsreferent Eckhart Fink. In Sachen Digitalisierung schätzen die heimischen Händler ihr Wissen auf einer Skala zwischen eins und zehn deutlich besser ein als die Kollegen in Baden-Württemberg. Der Landesschnitt liegt bei 5,9, im Bereich der IHK Hochrhein-Bodensee bei 6,4 Punkten und damit besser als im bundesdeutschen Mittel: Hier sind es 6,1 Punkte. Dazu passt, dass sich die Unternehmen im Kammergebiet auch besser auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet fühlen. Während der Mittelwert in Deutschland bei 5,8 und im Land bei 5,7 liegt, beträgt er im Gebiet der IHK Hochrhein-Bodensee 6,1.

Die Befragung zur Studie, an der sich 53 IHKs direkt beteiligt haben – darunter die IHK Hochrhein-Bodensee – lief im dritten und vierten Quartal 2024. Deutschlandweit wurden 2096 Einzelhändler befragt. Die Studie für die Landkreise Lörrach, Waldshut-Tiengen und Konstanz basiert auf 65 Rückmeldungen. Für Eckhart Fink „eine gute und vor allem repräsentative Auswahl“. Der Vorgänger der IHK-ibi-Handelsstudie 2024 wurde 2020 veröffentlicht.

Digitale Innovation

Die Auswertung – sowohl für Deutschland, Baden-Württemberg als auch für die Region der IHK Hochrhein-Bodensee – machen die großen Herausforderungen für den Handel sichtbar. So sehe sich der Einzelhandel immer häufiger mit der Aufgabe konfrontiert, hybride Vertriebsstrategien zu entwickeln und digitale Innovationen sowie analoge Kundenerwartungen gleichermaßen zu integrieren. „Die Unternehmen müssen heute auf verschiedenen Vertriebskanälen unterwegs sein, ohne ihre Lauf- und Stammkundschaft aus dem Blick zu verlieren. Keine leichte Aufgabe“, sagt Fink.

Fachlich ist das laut Fink kein großes Problem. „Unseren Händlerinnen und Händlern fehlen einfach die zeitlichen Ressourcen.“ Und zwar nicht nur dafür. Auch gebe es wenig Luft, um Zukunftsstrategien für das eigene Geschäft zu entwickeln. Zumal der Faktor Bürokratie in vielen Fällen als Bremse fungiere. „Das wird in der Studie deutlich.“ Auf einer Skala von eins – für kaum – bis zehn – für sehr stark – sollten Händler benennen, wie sehr sie sich durch bürokratische Vorgänge eingeschränkt fühlen: Mehr als ein Viertel vergaben zehn Punkte, im Mittelwert waren es 7,8 Punkte. Größte bürokratische Belastung ist danach die Datenschutzgrundverordnung, gefolgt von den „Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“.

Zunehmende Regulierung

Einen negativen oder sehr negativen Einfluss auf das bisherige Geschäftsmodell habe zudem eine „zunehmende Regulierung“. Das sehen zumindest mehr als 80 Prozent der Befragten so.

Auch die Marktmacht globaler Anbieter sorgt für Stirnrunzeln. Zwar bewerten 70 Prozent der Händler im Kammergebiet deren Aktivitäten als Herausforderung für den eigenen Erfolg. „Trotzdem gehen rund 80 Prozent von steigenden Umsätzen im Online-Geschäft aus“, zitiert Fink aus der Studie. Damit einher gehen „spürbare Investitionen in die digitale Sichtbarkeit“. 91 Prozent der befragten Unternehmen im Kammergebiet sind stationäre Händler, 45 Prozent betreiben einen eigenen Online-Shop.

Mehr Ladendiebstähle

Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen mit stationärem Geschäft werden Ladendiebstähle zu einem immer größeren Problem. Zwar sprechen 40 Prozent von einer unveränderten Tendenz, 29 Prozent bemängeln allerdings eine Zunahme – zwölf sprechen sogar von einer starken Steigerung. Zehn Prozent können oder wollen die Frage, ob sie im vergangenen Jahr von Diebstählen betroffen waren, nicht beantworten. 55 Prozent berichten, dass sie Opfer von Diebstählen geworden sind.

Weniger Laufkundschaft

Die derzeit größte Herausforderung für den stationären Handel sehen mehr als 55 Prozent der Befragten in den hohen Energiepreisen. Zudem verzeichnen mit 49 Prozent der Händler eine sinkende Passantenfrequenz. Deshalb sei die Arbeit der Innenstadtberaterin Victoria Arens von der IHK Hochrhein-Bodensee so wertvoll, sagt Eckhart Fink: Sie unterstützt Kommunen und lokale Handelsverbände, um mehr Leben in die Einkaufsstraßen und Innenstädte zu bringen.

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